Die Polizei in Bremerhaven stößt bei der Bearbeitung der Brandserie in der Seestadt an ihre Grenzen. Um die Aufklärung voranzubringen, hat nun der Direktor der Ortspolizeibehörde, Harry Götze, die Bekämpfung dieses "Deliktphänomens" zum Behördenschwerpunkt erklärt. Zuvor war bereits eine Sonderkommission („Soko Feuer“) bei der Polizei eingerichtet worden.
In einer Besonderen Aufbauorganisation (BAO) geht die Polizei allen Taten nach, sammelt Spuren, wertet sie aus und überprüft sie auf eventuelle Tatzusammenhänge. Trotz umfangreicher Ermittlungen und obwohl zusätzliches Personal in allen Stadtteilen eingesetzt worden sei, sei es bisher nicht gelungen, die Zahl der Brandstiftungen einzudämmen, teilte die Polizei am Donnerstag mit.
Zahl der Brände erneut gestiegen
In diesem Jahr wurden laut Polizei in Bremerhaven insgesamt bereits 65 Branddelikte registriert; im ersten Quartal 2018 waren es noch 40 Fälle. Den Großteil der Brände machten Müll- und Kleidercontainerfeuer aus, in zehn Fällen waren jedoch auch Wohnhäuser und Gebäude betroffen.
In knapp drei Viertel der Fälle war der Norden der Stadt Einsatzgebiet, zu etwa 25% der Süden. Allein knapp die Hälfte aller Fälle wurde in den Ortsteilen Eckernfeld, Klushof und Twischkamp registriert.
Aufklärung schwierig
Die Täter gehen nach den Erfahrungen der Polizei sehr unterschiedlich vor, sie handeln einzeln, aber auch in kleineren Gruppen. Die Motive seien offenbar so vielschichtig wie die Unterschiede zwischen den Tätern selbst.
Die Bekämpfung dieser Straftaten sei sehr schwierig, so die Polizei weiter. Spuren, die auf die Täter hindeuten könnten, seien oft nur schwer zu finden, weil sie durch das Feuer selbst vernichtet wurden. Außerdem fehle es häufig an aussagekräftigen Zeugenhinweisen.
Branddelikte gelten als gemeingefährliche Straftaten; besonders deutlich werde dies am Beispiel der Brandlegung in einem Wohnhaus in der Heinrichstraße, bei der eine Mülltonne im Hausflur angezündet wurde.
Wie arbeitet die BAO?
In der BAO Feuer arbeiten nun mehr als 40 Polizeibeamte zusammen. Da die Polizei Bremerhaven mittlerweile nach eigener Aussage an ihre personellen Grenzen gelangt ist, wurden zur Verstärkung der BAO Beamte der Polizei Bremen angefordert.
Es wurden Teams gebildet, die sich mit Brandlegungen in Gebäuden, an Fahrzeugen, in Parzellen oder Kleider- und Müllcontainern befassen. Brennpunkte, Brandursachen und Hinweise auf Tatverdächtige herauszuarbeiten bilden hier laut Polizei die Schwerpunkte. Die Beamten arbeiten dabei auch in zivil. Vor allem zu "tatkritischen Zeiten" werde man die Präsenz erhöhen und vermehrt Personenkontrollen durchführen.
Neben der Überführung der Täter verfolgt die Polizei nach eigenen Angaben auch einen vorbeugenden Ansatz. So solle die Bevölkerung nicht nur für dieses Phänomen sensibilisiert sondern auch geschult werden, um bei einer Brandlegung vorbeugend zu handeln, ähnlich wie bei der Einbruchprävention. Auch in diesem Bereich bekommen die Bremerhavener Verstärkung von der Polizei Bremen. Zudem erfolgt ein enger Austausch mit dem Landeskriminalamt.