Camping wird in Deutschland immer beliebter. Im vergangenen Jahr zählten die Plätze der Republik laut statistischem Bundesamt mehr als 31 Millionen Übernachtungen. Den größten Zuwachs im Bundesvergleich verzeichnete demnach das Land Bremen mit einem Anstieg von 13,21 Prozent gegenüber 2016. Insgesamt zählte die Branche in 2017 etwa 88 000 Übernachtungen im kleinsten Bundesland.
"Gefühlt haben wir immer mehr Gäste", berichtet Stephan Emde, Betreiber des Campingplatzes am Stadtwaldsee. Konkrete Zahlen könne er aber nicht nennen. "Früher war der Platz nie ausgebucht. In letzter Zeit ist das aber immer öfter der Fall. Allein in diesem Jahr waren schon drei Mal alle Stellflächen belegt", berichtet Emde. Den Anstieg der Übernachtungen führt Emde darauf zurück, dass Bremen für Touristen immer attraktiver werde. Außerdem habe er den Platz umfassend saniert, was sich unter den Campern herumgesprochen habe.
Die gute Ausstattung des Campingplatzes am Stadtwaldsee hebt auch Christian Fehse aus dem Schwarzwald hervor. "Ich erlebe es selten, dass ein Zeltplatz so gut hergerichtet ist wie hier in Bremen", berichtet Fehse. Im Hotel nächtige er nur, wenn es in der Umgebung keine Möglichkeiten zum Zelten gäbe. "Ich schätze die Nähe zur Natur und finde es herrlich, dieses Raster zu verlassen. Das habe ich sowieso in meinem Alltag und brauche es nicht auch noch in meinem Urlaub", sagt Fehse. Im Hotel sei das so nicht möglich.
Dauercamper leben das ganze Jahr draußen
Auch Gerd Hasenjäger aus Freiburg im Breisgau schätzt die Unabhängigkeit beim Campen. "Es gibt keinen Zimmerservice und ich muss mich zum Beispiel nicht an die Frühstückszeiten halten", sagt Hasenjäger. Außerdem würde es auf dem Campingplatz nie langweilig werden, da es an seinem Wohnwagen immer etwas zu tun gäbe. Hasenjäger campiert regelmäßig in Bremen, um seine Freunde in Norddeutschland zu besuchen.
Lorenz Dierkes und seine Frau Hannelore aus Höxter kommen zwei bis drei Mal im Jahr mit ihrem Wohnwagen nach Bremen. Die Hansestadt sei der ideale Ausgangspunkt für Touren nach Bremerhaven oder Cuxhaven. "Der Campingplatz hat eine ideale Lage, er liegt direkt am See und die Autobahn ist auch vor der Tür", sagt Lorenz Dierkes. Wie lange sie dieses Mal in Bremen bleiben, steht noch nicht fest. Genau das sei der Vorteil am Campen. Sie könnten spontan anreisen und müssten nicht gleich festlegen, wann sie wieder nach Hause fahren. "Wenn das Wetter schön ist, bleiben wir noch länger in Bremen. Wenn es in den nächsten Tagen regnet, fahren wir eher wieder heim", erzählt Hannelore Dierkes.
Neben Urlaubern gibt es auch Menschen, die dauerhaft auf dem Campingplatz leben. Jens Bartels wohnt seit zehn Jahren am Stadtwaldsee. Zuerst habe er übergangsweise in einem Wohnwagen gelebt, dann sei das Campen eine Dauerlösung für ihn geworden. Mittlerweile wohnt er in einem sogenannten "Mobilheim". "Ein Camper im herkömmlichen Sinne bin ich nicht", sagt Bartels. Trotzdem schätze er den zwanglosen Kontakt zu seinen Nachbarn, und das sei dann wieder typisch für Camper.
Mehr Übernachtungen verzeichnet auch Hans Bahrenburg, Inhaber des Campingplatzes am Kuhhirten. Im vergangenen Jahr habe es eine Steigerung um fünf Prozent gegenüber 2016 gegeben. In diesem Frühjahr sei die Nachfrage sogar um weitere 15 bis 20 Prozent gestiegen. "Wir haben zwei Auszeichnungen von einem Fachmagazin erhalten. Das ist für uns ein Ritterschlag", sagt Bahrenburg. Einen der Preise bekam der Betrieb in diesem Jahr. Deshalb vermutet der Betreiber einen Zusammenhang zwischen den Auszeichnungen und der gestiegenen Anzahl von Übernachtungen auf seinem Platz.
Nicht nur die Campingplätze in Bremen verzeichneten im vergangenen Jahr mehr Übernachtungen. Auch in den Hotels der Stadt nächtigen immer mehr Menschen. Seit mittlerweile sieben Jahren steigen die Hotelübernachtungen in der Stadt. 2017 zählte das statistische Landesamt mehr als zwei Millionen Übernachtungen, etwa zwei Prozent mehr als noch 2016. Im Land Bremen verzeichneten die Hotels 2017 fast 2,5 Millionen Übernachtungen, ein Plus von etwa zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr.