Der Lack war ab. Das Schiff musste in die Werft. Einmal alles frisch machen und generalüberholen. Ein neuer Anstrich für das Motorschiff (MS) "Senator" war fällig. Jetzt liegt die ehemalige Senatsbarkasse wieder am Schlachte-Anleger. Von der Innenstadt aus gesehen ein paar Meter hinter der Bürgermeister-Smidt-Brücke hat das Schiff festgemacht. Dort, in Höhe des Anlegers vor dem Überfluss Hotel lag sie auch zuvor. Was aber noch fehlt: ein Schiffsführer und ein Matrose. Die werden von der Eignergemeinschaft gesucht.
Etwa 70.000 bis 80.000 Euro hat die Frischzellenkur für die "Senator" gekostet, sagt Hans-Joachim Schnitger, stellvertretender Vorsitzender der Eignergemeinschaft, die das Schiff 2006 kaufte. Schnitger ist einer der Geschäftsführer der Karl Geuther GmbH und gehört mit neun weiteren Bremer Kaufleuten zu den Eigentümern.
Die Generalüberholung der "Senator" durch die Fassmer-Werft in Berne (Liegeplatz Bardenfleth) sei im Prinzip wie eine Inventur gewesen, sagt Jörg Conrad vom Unternehmen Leschaco (Lexzau, Scharbau GmbH & Co. KG) und Vorstandsvorsitzender des „Vereins MS Senator e.V.“, welches das Schiff verwaltet. Die Barkasse wurde aus dem Wasser geholt, der Rumpf inspiziert und neu lackiert. "Das muss alle fünf Jahre gemacht werden", sagt Conrad. Die beiden Motoren mussten überprüft, das Getriebe angeschaut werden. Das sei alles nicht mit einer rein technischen Kontrolle getan, sondern zahlreiche Einzelteile müssen ausgebaut, gesäubert oder ersetzt werden, so Conrad.
Das Schiff, mit dem früher Politiker und Prominenz über die Weser fuhren, das für Repräsentationszwecke genutzt wurde, kann seit einigen Jahren für private und geschäftliche Anlässe gebucht werden. Gemietet wurde die "Senator" im Jahr 2021 für 16 Fahrten und Events. Es habe allerdings einige Anfragen und auch Termine mehr gegeben, die aber aufgrund der Corona-Lage abgesagt wurden, heißt es von Leschaco.
Die Gründe, das Schiff zu buchen, sind bunt gemischt. Es sind Geburtstagsfeiern, Hochzeiten oder Firmenveranstaltungen. Auch das Hafenmuseum nutzt es regelmäßig für Fahrten mit Schulklassen in Verbindung mit einem Museumsbesuch. Durch die Unterstützung privater und wirtschaftsnaher Sponsoren erhalten Kinder die Möglichkeit, an einer Schiffstour teilzunehmen und einen lehrreichen Vormittag mit einem Museumslotsen an Bord zu verbringen. Den Besuch im Hafenmuseum gibt es obendrauf. "Das machen wir aus rein sozialen Gründen", sagt Hans-Joachim Schnitger.
Insgesamt 37 Personen können mit dem Schiff fahren. Darunter müssen für eine Fahrt zwingend ein Kapitän und ein Matrose (Maschinist) an Bord sein, beide mit Qualifikation für die Binnenschifffahrt. Bei Feiern kommt mindestens eine Servicekraft an Bord hinzu. Es besteht zwar ein Team, doch es wird noch nach Verstärkung gesucht.
Ein Schiffsmechaniker oder Matrose der Seeschifffahrt soll es sein, der ein gültiges Schifferdienstbuch mit dem Eintrag Matrose der Binnenschifffahrt oder höherwertiger besitzt. Zudem ein Schiffsführer mit Zulassung für den Binnenbereich Richtung Mittelweser. Interessenten können sich bei Kerstin Brüger unter der Telefonnummer 04 21/610 12 36 oder per E-Mail an ms.senator@leschaco.com melden. Sowohl Conrad als auch die Mitglieder der Eignergemeinschaft würden sich freuen, wenn sich neue Mitglieder in die Reihe der Crew der "Senator" einreihen, um mit ihr auf Fahrt zu gehen, heißt es.
1979, im Jahr des 100-jährigen Jubiläums der Lexzau, Scharbau GmbH, wurde sie als erste Senatsbarkasse Bremens in Dienst gestellt. 1,7 Millionen D-Mark kostete das Schiff seinerzeit; 26,18 Meter lang, 6,44 Meter breit, Tiefgang 1,65 Meter, gebaut bei der Jacht- und Bootswerft Burmester an der Lesum in Bremen-Burg. Zwei Daimler-Benz-Maschinen mit je 350 PS schaffen eine Geschwindigkeit von 12,5 Knoten.
2005 wurde die Barkasse MS "Senator" von der Hafengesellschaft Bremenports außer Betrieb genommen und zum Verkauf angeboten. Den Zuschlag hatte eine Bietergemeinschaft von Bremer Unternehmern bekommen. Der Kaufpreis soll sechsstellig gewesen sein.
Das Schiff hatte hochrangige Gäste an Bord. Den König von Tonga zum Beispiel, der auf dem Weg zur Hochzeit von Prinz Charles und Lady Di einen Abstecher machte. Oder Peter Maffay, den Radio Bremen im Rahmen seines Formats „Schnitzeljagd“ auf der „Senator“ als Überraschungsgast „versteckt“ hatte.