Der Bremer Hauptbahnhof ist ein Brennpunkt für Müll, Dreck und Kriminalität. Darüber sind sich Anrainer wie Hoteliers und Gastronomen sowie Passanten einig. In einem Papier, das dem WESER-KURIER vorliegt, formuliert das Ressort von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) konkrete Pläne, um den Bahnhof sauberer und sicherer zu gestalten. Die Behörde will dem Senat und den zuständigen Ressorts in diesem Monat das Konzept vorlegen, in dem es unter anderem um ein Glasflaschenverbot auf dem Bahnhofsvorplatz und ein flächendeckendes Angebot an Toiletten geht.
Nach Informationen des WESER-KURIER trafen sich im September Anrainer mit Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und dem Innensenator und stellten fest, dass die Situation dringend verbesserungswürdig ist. „Schwerpunkte waren massiv störendes Verhalten von Menschen in prekären Lebenslagen wie übermäßiger Alkoholkonsum, eine Steigerung des aggressiven Verhaltens, offener Drogenhandel und -konsum, nicht mehr hinnehmbare Bettelei insbesondere in der Außengastronomie, Körperverletzungsdelikte, Verunreinigungen und Lärmbelästigungen“, heißt es unter anderem in dem Papier. Reisende mieden der Behörde zufolge BSAG-Haltestellen, und Busfahrer weigerten sich am Bahnhof, ihren Dienst zu beginnen oder zu beenden.
„Die Lage am Hauptbahnhof ist auch in unseren Augen trotz aller bisherigen Maßnahmen noch absolut nicht zufriedenstellend“, so Rose Gerdts-Schiffler, Sprecherin der Innenbehörde. Die Pandemie und die lange Schließung von Anlaufstellen für Obdachlose und Süchtige habe die Pläne zur Entwicklung des Hauptbahnhofs zurückgeworfen. Der neue Entwurf sieht vor, die Präsenz von Polizei und Ordnungsdienst zu erhöhen, um Straftaten zu verhindern und Vermüllung zu vermeiden.
Die Innenbehörde will außerdem die Reinigungsintervalle der Stadtreinigung prüfen. „Trotz diverser täglich erfolgender Maßnahmen und einer ständigen Präsenz am Hauptbahnhof von Servicemitarbeitern ist die Sauberkeit ständiger Beschwerdegrund“, heißt es in dem Papier. In den vergangenen Monaten wurden zusätzliche und größere Mülleimer aufgestellt, die Stadtreinigung säubert die Flächen am und um den Bahnhof nach eigenen Angaben zweimal täglich. Man sei an einigen Stellen bereits gut aufgestellt, sagt Christian Modder, Koordinator des Sicherheitsprogramms Hauptbahnhof. Doch je weiter es in Richtung der Randbereichen gehe, desto dreckiger und vermüllter sei es. Die Bremer Stadtreinigung nennt etwa den Tunnel zur Gustav-Deetjen-Allee oder Punkte auf der Brake als auffällig für illegale Müllablagerungen.
Ein zentraler Punkt des Papiers ist das Angebot an Toiletten. Aktuell seien provisorische Urinale in der Planung – doch die Innenbehörde betont, dass es ein kostenloses Angebot für Menschen in prekären Lebenslagen brauche, möglicherweise auch eine betreute Toilettenanlage. Die Behörde sieht zudem vor, neben dem unbefristeten Glasflaschenverbot, das sowohl das Mitführen als auch den Verkauf umfasst, ein Alkohol- und Suchtmittelverbot zu prüfen.
Die ungelösten, sozialen Probleme an Hauptbahnhöfen in Großstädten seien „immer wie unter einem Brennglas“ zu erleben und das nicht nur in Bremen so, betont Rose Gerdts-Schiffler. Am und um den Hannoveraner Hauptbahnhof hält sich laut Martin Richter, Sprecher der Polizeidirektion Hannover, täglich die Trinker-, Drogen- und Obdachlosenszene auf. „Die Anzahl der Personen und die Auffälligkeit dieser Szene variieren abhängig von Witterung, Jahreszeit und zuletzt den Corona-Regeln“, sagt er. 2019 intiierte die Polizeidirektion Hannover ein Projekt namens „bahnhof.sicher“, bei dem die Polizei sich mit der Stadt, den Verkehrsbetrieben Üstra oder der Deutschen Bahn vernetzte. Seitdem gebe es etwa gemeinsame Streifengänge von Polizei und Ordnungsamt.