Sich sowohl in Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD, etwa 1,60 Meter) einzufühlen als auch in Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD, etwa zwei Meter), gehörte am Montag zu den anspruchsvolleren Aufgaben für Techniker Lars Tanneberg (etwa 1,80 Meter), Geschäftsführer der Erwe Elektrobau GmbH. Dem Rednerpult, das seine Kollegen morgens in der Bremerhavener Stadthalle aufgestellt hatten, fehlte noch das richtige Maß, mit dem kleinen ebenso zurechtkommen wie große Menschen. Ab diesem Dienstag wird es gebraucht, denn zum ersten Mal seit November 2003 gastiert die Bremer Bürgerschaft für eine Sitzungswoche in der Schwesterstadt.
Insgesamt nahm der Aufbau des Auswärtsspiels routiniert seinen Gang, die Bürgerschaft hat seit Sommer 2019 ja auch schon einige Übung in diesen Dingen. Nur, dass es dieses Mal eben nicht wie seit dem Beginn der Renovierung des Bremer Parlaments nur einmal kurz rüber über den Marktplatz ging, sondern eben nach Bremerhaven. Das Stiftungsfest des Ostasiatischen Vereins am Freitag, 29. Februar, muss im Rathaus vorbereitet werden, die Politik folglich aus ihrem Ausweichdomizil ausweichen. Für Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff (CDU) war schon früh klar: „Dann gehen wir nach Bremerhaven!“ Ein Signal, dass – auch wenn das oft von den Bremern ein bisschen vergessen wird – Bremerhaven genauso Teil des Bundeslandes ist.
Die Vorbereitungen und Absprachen darüber, was wann wo auf- und ab dem späten Donnerstagabend, wenn die letzte Rede eben verklungen ist und Hundeexperte Martin Rütter schon in den Startlöchern steht für den Folgeabend, auch wieder abgebaut werden muss, liefen seit dem Herbst. Nun stehen die Tische und Stühle für die 84 Abgeordneten, 69 Bremer und 15 Bremerhavener, auf dem durch eine Abdeckung geschützten Boden, auf dem ansonsten die Eisbären Basketball spielen. Die weiße Tafel mit dem Bremer Wappen ist hinter den erhöht auf einer kleinen Bühne stehenden Pulten der Präsidiumsmitglieder platziert.

Riolf Usus überprüft, ob die Technik für die Übertragungen der Bremedia funktioniert.
„Im Prinzip sieht es im Rathaus genauso aus“
Einige der rot gepolsterten Stühle – sie gehören wie die Tische zum Inventar der Stadthalle – werden noch mal ausgetauscht. Die Technikprofis rollen meterweise Kabel ab, schließen die Steckdosen für die Tablets und Laptops der Abgeordneten, Lautsprecheranlagen und Mikrofone an. Mögliche Stolperfallen verschwinden unter Teppichen. „Im Prinzip sieht es im Rathaus genauso aus“, sagt Lars Tanneberg, „da haben wir nur weniger Platz. Jetzt haben wir eben längere Kabel mitgenommen.“ Sonst können sich die Abgeordneten mal eben für spontane Gespräche mit ihren Vor- oder Hinterbänklern nach vorne oder nach hinten lehnen, nun sind die Abstände der Sitzreihen, ebenso wie die Gänge zwischen den Fraktionen, größer. „Der Aufbau läuft gut, wir liegen voll im Plan“, sagt Tanneberg. Acht statt wie für den Aufbau im Rathaus sechs Mitarbeiter hat er mitgebracht, sicherheitshalber.
Im Prinzip ist alles wie sonst auch am Tag vor einer Plenarwoche, aber eines ist doch ziemlich anders: Statt dem Prunk der Weserrenaissance wird die Abgeordneten nun der rustikale Charme einer Sport- und Mehrzweckhalle umgeben, nüchterne Arbeitsatmosphäre und Kalte-Füße-Gefahr statt dem goldenen Schimmer glorreicher Hansezeiten. „Ich bin gespannt, was sie sagen werden“, sagt Hermann Großkopf, Haustechniker der Bürgerschaft.

Lars Tanneberg und Malte Ziegler (v.l.) verlegen Kabel und richten die Mikrofone in der Bremerhavener Stadthalle aus.
Er war auch 2003 schon in der Stadthalle dabei, auch der letzte Auswärtsbesuch resultierte aus Renovierungsarbeiten im Parlament. Damals tagte das Hohe Haus allerdings im Foyer der Stadthalle – und dabei, so ist es im Archiv des WESER-KURIER dokumentiert, ruinierte sich so mancher der Herren die Krawatte an mit aus unerfindlichen Gründen mit Klettband umsäumten Tischkanten. Diese Gefahr kann nun ausgeschlossen werden – alle Kanten sind glatt und Krawatten generell ein selten gewordenes Accessoire der Abgeordneten-Outfits.
Weitere Informationen
In der Stadthalle gibt es reichlich Platz für Gäste: rund 450 können auf den Rängen zugucken. Gruppen müssen sich unter der E-Mailadresse besuchsservice@buergerschaft.bremen.de anmelden.