232 fertig abgedrehte Sendungen, nahezu 1200 Beträge und rund 1700 Gäste vor der Kamera: „Wir zeigen alles, außer Fußball-Bundesliga“ – das ist das Credo des Bremer Sport TV. Seit April 2002 werden Berichte über den Breitensport produziert und auf Radio Weser TV ausgestrahlt. „Und das ohne Budget des Landessportbundes und zu 100 Prozent ehrenamtlich“, sagt Frank Harreß. 20 Ehrenamtliche machen mit. „Sie sind nur da, weil sie Spaß haben", betont der Teamleiter. "Wir haben mit niemandem einen Vertrag. Die Leute haben Lust, Fernsehen zu machen, rauszugehen und urige Sportstätten vorzustellen.“
Eine dieser urigen Sportstätten ist die Disc-Golf-Anlage in Woltmershausen. Im Juni 2015 ging der Beitrag über den Verein „Drehmoment Disc Golf Bremen“ auf Sendung. „Der Bericht hat dazu geführt, dass der Verein einen enormen Mitgliederzuwachs zu verzeichnen hatte“, erzählt der Borgfelder. Dieses Beispiel zeige exemplarisch die Bedeutung, die die Sendung jenseits des Profifußballs genieße. Harreß erzählt auch, warum das so ist: Alles, was im Regionalfernsehen oder anderen Medien nicht abgebildet werden könne, sei ihr Betätigungsfeld – zum Beispiel Unterwassergymnastik beim TV Lilienthal.
Insgesamt 24 Stunden dauert es, eine Sendung fertigzustellen. Das Studio befindet sich normalerweise in der Kulturwerkstatt Westend in Walle. „Dort konnten wir produzieren, zehn Jahre lang und immer live", berichtet der Teamleiter. Das sei eine besondere Herausforderung. „Das trainiert. Und es gab noch nie einen Sendungsabbruch.“
In Zeiten von Corona wurde das Studio im Westend zunächst geschlossen. Aktuell werden die Sendungen in Harreß' Firma in Horn-Lehe aufgezeichnet. Der gelernte Journalist hat das Equipment zur Aufzeichnung der Sendung in einem kleinen Besprechungsraum aufgebaut: drei Kameras, Licht, Monitore, verschiedene Geräte für Schnitt und Aufnahme. Jeden zweiten Dienstag wird aufgezeichnet, jeden dritten Dienstag gesendet. Und an jedem ersten Dienstag im Monat steht die Redaktionssitzung an. Das Gremium entscheidet, welcher Beitrag wann läuft.
Obwohl durch die Pandemie drei, vier Teammitglieder "verloren gegangen" seien, fülle immer noch eine Gruppe von etwa 20 Freiwilligen die Sendung mit Leben. Corona habe die Arbeit erschwert. Auch deshalb, weil nur noch Einzelpersonen mit Kameras rausgeschickt werden könnten und nicht mehr Teams. „Wegen der Pandemie haben wir uns persönlich seit über einem Jahr nicht gesehen“, berichtet Harreß. „Eine Videokonferenz ist kein Ersatz, die Gemeinschaft zählt. Wenn man die nächsten Sendungen bespricht, dann schweißt das zusammen. Ich hoffe, dass wir das bald wieder machen können.“
Der Borgfelder ist seit etwa zwölf Jahren dabei. "Irgendwann habe ich Bremer Sport TV im Fernsehen gesehen. Meine Tochter hat mitgeschaut und gesagt, dass sie gerne etwas über ihren Pferdesport machen möchte", erzählt Harreß. Bremer Sport-TV habe dann einen Bericht über den Reitverein seiner Tochter gezeigt. Seitdem ist der 61-Jährige als Teammitglied dabei. Ralph Haberland habe Bremer Sport TV gegründet, berichtet Harreß, "ihm gebührt der Dank". Bis 2018 habe dieser das Format geleitet, dann sei er in den Ruhestand gegangen. Danach wurde Harreß Teamleiter.
Das Team vom Bremer Sport-TV möchte den Amateursport voranbringen, formuliert Harreß die Motivation der freiwillig Engagierten: "Wir bringen Sporttreibende und Ausrichter zusammen.“ Und das seien längst nicht nur Vereine, die dem Landessportbund (LSB) angehörten, der mit dem Bremer Sport-TV kooperiert. Seit einigen Monaten gehört Sport TV zum neu eingerichteten Ausschuss Öffentlichkeitsarbeit des Kreissportbunds (KSB) Bremen-Stadt.
Eine Sparte komme in dem regionalen Sportfernsehen allerdings nicht vor: „Große Probleme haben wir mit Schießsportvereinen", bekennt der Teamleiter. "Wir haben noch nie einen Bericht von einer Schießsportanlage gemacht. Das ist eine Teameinstellung.“
Der Landessportbund Bremen habe dem Bremer Sport TV im vergangenen Jahr eine einmalige Summe als Soforthilfe zur Verfügung gestellt: 4000 Euro. Der Betrag war laut Harreß jedoch im Februar 2021 aufgebraucht. Die Ausstattung, die für die Berichte genutzt wird, gehöre ihm. „Dieses Equipment vermiete ich derzeit an Bremer Sport TV", erklärt der Borgfelder. "Durch den Auf- und Abbau verliert es an Wert.“
Der Auf- und Abbau fand und findet nicht nur in Harreß' Firmenräumen statt, sondern auch im Studio im Westend. „Dort stehen Kameras, die 30 Jahre alt sind und noch im Format 4:3 senden“, berichtet er. Erschwerend komme hinzu, dass die Kamerafirma den Ersatzteilhandel vor 15 Jahren eingestellt habe.
Jede Landesmedienanstalt müsse nach seiner Kenntnis ein Radio- und Fernsehstudio bereitstellen. Das sei im Landesmediengesetz verankert, sagt Harreß. "Seit Jahren liege ich der Landesmedienanstalt in den Ohren, dass das Studio in Bremen erneuert wird.“ Bis es soweit sei, werde er – sofern das Studio im Westend wieder geöffnet sein sollte – sein veraltetes Equipment entweder dort hinfahren, auf- und wieder abbauen oder aber in den eigenen Firmenräumen mit seinen ehrenamtlichen Mitstreitern Beiträge produzieren.
Seit März warte Bremer Sport TV auf einen Zuschuss vom Sportamt. Eine Entscheidung sollte im Oktober fallen. „Kürzlich habe ich einen Brief erhalten, dass der Fortbestand vom Bremer Sport TV durch einen Topf der Senatskanzlei bis Dezember 2021 gesichert ist“, berichtet Harreß. Diese Zusage und der Zuschuss vom Sportamt nähren eine große Hoffnung: "Dass wir unser eigenes Equipment kaufen können, um dann unabhängig zu sein.“ Und noch einen Wunsch hegt der Teamleiter: „Ich hätte es auch gerne, dass für das Team eine Aufwandsentschädigung gezahlt wird."