Die Zahl der Straftaten in Bremen ist gesunken, wie kürzlich Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) bei der Präsentation der Polizeilichen Kriminalstatistik 2017 mitgeteilt hat. Auch im Bremer Westen sei dieser Trend zu erkennen, sagt Jens Körber, Leiter der Polizeiabteilung Nord/West: „Die Fallzahlen insgesamt sind im Bremer Westen auf dem niedrigsten Niveau seit fünf Jahren.“
Die Zahl der im Bremer Westen begangenen Straftaten ist demnach von 11 431 im Jahr 2016 auf 9566 im Jahr 2017 gesunken; 4978 dieser Vergehen fallen dabei in den Zuständigkeitsbereich des Reviers Walle/Findorff und 4588 Taten ereigneten sich in Gröpelingen und Oslebshausen. Damit seien im Vergleich zu 2016 die Zahlen in Walle/Findorff deutlich – nämlich um 1112 – und in Gröpelingen um 753 Fälle – also eher leicht – gesunken, so Körber.
Nur in einem einzigen Bereich sind die Zahlen angestiegen, nämlich im Bereich Diebstähle aus Boden- oder Kellerräumen und Waschküchen. Hier wurden insgesamt 302 Taten angezeigt, das sind 33 mehr als im Vorjahr. Ein Grund für den Anstieg könnte sein, dass viele Keller nur unzureichend gesichert seien, vermutet Polizeipressesprecher Gundmar Köster. Die Aufklärungsquote hat sich im Westen dabei um 2,3 Prozent auf 46,8 Prozent erhöht.
Die Erfahrungen der Polizei zeigen: In Stadtteilen mit gut situierten Bewohnern weist die Kriminalstatistik regelmäßig vermehrt Eigentumsdelikte wie Wohnungs- oder Kfz-Aufbrüche auf, während es in Stadtteilen mit einer schwächeren Sozialstruktur mehr Körperverletzungen gibt. Auch wenn die Zahl der gefährlichen Körperverletzungen auf Straßen, Wegen oder Plätzen insbesondere in Walle/Findorff leicht gesunken ist, so hat der Westen Körber zufolge im städtischen Vergleich viel mit Körperverletzungen zu tun: „Das ist eine große Herausforderung, auch polizeilich. Da ist Prävention stark gefragt.“
Es gibt nicht den einen Punkt
Besonders gefährliche Orte oder auffällige Brennpunkte gibt es Körber zufolge dabei aber in keinem Stadtteil. „Es gibt nicht den einen Punkt, wo sich alles konzentriert“, sagt er. Vielmehr verteilten sich die angezeigten Delikte nahezu gleichmäßig über die verschiedenen Straßen.
Sehr erfreulich ist in den Augen der Experten die Entwicklung im Bereich Wohnungseinbruchdiebstahl. 329 dieser Fälle wurden im Westen gezählt, die sich zu fast gleichen Anteilen auf die Reviere Walle/Findorff und Gröpelingen verteilten. Dass gleichzeitig die Zahl der angezeigten Versuchstaten gestiegen ist, zeigt nach Ansicht von Körber, dass die polizeilichen Präventionsmaßnahmen in diesem Bereich greifen. Um sich einen Überblick über die Gesamtlage verschaffen zu können, seien auch Anzeigen zu versuchten Einbrüchen für die Polizei von großer Wichtigkeit, betont er. Wer verdächtige Beobachtungen macht, der sollte generell die 110 anrufen, betont auch Gundmar Köster. Auch wenn sich der Alarm womöglich als Irrtum erweise, so koste er prinzipiell nichts.
Insgesamt sind voriges Jahr 781 Ladendiebstähle angezeigt worden; das sind 132 weniger als im Jahr davor. Was Taschendiebstähle angeht, so hat sich im Vergleich zu den Vorjahren kaum etwas verändert. Während hier allerdings in Findorff und Walle rund 25 Prozent weniger Delikte als im Jahr 2013 registriert wurden, sind die Zahlen in Gröpelingen um zehn Prozent angestiegen und somit auf einem Fünf-Jahres-Höchststand. Häufig kommt es in Einkaufszentren, in Supermärkten oder Bussen und Bahnen zu Taschendiebstählen, so Körber – in Situationen also, in denen die Opfer abgelenkt sind: „Auch da ist Prävention gefragt.“
Deutlich zurückgegangen sind wiederum die Fahrraddiebstähle. 627 dieser Taten sind voriges Jahr im Bremer Westen angezeigt worden; auch dies ist der niedrigste Wert seit 2013. In Walle und Findorff werden Körber zufolge dabei noch immer überdurchschnittlich viele Fahrräder gestohlen. „Die Täter haben offenbar festgestellt, dass man Fahrräder leicht kriegen kann und auch viel Geld dafür bekommt“, sagt Heinfried Keithahn, der den Einsatzdienst West leitet. Wer sich schützen möchte, der sollte – wenn möglich – sein Fahrrad nicht unbedingt gut sichtbar auf der Straße oder im Vorgarten stehen lassen. Fahrräder können auf den Polizeirevieren registriert werden und bekommen dann einen Aufkleber, der auf Fahrraddiebe abschreckend wirken soll.
Was Autobesitzer freuen dürfte: Die Zahl der Autoaufbrüche ist gesunken. Insbesondere in der Überseestadt und in Findorff wurden 2017 aber vermehrt Autoteile, Navigationssysteme oder Scheinwerfer gestohlen. Wer einmal Opfer war, der wird es häufig auch ein zweites oder drittes Mal, sagen Jens Körber und Rüdiger Leefers von der Kriminalpolizei. Denn: Gestohlene Ersatzteile lassen sich deutlich schwerer ihrem ursprünglichen Herkunftsort zuordnen als Originalzubehör.
Zwar sind auch im Bereich Rauschgiftdelikte die Fallzahlen zurückgegangen, dies allerdings ist aus polizeilicher Sicht kein Grund zur Freude. Denn, so Körber: „Wir konnten hier nur wenig kontrollieren, da wir den Schwerpunkt in diesem Bereich im Viertel hatten.“ Dies habe insbesondere mit dem Personalloch zu tun, das ab Oktober aber hoffentlich kleiner werde. „Da wollen wir aber unbedingt wieder ran“, betont Körber, dessen Resümee ausgesprochen positiv ausfällt: „Der Trend ist aus polizeilicher Sicht gut – aber natürlich kein Grund für uns, uns zurückzulehnen.“