Der Schlachte-Zauber ist mit seinen Hütten im Groben so gut wie aufgebaut, die Lichtlein brennen schon, könnte man sagen, und so wird es demnächst auch mit dem Weihnachtsmarkt sein. Dort freilich brennen nicht die Lichter, dort brennt der Baum – die Schausteller und andere Marktbeschicker sind schwer sauer auf die Behörden. Wie berichtet, klagen sie darüber, dass bis vor Kurzem unklar war, wer seine Stände, Buden und Fahrgeschäfte aufbauen darf. Knapp drei Wochen vor Beginn der Veranstaltung keine Gewissheit – ein Unding, so die Kritik.
Wirtschaftsressort räumt Versäumnisse ein
Das zuständige Wirtschaftsressort hat darauf jetzt noch einmal reagiert und räumt erstmals Versäumnisse ein. Zwar habe es Anfang August mündliche Zusagen gegeben, die Bescheide seien aber erst in der vergangenen Woche verschickt worden, erklärt Christoph Sonnenberg, Sprecher von Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke). „Eigentlich hätte das Anfang September passieren müssen“, so Sonnenberg. Die Senatorin sei nicht glücklich mit der Situation und habe entsprechende Anweisungen erteilt, damit sich das nicht wiederholt. Einzelne Marktbeschicker hätten ihre Bewerbung zurückgezogen, es sei aber unklar, aus welchen Gründen.
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Die Rechtslage ist eindeutig: „Der Bescheid soll spätestens zwölf Wochen vor Beginn der jeweiligen Veranstaltung ergehen“, heißt es in der Zulassungsrichtlinie für Volksfeste und Marktveranstaltungen in Bremen. „Mündliche Zusagen, die es in Einzelfällen gegeben haben mag, sind nicht verbindlich“, betont Rudolf Robrahn, Vorsitzender des Bremer Schaustellerverbands. Das sei schon deshalb so, weil die Verbände bei der Auswahl beteiligt würden – ein Verfahren, das es erst im Oktober gegeben habe. Für Robrahn ist klar: „Am besten wäre, wenn für den Weihnachtsmarkt bereits im Juni alles unter Dach und Fach wäre.“ Zu dem Zeitpunkt würden die großen Busunternehmen ihre Wochenendreisen während der Adventszeit organisieren. Bremen könnte dann als Ziel verlässlicher eingeplant werden.
Vor drei Jahren geschätzt drei Millionen Besucher
Der Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz und drumherum gehört wegen seines besonderen Ambientes zu den attraktivsten in Deutschland. Die Kulisse mit Roland, Rathaus, Dom und Schütting ist einmalig schön. Hinzu kommt die Mischung der Stände, an denen auch viel Kunsthandwerk verkauft wird. Die bislang letzte Schätzung ergab vor acht Jahren eine Zahl von rund drei Millionen Besuchern. Weniger dürften es nach den Eindrücken vom vergangenen Jahr, als der Andrang enorm war, ganz bestimmt nicht geworden sein. Die Umsätze sind entsprechend, weshalb von den Marktbeschickern jedes Mal deutlich mehr Bewerbungen kommen, als Stände vergeben werden können. In diesem Jahr lag das Verhältnis bei 264 zu 157, teilt das Wirtschaftsressort mit.
Das Geschäft läuft in der Regel so gut, dass die Kosten zumindest bei den Glühweinständen nach wenigen Tagen bereits wieder reingeholt werden. Ein Grund dafür sind die Gebühren. Schankbetriebe müssen pro Quadratmeter 57,41 Euro bezahlen – nicht pro Tag oder Woche, sondern für die gesamte Dauer des Weihnachtsmarktes. Zu wenig, befand die Behörde vor einem Jahr. „Die Lücke zwischen den eingenommenen Gebühren und den Kosten ist immer größer geworden, deshalb muss die Gebührenordnung grundlegend überarbeitet und angepasst werden“, erklärte der damalige Wirtschaftsstaatsrat Sven Wiebe.
Zahlen die Marktbeschicker nun also mehr an die Stadt? Tun sie nicht. „Wir sind da dran, die neue Gebührenordnung wird demnächst kommen“, kündigt Sonnenberg an, „für diesen Weihnachtsmarkt gibt es sie aber noch nicht.“ Schausteller-Sprecher Robrahn findet die bisherige Gebührenordnung angemessen: „Die Veranstaltung soll für Bremen kostendeckend sein und muss der Stadt keine Gewinne einbringen.“ Der Weihnachtsmarkt sei wie der Freimarkt ein enormer Werbeträger und dazu ein Riesengewinn zum Beispiel auch für die Hotellerie. Bremen solle deshalb eher darüber nachdenken, in solche Volksfeste zusätzlich zu investieren.