Das Bremer Tierheim steht im Ruf, seine Schützlinge nur ungern an neue Besitzer zu vermitteln. „Wir wollen genau wissen, wo die Hunde hinkommen“, sagt Sarah Ankermann. Seit rund anderthalb Jahren ist sie die leitende Tierärztin und Leiterin des Heims des Bremer Tierschutzvereins, und sie kennt die Vorwürfe enttäuschter Interessenten, die Tierheimmitarbeiter seien unfreundlich oder misstrauisch.
Unter anderem hatte sich eine Leserin des WESER-KURIER beklagt, dass sie bei mehreren Besuchen im Tierheim unterschiedliche Auskünfte über eine Hündin erhalten habe: Erst sei das Tier drei bis vier, dann sieben, dann zehn Jahre alt gewesen. Als dann einige Gebrechen bekannt wurden, wollte die Frau die Meinung eines Tierarztes ihrer Wahl einholen. Ankermann erinnert sich daran.
„Ich musste das erst einmal sacken lassen, dass sie so eine schlechte Meinung von uns hat und denkt, wir machen alles falsch“, sagt die Tierheimleiterin. Schließlich hätten sie selbst, eine zweite Tierärztin des Heims und die Profis in einer Kleintierpraxis sich um den Hund gekümmert. Die Vertrauensbasis war zerstört. „Wir sind ja keine Autowerkstatt“, sagt Ankermann. Informationen über den Hund seien präzisiert worden, als frühere Besitzer des Tieres ausfindig gemacht werden konnten. „Das Alter lässt sich schlecht schätzen.“
„Kommunikation ist ganz wichtig“
Auch wenn sich beispielsweise jemand, der den halben Tag nicht zu Hause ist, in einen Hund verguckt, der es nicht gewohnt ist, allein zu sein, könne das „im Sinne des Tieres“ gegen eine Vermittlung sprechen, Sarah Ankermann. „Und manchmal sind die Leute auch nicht ganz ehrlich zu uns.“ In einem Fall habe das beispielsweise dazu geführt, dass ein Schäferhund-Mischling ins Heim zurückkam. „Das wollen wir natürlich verhindern. Es muss passen.“ Wie im Beispiel mit der Frau, die gerne eine junge Katze wollte. „Sie hat abgeklärt, dass sie das Tier gegebenenfalls ins betreute Wohnen mitnehmen kann.“ Und: „Kommunikation ist ganz wichtig.“ Das weiß die Tierheimchefin, „und wenn sie eine Absage aussprechen müssen, versuchen unsere Tierpfleger, so diplomatisch wie möglich zu sein. Aber sie sind auch nur Menschen.“
Inzwischen hat es diverse Neuerungen gegeben. Das Heim hat eine eigene Tierarztpraxis, beschäftigt eine Hundetrainerin und eine Kontaktvermittlerin, die Besucher über das Gelände lotst. Außerdem denkt Ankermann an ein Kommunikations-Coaching fürs Team. „Wenn man hier über viele Jahre mitbekommt, wie viel Leid über die Tiere kommt, verhärtet man vielleicht und verliert das Vertrauen in die Menschheit“, sagt Ankermann. Einer der nächsten Termine, die bereits feststehen, ist das erste „Klassentreffen“ vermittelter Hunde und ihrer neuen Besitzer. Am Sonnabend, 14. März, stehen von 14 bis 17 Uhr gemeinsames Gassigehen am Unisee und anschließendes Kaffeetrinken an.