Die Zahl der Trickbetrügereien in Bremen hat zu Beginn des Jahres deutlich zugenommen. „In den ersten Wochen 2025 verzeichnen wir eine auffällige Häufung solcher Delikte“, sagt Polizeisprecher Nils Matthiesen. Es gebe aber auch gute Nachrichten.
Falsche Polizisten, falsche Handwerker, angebliche Pflegedienst-Mitarbeiterinnen… Mehrmals die Woche tauchten zuletzt in den Polizeimeldungen wieder Trickbetrügereien auf. Opfer sind dabei vornehmlich ältere Menschen. So rief vor Kurzem ein angeblicher Bankmitarbeiter einen 93-Jährigen in der Gartenstadt Vahr an und bat ihn darum, einen vierstelligen Betrag abzuheben. Unter den Mitarbeitern der Bank gebe es ein schwarzes Schaf, deshalb müsse das Geld des Seniors gesichert werden.
Ein anderer vermeintlicher Mitarbeiter einer Bank meldete sich bei einer 86-Jährigen in Vegesack und erklärte ihr, dass Betrüger versuchten, von ihrem Konto aus Geld ins Ausland zu überweisen. Kurze darauf stand dann ein angeblicher Polizist vor ihrer Tür. Aus „Sicherheitsgründen“ händigte die betagte Frau dem Täter Schmuck, Bargeld und EC-Karten aus.
Erfolgreich war zuletzt mehrfach auch die Masche "falsche Handwerker": Unter dem Vorwand, die Wasserleitung prüfen zu müssen, gelangten am vergangenen Wochenende Betrüger in die Wohnung ihrer Opfer. Dort lenkten sie die Bewohner ab, indem sie sie aufforderten, die Wasserhähne im Badezimmer aufzudrehen. Währenddessen durchsuchten die Täter Schränke und Schubladen und verschwanden anschließend mit ihrer Diebesbeute.
Insgesamt aber hat die Anzahl der „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“ in Bremen seit 2019 kontinuierlich abgenommen. Wurden 2019 noch 1.603 Fälle registriert, so sank diese Zahl bis auf 796 im Jahr 2023. Der rückläufige Trend setzte sich laut Polizei auch 2024 fort, konkrete Zahlen hierzu nennt sie nicht. Als wesentlichen Grund für den Rückgang der Fallzahlen vermutet die Polizei die gewachsene Sensibilität älterer Menschen.
Im Kampf gegen die Betrüger konnte die Bremer Polizei zuletzt so auch Erfolge erzielen. So wurden im November 2024 nach Durchsuchungen im Bremer Stadtgebiet und in Niedersachsen vier Tatverdächtige festgenommen, die im Verdacht stehen, als falsche Polizeibeamte über mehrere Monate eine Vielzahl von Straftaten begangen zu haben. Im Rahmen der Durchsuchungen wurden eine Schusswaffe, Schreckschusswaffen, Mobiltelefone sowie Bargeld beschlagnahmt, berichtet Nils Matthiesen.
Bandenmitglieder festgenommen
Im Dezember durchsuchten Ermittler bei einem Großeinsatz gegen eine Betrügerbande in Bremen vier Objekte und nahmen drei Tatverdächtige fest. Die Bande, bestehend aus drei Männern und zwei Frauen, hatte laut Polizei seit Mitte 2023 deutschlandweit ältere Menschen betrogen, indem sie sich als Polizisten, Bankmitarbeiter oder Staatsanwälte ausgaben.
Im Januar dieses Jahres schnappte die Polizei in Sebaldsbrück drei Frauen, die sich als falsche Pflegedienst-Mitarbeiterinnen ausgegeben und Senioren bestohlen hatten. Ebenfalls im Januar durchschaute ein 84-Jähriger aus Schwachhausen die Masche falscher Polizisten und alarmierte die echte Polizei. Bei der fingierten Übergabe wurden zwei Verdächtige festgenommen. Nicht anders erging es einem weiteren falschen Polizisten in Schwachhausen. Hier lockte ein 85-Jähriger einen 20-jährigen Betrüger unter einem Vorwand in sein Haus, wo er von der Polizei festgenommen wurde.
Generell sei auf der Täterseite bundesweit eine stetig steigende Professionalisierung festzustellen, sagt Polizeisprecher Matthiesen. Neben diesen gut organisierten, häufig aus dem Ausland agierenden Tätergruppen seien aber auch regionale „Trittbrettfahrer“ aktiv. „Auch deren Vorgehensweise ist aus polizeilicher Sicht aber nicht als dilettantisch zu bezeichnen.“
Zu den derzeit häufigsten Maschen gehört neben falschen Polizisten, Bankmitarbeitern und Handwerkern nach wie vor der „Enkeltrick“: Betrüger geben sich oft per SMS oder WhatsApp als Enkel aus, die in einer finanziellen Notlage sind, und bitten um schnelle Hilfe. Eine weitere Masche sind „Schockanrufe“. Hierbei täuschen Betrüger Notsituationen vor, wie zum Beispiel den Unfall eines Familienangehörigen, und fordern hohe Geldsummen für angebliche Notoperationen.
Täter bauen Druck auf
„Die Betrüger lassen sich immer wieder neue Varianten einfallen“, warnt Matthiesen. Die Erzählungen wirkten dabei oft sehr schlüssig und glaubwürdig. Ziel der Betrüger seien in der Regel Geld und Wertsachen, gedrängt würde aber auch auf den Abschluss von Verträgen oder Vollmachten. Gemeinsam sei allen Maschen, dass die Täter zeitlichen und emotionalen Druck aufbauen, um ihre Opfer zu schnellen und unüberlegten Entscheidungen zu drängen. Häufig würden die meist sehr alten Opfer aber auch einfach nur eingeschüchtert.