Cynthia Zimmermann (27) und Stephen Sonack (25) waren schon um 20 vor 8 da. „Da war das so derbe voll, dass wir erstmal einen Kaffee trinken gegangen sind“, sagt Zimmermann. Eine Stunde später ist die Schlange vor dem Bürger-Service-Center Mitte in der Pelzerstraße kürzer geworden, eine Viertelstunde später hat sie sich ganz aufgelöst. Auch das junge Paar ist durch die Drehtür verschwunden: Es ist jetzt drin, aber noch nicht dran. Die beiden wollen sich ummelden, und sie wollen einen Personalausweis beantragen.
Es ist Montag. Der Tag, den das Stadtamt seit dem 1. Juni ganztägig für Spontankunden reserviert hat. So wurde mehr Zeit für alle freigeschaufelt, die sich einen Termin reservieren lassen. Durch diese Umstellung sollten lange Wartezeiten vermieden werden, sagt Marita Wessel-Niepel, Leiterin des Stadtamtes. In der Regel müsse jetzt höchstens 20 Minuten gewartet werden.In der Pelzerstraße ist es ungefähr halb neun, Martin Klüvner steht seit einer halben Stunde in der Schlange. Der 26-Jährige hat durch die Scheibe gelinst und gesehen, dass nur ein Schalter besetzt ist. „Ich wette, ich stehe hier noch um zehn“, grummelt er. Dabei hat Klüvner an diesem Tag noch zwei weitere Dinge zu erledigen. Mindestens einen Termin kann er wohl knicken. Der Bremer will sich nur ummelden, „eine Sache von fünf Minuten“. Vermutlich wird er gleich einen Termin bekommen, der die Zwei-Wochen-Meldefrist außer Kraft setzt.
Vorrangig sind Eil- und Notsachen, so Wessel-Niepel. Für nicht so dringliche Fälle werden Termine vergeben, hier sind die Tage augenblicklich bis mindestens Mitte September ausgebucht. Eilfälle gibt es gerade im Sommer viele. Die Chefin des Stadtamtes: „Da war zum Beispiel jemand da, der nach Bali fliegen wollte und einen Tag vorher festgestellt hat, dass er keinen gültigen Reisepass mehr besitzt. Wir haben ihm geholfen.“Und am Montagmorgen habe eine Frau ihren Reisepass verlängert bekommen, die am Nachmittag in Urlaub fliegen wollte. „Davon haben wir derzeit rund 40 Fälle pro Tag“, sagt Wessel-Niepel. Darunter fallen Kinderreisepässe, die zwar eigentlich noch gültig sind, von manchen Ländern aber nicht anerkannt werden, weil das Kinderfoto zu alt ist. Es kann ausgetauscht werden, was offenbar nicht wenige in letzter Minute erledigt haben wollen.
Tobias Holze (26) war schon Freitag im Service-Center, um sich umzumelden. „Das war kurz vor zwölf. Mir wurde gesagt, ich solle wiederkommen.“ Er gehört indes zu den Kunden, denen eigentlich dringend ans Herz gelegt wird, sich einen Termin geben zu lassen. So hat es Annika Mensel bei einem früheren Anliegen gehandhabt, „das ging dann superschnell“. Diesmal will sich die 23-Jährige ihr Abiturzeugnis beglaubigen lassen, um sich um einen Studienplatz bewerben zu können. „Das habe ich erst gestern entschieden.“ Sie versucht ihr Glück ohne Termin.Drinnen sind inzwischen alle Schalter besetzt, jetzt geht es fix voran. Wessel-Niepel sagt, im Empfang arbeiteten grundsätzlich durchgängig immer drei Kräfte. Im Sommer dürften nur 25 Prozent der Belegschaft gleichzeitig in Urlaub. Und etwa zehn Prozent seien derzeit krank. Diese Ausfälle sollten nun durch Vertretungskräfte aus dem Finanzressort, Nachwuchskräfte und Studenten ausgeglichen werden, sagt Wessel-Niepel.
In anderen Städten können Kunden die voraussichtliche Wartezeit online verfolgen. Bremen habe sich aber gegen dieses Modell entschieden, weil besonders eilige Fälle dann nicht vorrangig zum Zuge kämen, sagt die Leiterin des Stadtamtes. Man arbeite aber an einer Software zur Terminvergabe, wie sie bei der Kfz-Zulassung inzwischen „sehr erfolgreich“ angewendet werde. Marita Wessel-Niepel: „Wir hoffen, die Software noch in diesem Jahr auf andere Organisationseinheiten ausdehnen zu können.“