Als im berühmten Hamburger Star-Club im Jahre 1964 im entscheidenden Augenblick die hohe E-Saite der Gitarre riss, da schien das schon fast das Ende einer vielversprechenden Karriere zu sein. Doch die Germans holten sich immerhin nach den Lords noch den zweiten Platz beim Wettbewerb „Deutschland sucht die deutschen Beatles“ und galten fortan als die „Vice-Beatles“. Wobei der Germans-Bassist Herbert Küster den Begriff „Vice“ eigentlich gar nicht mochte: Diese und viele andere Erinnerungen hat er nun in einem Buch veröffentlicht.
„Ein Star wird der nie!“ heißt das bei Edition Temmen erschienene Werk und erzählt von Herbert Küsters bewegtem Musikerleben. Bei den Yankees war er und bei den Germans und vielleicht ist noch einigen Menschen die Frankie Martin Group ein Begriff – auch dort spielte Herbert Küster.

Mit dem Rock'n'Roll kam für Herbert Küster nicht nur eine Musikrichtung nach Bremen – sondern eine Lebenseinstellung.
Die Rocking four treten im Waller Jugendheim auf
Das erste Mal Musik gemacht hat der im Oktober 1945 in Walle geborene Herbert Küster allerdings schon in der Grundschule: „Da hatte der eine oder andere schon eine Klampfe“, erzählt der inzwischen in der Neustadt lebende Küster. Aber auch eine Zither oder eine Mandoline waren dem jungen Herbert Küster nicht fremd, bevor er dann mit der ersten unverstärkten Gitarre und seiner ersten Band, den Rocking four, im Waller Jugendheim auftrat. „Das machte Spaß, das hat man genossen“, erinnert er sich, „für eine Flasche Cola hat man da gespielt oder auch zwei.“ Weiter ging es mit einer elektrischen Framus, eingestöpselt in das heimische Röhrenradio, für einen Verstärker fehlte das Geld. Und ein Bass war auch noch nicht da, sodass Herbert Küster die Bassläufe auf der Gitarre spielte.
Und die Rocking four waren durchaus erfolgreich, sie traten in anderen Jugendheimen auf und auf privaten Feiern. „Und daraus wurden dann die Yankees und das Stück 'Halbstark' wird ja auch bis zum heutigen Tag gespielt“, erzählt er. Die Yankees hatten Erfolg, und doch gingen die Yankees und Herbert Küster irgendwann getrennte Wege. Da kam ein Anruf der neu gegründeten Germans gerade recht, sie suchten einen Bassisten, eine Erfolgsgeschichte nahm ihren Anfang. Inzwischen hatte sich Herbert Küster mit einem Beatles-Bass ausgestattet, was als „Vice-Beatle“ ja auch letzten Endes ganz gut passte. Zuvor gab es übrigens noch einen Bremer Ausscheidungswettbewerb, woran auch die favorisierten Yankees teilnahmen. Die Yankees mussten sich dann sogar noch hinter den Rascals auf Platz drei einreihen, den ersten Platz holten sich die Germans. „Mit den Germans ging es schnell aufwärts“, erinnert sich Herbert Küster, „die Yankees hatten dann noch ein, zwei Jahre und da haben die Germans doch einen besseren Schnitt gemacht.“
Sie spielten in Frankfurt, Kaiserslautern, Berlin, dem gesamten norddeutschen Raum und sogar mehrmals im Star-Club, doch die Einberufung zum Grundwehrdienst setzte Herbert Küster musikalisch eine Weile außer Gefecht, bevor es weitergehen konnte: Dann aber auch mal mit einem Auftritt als Opener für Bill Haley.

Die Vice-Beatles: Mit der Bremer Band The Germans holte Herbert Küster (Dritter von links) beim Wettbewerb „Deutschland sucht die deutschen Beatles“ den zweiten Platz.
Herzinfarkt auf der Bühne
Doch auch die Germans-Zeit ging vorbei, im musikalischen Leben des Herbert Küster folgten die Moonshots und die Frankie Martin Group, mit der er im Hause Giorgio Moroders eine Single aufnahm. Dann wieder eine neue Auflage der Germans und die Stingrays. Mit den Stingrays spielt Herbert Küster dann Anfang 2014 in Varel, da erleidet er einen Herzinfarkt mitten auf der Bühne – das Ende seiner Bühnenkarriere.
Was bleibt, sind viele Erinnerung, von denen viele den Weg ins Buch gefunden haben. „Und ich erinnere mich noch gerne daran, wenn man hinter dem Vorhang stand und der Laden voll war. Das war sehr aufregend, wenn man das Grummeln hörte.“ Nicht so gerne denkt er jedoch daran zurück, wenn sie bei Eis und Schnee, beladen mit dem Equipment, zum Gig und zurück fahren mussten. „Am liebsten habe ich mit den Germans gespielt, die waren variabler als die Yankees“, sagt der Musiker, der ebenfalls variabel ist: Saxofon spielt er, Gitarre, Bass, Schlagzeug und seit einigen Jahren auch Piano. „Musik ist bis zum heutigen Tage wichtig für mich – ich wache damit auf und schlafe damit ein.“
Leidenschaft für motorisierte Fahrzeuge
Neben der musikalischen Leidenschaft gilt Herbert Küsters Interesse den motorisierten Fahrzeugen aller Art: Mit wahrer Hingabe erzählt er von den verwendeten Autos und Motorrädern, aber auch von den Proberäumen und dem musikalischen Equipment. Das Buch ist eine Dokumentation vergangener Zeiten und vor allem in Sachen Fotos ein wahres Vergnügen.
Heute spielt Herbert Küster noch in einer „Feierabendgruppe“ mit, wie er sagt: „Die House-Rocker, da bluesen wir für den Hausgebrauch.“ Mit den Germans möchte er indes nicht mehr auftreten, „wir sind ja alle älter geworden“, meint er. Bereut er denn irgendwas? Herbert Küster schüttelt den Kopf: „Ich bereue nichts. Ich bin zufrieden mit allem, was ich habe.“