Der Dampf steigt empor, der Duft liegt in der Luft. In Gläser gefüllter Glühwein, Punsch, heißer Kakao oder die Feuerzangenbowle entfalten ihre Wirkung. Das weihnachtliche Getränke-Aroma vermischt sich mit den Gerüchen von über dem Feuer grillenden Nackensteaks, gebrannten Mandeln und Lebkuchen. Der Weihnachtsmarkt in Bremen startet - doch die Lage ist angespannt.
Wegen der sich verschärfenden Corona-Lage mit steigenden Infektionszahlen gelten Einschränkungen. Es herrscht Maskenpflicht auf dem Marktgelände (Weihnachtsmarkt) in der Innenstadt und an der Schlachte (Schlachtezauber). Besucher, die an den Ständen bewirtet werden oder Karussell fahren wollen, müssen geimpft, genesen oder getestet sein. Dafür benötigen sie Armbänder, sonst gibt es weder Würstchen noch Glühwein. Und über all dem schwebt die Angst, dass der ganze Zauber schnell wieder abgesagt werden könnte. So wie im vergangenen Jahr die Corona-Version des Freimarktes. Wie läuft das also alles in so einer schwierigen Situation?
Am Montagmorgen fehlten zuerst noch die Bändchen. Kurz vor dem Öffnen der ersten Buden um 10 Uhr waren sie dann doch pünktlich verfügbar. Die Ausrichter verteilten die Plastikstreifen schnell über das Marktgelände. An insgesamt sieben Ständen werden diese nach Vorzeigen von Impf-Zertifikat oder PCR-Test sowie Personalausweis herausgegeben. An der Obernstraße, der Baumwollbörse, auf dem Unser-Lieben-Frauen-Kirchhof, in der Sögestraße (Höhe Sportscheck) und an der alten Bremer Landesbank (Nord LB) befinden sich die Ausgabestellen in der Innenstadt. An der Schlachte stehen sie an der Bürgermeister-Smidt-Straße und der Schlachtpforte. Zudem sind sechs bis zehn mobile Teams unterwegs, die die Nachweise kontrollieren. So auch Mike Leser, der mit einer 3G-Fahne auf dem Rücken, die kostenlosen Bändchen nach dem Prüfen an die Handgelenke der Menschen anbringt. Noch sei alles sehr entspannt, sagt Leser. Er rechnet damit, dass der Andrang am Abend zunimmt. Die Farbe der Bänder wechselt täglich, für Geimpfte und Genesene (2G) gibt es auch welche, die den gesamten Markt über gültig sind.

Glühwein oder Würstchen gibt es nur mit Bändchen. Besucher, die an den Ständen auf dem Bremer Weihnachtsmarkt bewirtet werden oder Karussell fahren wollen, müssen geimpft, genesen oder getestet sein.
"Kann ich bitte mal ihren Impf-Nachweis sehen", fragt der Würstchenverkäufer seinen Kunden. Wer tatsächlich an einem Gastro-Stand angekommen ist, ohne sich ein Band gesichert zu haben, bekommt dieses auch von den Budenbetreibern. "Jeder Kunde wird angesprochen und kontrolliert", sagt Susanne Keuneke. Die Vorsitzende des Bremer Verbands der Schausteller und Marktkaufleute war am Vormittag selbst noch unterwegs und schulte ihre Mitarbeiter. "Die Schausteller müssen den Besuchern sehr sensible, private Fragen stellen", merkt sie an. Das sei nicht immer einfach. Auf dem Marktgelände und an der Schlachte sind neben den Mitarbeitern eines privaten Sicherheitsdienstes auch Einsatzkräfte der Polizei und des Ordnungsamtes unterwegs, um die Regeln zu überprüfen. Umso später der Tag, desto mehr Menschen tragen Masken. Gegen Mittag waren das noch wenige.
"Bislang ist alles ganz gut angelaufen", sagt Marktmeister Joachim Ackermann. Die Kontrolle und Ausgabe der Bänder verteile sich gut über das ganze Gelände, weil man sie durch die mobilen Teams, an den Gastronomie-Buden und den Ausgabestellen bekomme. Er appelliert aber auch an die Eigenverantwortung der Besucher, die sich an die Regeln halten sollen. Das betont auch Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff (CDU) in seiner kurzen Ansprache zur Eröffnung des Marktes. "Wir wünschen uns alle ein bisschen Normalität zurück, darum bitte ich darum, die Auflagen einzuhalten." Imhoff lobt das Wirtschaftsressort und die beiden Schaustellerverbände für ihre Flexibilität, den Weihnachtsmarkt mit Auflagen auszurichten. Apropos Flexibilität: Der Bremer Weihnachtsbaum hat sich auch etwas bewegt - und zwar in leichte Schieflage. Imhoff fällt dazu nur ein: "'N beten scheef hett gott leev."
"Bremen hat mit dem Freimarkt gezeigt, dass wir Großveranstaltungen unter Corona-Regeln können", sagt Keuneke. Man werde sehen, wie das alles funktioniere, wenn es den ersten Andrang gebe. Dann müsse man sich die Situation anschauen und gegebenenfalls nachsteuern. Als Vorsichtsmaßnahme sind in diesem Jahr weniger Stände als sonst – 141 statt normalerweise 180 - über eine größere Fläche verteilt. Der große Feuerzangenbowle-Stand steht beispielsweise auf dem Ansgarikirchhof, ein anderer Glühweinstand auf dem Hanseatenhof. An der Schlachte sind die Gänge breiter.
"Wir treffen uns alle zwei Tage zur Lagebesprechung mit allen Gewerken", sagt Marktmeister Ackermann. Heißt: Wirtschafts-, Gesundheits- und Innenbehörde, Polizei, Feuerwehr, Schausteller und Sicherheitsdienst diskutieren dann die jeweiligen Situationen und Probleme. "Wir versuchen, das Infektionsrisiko so gut wie möglich zu minimieren", sagt Ackermann. Vielleicht sehen die Regeln ab Donnerstag bereits wieder anders aus, wenn Bund oder Länder neue Auflagen beschließen. Steigt der Inzidenzwert beispielsweise auf mehr als 200, gibt es Bändern nur noch an Geimpfte und Genesene (2G-Regelung). In Hannover ist die Regelung strenger: Bewirtet werden nur Geimpfte oder Genesene (2G).