Mit seiner scharfen Kritik an mangelnder Unterstützung des Vereins Werder Bremen durch Stadt und Land Bremen ist Werders Sportchef Frank Baumann offenbar übers Ziel hinausgeschossen. „Werder Bremen und das Land arbeiten seit Jahren intensiv bei Betrieb und Finanzierung des Weserstadions zusammen. Wir können die Sichtweise von Herrn Baumann daher nicht ganz nachvollziehen“, erklärte der Sprecher des Wirtschaftsressorts, Kai Stührenberg. Es könne keine Rede davon sein, dass Werder in den vergangenen 15 Jahren „keinen Euro, keinen Cent von Stadt oder Land bekommen hat, was Infrastruktur betrifft“, wie Baumann behauptet hatte.
Wie berichtet, hatte Frank Baumann seinem Unmut über fehlende öffentliche Förderung bei einer Pressekonferenz am Donnerstag Luft gemacht. Der Auslöser war der Streit um die Polizeikosten bei Hochrisikospielen in Bremen. Neben der Deutschen Fußball-Liga (DFL) soll auch Werder laut der ersten Rechnungsstellung mindestens 584 000 Euro für vier Hochrisikospiele zahlen. Werders Geschäftsführer Sport Baumann sieht in dieser Belastung einen erheblichen Wettbewerbsnachteil für Werder, den Innensenator Ulrich Mäurer zu verantworten habe. In einem Rundumschlag machte der Werder-Sportchef aber auch der gesamten Politik den Vorwurf, den Verein zu wenig zu unterstützen.
Trotz der gegensätzlichen Auffassungen in Sachen Unterstützung für Werder waren Vertreter von Politik und Verwaltung im Gespräch mit unserer Zeitung am Freitag sichtlich darum bemüht, den Streit mit dem Verein nicht eskalieren zu lassen. So erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende in der Bremischen Bürgerschaft, Mustafa Güngör, es bestehe „kein Interesse daran, uns öffentlich mit Werder Bremen zu streiten“. Zweifelsfrei sei der Verein ein wichtiger Botschafter für die Stadt und das Bundesland, hob Güngör hervor. „Die Äußerungen von Frank Baumann haben wir aber mit einer gewissen Verwunderung zur Kenntnis genommen“, so der SPD-Politiker, „denn sachlich sind sie nicht ganz zutreffend“. Bremen habe durchaus finanzielle Unterstützung geleistet, etwa in Form von Bürgschaften oder auch als direkte Zuwendung beim Hochwasserschutzprojekt.
Wie die Unterstützung des Vereins aussah, erläuterte das Wirtschaftsressort in einer Stellungnahme. Im Jahr 2005 habe Bremen das gesamte Stadion im Wege eines Erbbauvertrages in die „Bremer Weser-Stadion GmbH“ (BWS) eingebracht. Alle Bau- und Ausbaumaßnahmen seien bis dahin ausschließlich aus städtischem Geld finanziert worden.
Die Stadt stärkt dem Verein den Rücken
Heute sind Werder und die Stadt, vertreten durch die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB), je zur Hälfte Anteilseigner am Stadionbetreiber BWS. „Die Stadt stärkt dem Verein auf diese Weise den Rücken, bürgt für Kredite und verhilft ihm damit zu günstigeren Konditionen. Damit ist die Stadt auch in wirtschaftlicher Hinsicht eine wichtige Stütze für den Verein“, betont der Sprecher des Wirtschaftsressorts.
Darüber hinaus habe die Stadt auch kleinere Maßnahmen wie zum Beispiel den Umbau des sogenannten Auswärtsfanbereichs 2016 mit 175.000 Euro unterstützt. Bremen habe ferner der BWS im Rahmen des Hochwasserschutzprojektes für das Teilprojekt „Raum- und landschaftsbezogene Maßnahmen (Grüne Promenade)“ eine Zuwendung von 2,2 Millionen Euro gewährt. Und auch die jährlichen 34.000 Euro Pflegekosten für die Trainingsplätze 11, 12 und 18 in der Pauliner Marsch, die überwiegend von Werder, aber auch von anderen Vereinen und Schulen genutzt werden, zahlt nach Angaben des Sportressorts die Stadt.
Die Bürgschaften für die „Bremer Weser-Stadion GmbH“ im Zusammenhang mit den Stadionumbauten sowie den Maßnahmen für den Hochwasserschutz belaufen sich laut Wirtschaftsbehörde auf derzeit rund 23 Millionen Euro. Im Sommer 2008 war damit begonnen worden, das Weserstadion zu einer reinen Fußballarena umzubauen. Es entstanden auch ein neues Dach mit der bundesweit größten Fotovoltaik-Anlage auf einer Arena sowie eine Fassade, die ebenfalls mit Fotovoltaik-Zellen bestückt wurde.
Die von der BWS finanzierten Kosten betrugen rund 76 Millionen Euro und erforderten eine hohe Kreditaufnahme. „Sollten Pachtzahlungen von Werder zum Beispiel nach einem Ligaabstieg nicht mehr geleistet werden können, so ist Bremen durch die Beteiligung an der Bremer Weser-Stadion GmbH und durch die Bürgschaft unmittelbar an diesem finanziellen Erfolgsrisiko beteiligt“, erläutert Kai Stührenberg.
Finanzlücke bei der BWS
Im Jahr 2013 hatte es außerdem eine Finanzlücke bei der BWS gegeben, sodass die städtische Wirtschaftsförderung und Werder Bremen jeweils 1,5 Millionen Euro nachschießen mussten – auch das also eine Unterstützung des Vereins in Euro und Cent.
Keine Frage ist für den Sprecher des Wirtschaftsressorts, dass die Stadt auch von Werder Bremen profitiert. „Die Effekte liegen zum einen im direkten Umsatz durch Stadionbesucher, in den Arbeitsplätzen, Einnahmen über den Erbbaupachtvertrag und auch in Bezug auf die überregionale Wahrnehmung“, zählt Kai Stührenberg die positiven Aspekte auf. Sein Fazit: „In diesem Sinne werden wir auch weiterhin partnerschaftlich mit dem Verein zusammenarbeiten.“ Funkstille soll zwischen dem Verein und der Politik nicht herrschen, wie auch SPD-Fraktionschef Mustafa Güngör betont. Er kündigt an, die Differenzen in Gesprächen mit Frank Baumann aufklären zu wollen: „Wir werden in eine der kommenden Fraktionsvorstands-Sitzungen den Geschäftsführer Fußball von Werder Bremen einladen, um uns sachlich über diese offenbar unterschiedlichen Sichtweisen auszutauschen.“