Es ist ein Dauerthema: Müll, Dreck und Kriminalität im Umfeld des Bremer Hauptbahnhofes beschäftigen Behörden und Polizei seit Jahren. Mit Kameras, wechselnden Konzepten, mehr Reinigungen und Toiletten oder mit stärkerer Polizeipräsenz wird versucht, die Sicherheit zu erhöhen und das Areal sauberer zu gestalten. Der von vielen Seiten als Brennpunkt bezeichnete Ort ist für Angestellte der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) einer der Hauptarbeitsplätze. „Der Hauptbahnhof ist ein Knotenpunkt für das Ablösen des Fahrpersonals. Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die mit Angstgefühlen dort aussteigen oder zur Ablösung gehen“, sagt BSAG-Unternehmenssprecher Jens-Christian Meyer. Ein Urteil, zu dem auch das Ressort von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) kommt. Sein Ressort will, wie berichtet, in diesem Monat dem Senat ein Konzept vorlegen, um die Situation zu verbessern.
Das kommunale Verkehrsunternehmen verzeichne während der zurückliegenden rund eineinhalb Jahren in unmittelbarer Nähe zu den Haltestellen, insbesondere denen der Regionalbusse, eine deutlich höhere Zahl an offensichtlich drogenkranken Menschen. „Ein Grund dafür ist vermutlich die durch die Pandemie bedingte Schließung einiger öffentlicher Einrichtungen für drogenkranke Menschen“, sagt BSAG-Sprecher Meyer. Es habe vereinzelt direkte Anfeindungen durch offenbar drogenabhängige Menschen gegeben. Aus dem Kreise der Fahrenden sei berichtet worden, dass sich Aggressionen in der Regel aber nicht gegen sie persönlich richteten, sondern Streitigkeiten innerhalb von Gruppen eskalierten, sagt Meyer. "Dies führt dann oftmals zu Unsicherheitsgefühlen".
Auf dem Gelände des Hauptbahnhofs gibt es zwei Pausenräume für die BSAG-Angestellten. Ein Raum ist in der Ellipse, in der auch die Fahrer der Überlandbusse ihre Pausen verbringen, weitere Räumlichkeiten sind auf der gegenüberliegenden Seite im Gebäudekomplex City Gate angesiedelt. Wenn betrieblich möglich, sei ein Emil-Wagen-Team vor Ort. Diese Arbeitsgruppe beobachte den Bahnhofsvorplatz und melde Vorkommnisse, heißt es von der BSAG. Zudem ist seit einigen Tagen eine deutlich höhere Polizeipräsenz auf dem Platz zu sehen. "Nach unseren Beobachtungen zeigt es Wirkung, und hat die Situation sehr entschärft", sagt Meyer. Die Mitarbeiter der BSAG würden sich laut Meyer nicht beschweren. Vielmehr würden sie Auffälligkeiten an die Leitstelle und an ihre Vorgesetzten melden. In der Folge reagiere das Unternehmen umgehend auf die Situation, die kontinuierlich beobachtet werde. Vorfälle würden sofort an die Sicherheitsbehörden gemeldet werden.
Der Hauptbahnhof ist das größte Drehkreuz des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) in Bremen. Neben seiner funktionalen Aufgabe sei er aber auch eine Visitenkarte, weswegen die Themen Sicherheit und Sauberkeit von höchster Bedeutung seien, sagt der Unternehmenssprecher. Die BSAG hat in den vergangenen Jahren unter anderem die Umsteigeanlage umgestaltet. Ziel war es, einen schnelleren Wechsel der Fahrgäste zu ermöglichen. "Zudem haben wir, soweit es uns möglich war, die Anwesenheit von Fahrgast-Informations-Teams erhöht, um zu zeigen, dass wir da sind und hinschauen", sagt Meyer. Klar sei aber auch, dass die BSAG eine Mobilitätsdienstleisterin sei und nicht etwa eine Ordnungsbehörde oder ein Sicherheitsdienst.
Auch den ÖPNV-Nutzern falle die veränderte Situation auf. Im Laufe der vergangenen Monate seien durchaus Beschwerden über die Situation am Hauptbahnhof bei der BSAG eingegangen. In manchen Fällen fühlten sich Menschen auch bedroht. "Allerdings ist der Umfang der Beschwerden deutlich geringer, als wir es befürchtet hatten", so Meyer, der auf die Polizei-Kontaktsäulen auf dem Areal hinweist. Diese können alle Personen nutzen, wenn sie Bedrohungssituationen wahrnehmen, um diese direkt der Polizei zu melden.