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Senat startet Programme in Wohnquartieren Hilfe für Kinder im Corona-Stress

Corona hat nicht nur gesundheitliche, sondern auch soziale Folgen. So leiden Kinder unter Vereinsamung und Bewegungsarmut. Der Bremer Senat stellt Geld bereit, um mit Quartiersarbeit gegenzusteuern.
15.12.2021, 19:46 Uhr
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Hilfe für Kinder im Corona-Stress
Von Jürgen Theiner

Kinder und ihre Familien, die unter den Folgen der Corona-Pandemie seelisch und gesundheitlich leiden, sollen mehr Unterstützung erhalten, und zwar möglichst wohnortnah. Der Senat hat für die Jahre 2022/23 rund drei Millionen Euro bereitgestellt, mit denen entsprechende niedrigschwellige Angebote finanziert werden sollen.

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Dass auf diesem Gebiet Handlungsbedarf besteht, hatten die beiden Kinder-Corona-Gipfel im Juni und Oktober eindrucksvoll untermauert. Der Befund dort: Gerade Kinder und Familien, die sich ohnehin in sozialen Problemlagen befinden und unter anderem mit beengten Wohnverhältnissen klarkommen müssen, sind durch Corona zusätzlich unter Stress gesetzt worden.

Häusliche Konflikte nehmen zu, mangelnde Sozialkontakte und Bewegungsarmut stürzen manche Kinder und Jugendliche in psychische Krisen oder machen schlicht krank. Beim zweiten Kinder-Corona-Gipfel Anfang Oktober waren sich die Experten deshalb einig, "dass es einen großen Bedarf an kleinräumigen Angeboten in den Sozialräumen der betroffenen Kinder, Jugendlichen und Familien gibt", wie es in der Beschlussvorlage des Senats vom Dienstag heißt. Besonders ausgeprägt sei der Bedarf bei Kindern unter zehn Jahren, von denen es im Land Bremen gut 64.000 gibt. Die jetzt geplanten Angebote an die Familien gliedern sich in drei Blöcke:

Überwindung sozialer Isolation

Vor allem Kindergarten- und Grundschulkinder mussten unter den coronabedingten Beschränkungen ihren Kontakt zu Freunden, Großeltern und anderen Bezugspersonen stark einschränken. Die dadurch hervorgerufenen sozialen Ängste wirkten sich bei manchen sogar körperlich aus, etwa in Form von motorischer Rückentwicklung und Sprachverlust. Vorgesehen ist nun, insbesondere Vorschulkinder, die bisher keine Tagesstätten besuchen, mit Betreuungsangeboten zu erreichen und so soziale Teilhabe zu ermöglichen. "Nicht zuletzt sollen dadurch auch Schutzräume für Kinder wiederbelebt und ausgeweitet werden", heißt es in dem Senatspapier. Die Angebote werden quartiersnah in den sogenannten Häusern der Familie, in Mütterzentren und anderen sozialen Einrichtungen organisiert.

Mehr Bewegung im Alltag

Statt ihre Freizeit mit Sport und Spiel zu verbringen, haben sich viele Kinder in der häuslichen Isolation verstärkt mit digitalen Medien beschäftigt. Motivationsmangel, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten nahmen dadurch zu. Mit vereinten Kräften wollen Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsbehörde nun mehr spielerische Bewegungsangebote in die Quartiere bringen. Eines der Vorbilder ist dabei das Bewegungs- und Ernährungsmodell "Bemil", das in Gröpelingen schon erfolgreich im Einsatz war. Familien mit kleinen Kindern sollen gezielt angesprochen und mit Gutscheinen für Sport- und andere Bewegungsangebote versorgt werden.

Seelische Gesundheit

In einer Befragung der Krankenkasse DAK aus dem vergangenen Jahr gaben 31 Prozent der Kinder an, während Corona häufig Stress empfunden zu haben. Ein Viertel der Zielgruppe berichtete von häufigem Streit in der Familie und einem Gefühl der Traurigkeit. Gespiegelt werden diese Zahlen in einer starken Zunahme von Anfragen für Termine und klinische Behandlungen bei Kinder- und Jugendpsychiatern. Um die Bedarfe abschätzen zu können und erste Hilfen anzubahnen, will der Senat Fachkräfte aus dem Bereich der psychischen Gesundheit in die Quartiere bringen und dort niedrigschwellige Beratungsangebote machen. In die Bemühungen sollen auch die Familienhebammen in den Quartieren einbezogen werden.

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Bildungssenatorin Sascha Aulepp hofft, dass die geplanten Maßnahmen möglichst bald umgesetzt werden und ihre Wirkung entfalten. "Egal welches Etikett drauf klebt, Hauptsache es kommt konkret und schnell bei den Kindern an", sagt die Sozialdemokratin. Gerade bei kleineren Kindern gebe es großen Bedarf, der über das Aktionsprogramm der Bundesregierung "Aufholen nach Corona" noch nicht ausreichend abgedeckt sei. "Da müssen wir ran", fordert Aulepp.

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