Gegen sogenannte Autoposer will die Innenbehörde schon bald ein neues rechtliches Instrument einsetzen. Als Vorbild dienen Städte wie Hamburg und Mannheim. Dort setzt man im Kampf gegen Autofahrer, die sich mit PS-starken und auf Lautstärke getrimmten Fahrzeugen provokant in Szene setzen, neben polizeilichen Kontrollen auch auf sogenannte Unterlassungsverfügungen. In einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linken kündigt das Haus von Senator Ulrich Mäurer (SPD) an: Sobald in Bremen die verwaltungstechnischen Voraussetzungen geschaffen sind, soll "konsequent mit Unterlassungsverfügungen gegen Poser vorgegangen" werden.
In Hamburg passiert das bereits seit etwa zwei Jahren, wenn auch nur in zahlenmäßig geringem Umfang, wie ein Sprecher der dortigen Polizeibehörde auf Anfrage des WESER-KURIER mitteilt. Per Verfügung wird einem Autofahrer beispielsweise aufgegeben, das Fahren mit unzulässigem Lärm zu unterlassen. Dabei wird regelmäßig ein Zwangsgeld bei Zuwiderhandlung angedroht. Auch andere Sanktionen wie die Sicherstellung des Fahrzeugs bis hin zur Erzwingungshaft sind nach dem Hamburgischen Ordnungsrecht möglich. Linken-Fraktionschef Nelson Janßen begrüßt, dass solche Mittel jetzt auch in Bremen zum Einsatz kommen sollen. „Autoposing ist kein normales Hobby", findet Janßen, "sondern belastet die betroffenen Straßenzüge und Quartiere mit Lärm, verstopft die Straßen und birgt Unfallgefahren. Deshalb ist es richtig, wenn der Senat nun auch Unterlassungsverfügungen gegen diese Szene vorbereiten will, die dann bei wiederholter Nichtbeachtung zu ernsthaften Geldstrafen führen."
Die Linken-Bürgerschaftsfraktion wollte vom Senat auch wissen, welche Dimension das Poser-Problem aktuell in Bremen und Bremerhaven hat – denn erfahrungsgemäß sind Poser und auch Raser im Frühjahr und Sommer besonders aktiv. Die Innenbehörde hat dazu Zahlen vorgelegt. Die Kontrollgruppe "Poser", die aus 25 teils besonders geschulten Beamten besteht, war demnach zwischen April und Juni an 27 Tagen im Einsatz. Bei insgesamt 217 Kontrollen stellten die Polizisten zwei Fahrzeuge sicher, in fünf Fällen wurde die Weiterfahrt untersagt. Zu Buche stehen daneben vier Strafanzeigen (drei davon wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis) und 87 Ordnungswidrigkeitenanzeigen. In 36 dieser Fälle ging es dabei um zu hohe Geschwindigkeit, 21 mal war ein Fahrverbot die Folge. In fünf Fällen hatten die Kfz-Halter Veränderungen an ihren Autos vorgenommen, die zum Erlöschen der Fahrerlaubnis führten – unter anderem waren Distanzscheiben zur Spurverbreiterung eingebaut oder bestimmte Scheibenfolien aufgebracht worden. 14 Haltern wurden sogenannte Mängelkarten übergeben. Darauf sind Beanstandungen am Fahrzeug vermerkt. Die Halter müssen dann innerhalb eines bestimmten Zeitraums gegenüber der Zulassungsstelle nachweisen, dass ihr Auto oder Motorrad wieder den Vorschriften entspricht.
Wie aus dem Senatspapier hervorgeht, gingen im genannten Zeitraum neben der spezialisierten Kontrollgruppe auch normale Streifenwagenbesatzungen gegen Poser vor. Unter anderem wurden dabei ein Maserati-Sportwagen und vier Harley-Davidson-Motorräder aus dem Verkehr gezogen. Ein Sachverständiger nahm die Fahrzeuge später unter die Lupe. Dabei kamen Manipulationen unter anderem an den Abgasanlagen zum Vorschein.
Als Schwerpunkte der Poser-Szene hat die Polizei drei Bereiche im Stadtgebiet ausgemacht. In der Innenstadt geht es dabei um Schlachte/Brill sowie das Stephaniviertel mit Geeren, Diepenau und Langenstraße. Auch die Überseestadt ist überdurchschnittlich betroffen, unter anderem der Kommodore-Johnson-Boulevard in der Nähe des Waller Sandes. Im Schweizer Viertel (Osterholz) fühlen sich ebenfalls viele Anwohner durch die Fahrweise überwiegend junger Männer mit protzigen Limousinen belästigt. Eine besonders starke Anziehung übt nach wie vor das Viertel auf dieses Klientel aus. Dort präsentieren die Poser ihre Luxusautos in langsamer Fahrt und legen zwischendurch auch mal eine Pause im absoluten Halteverbot ein – oder gleich mitten auf dem Bürgersteig, um sich dort mit Bewunderern auszutauschen. Laut Innenbehörde verlagert sich das Geschehen zunehmend auch in Nebenstraßen, weil seit Mitte Juli die Sielwallkreuzung an Wochenenden zu später Stunde gesperrt ist und sich die Poser deshalb andere Wege ins Viertel suchen. Was die Herkunft der Poser angeht, so gilt nach den bisherigen Auswertungen der Polizei: Rund ein Drittel der Fahrer kommt aus den Umlandkommunen. "Eine besondere Region zeichnet sich dabei derzeit nicht ab", heißt es in dem Senatspapier.