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Mobilität im Wandel Carsharing boomt

In Städten wie Berlin und Hamburg stehen die Leihautos am Straßenrand, sie werden gefahren und irgendwo wieder abgestellt. Cambio in Bremen hat mit seinen stationären Angeboten Erfolg.
14.01.2018, 19:08 Uhr
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Carsharing boomt
Von Jürgen Hinrichs

Es ist ein regelrechter Boom, in Bremen und anderswo: Menschen, die mit dem Auto fahren, es aber nicht besitzen. Carsharing gehört in den großen Städten beim Verkehrsangebot mittlerweile wie selbstverständlich dazu. Der Anbieter Car2go aus dem Daimler-Konzern hat vor ein paar Tagen die Zahlen für das vergangene Jahr vorgelegt. Der Zuwachs betrug demnach rund 30 Prozent. „Wir haben in allen Bereichen zugelegt – Kundenzahl, Mietdauer und Fahrzeugauslastung“, hieß es aus dem Unternehmen. Der Konkurrent DriveNow, getragen von BMW und dem Autovermieter Sixt, meldet für das Jahr 2017 eine Steigerung von 25 Prozent.

Ein Drittel der Nutzer sind Firmenkunden

In Bremen ist das Geschäft allein beim Anbieter Cambio um 15 Prozent gewachsen, wie das Unternehmen auf Anfrage erklärte. 14 100 Kunden, die sich bei Bedarf eines der insgesamt 310 Fahrzeuge ausleihen, darunter seit März auch vier Elektroautos. Anders als Car2go oder Drivenow hat Cambio feste Plätze, an denen die Fahrzeuge zur Abholung bereit stehen: 84 Standorte in der Stadt Bremen, zwei in Bremen-Nord und zwei in Bremerhaven. „Es geht kontinuierlich nach oben“, freut sich Jutta Kirsch, Prokuristin bei Cambio.

In Bremen hieß das Unternehmen früher StadtAuto. Gegründet wurde es im Jahr 1990, eine Pionierleistung, denn so etwas gab es damals in deutschen Städten noch nicht. Nur Aachen zog zeitgleich mit, zwei Jahre später auch Köln. Als die Bremer sich zehn Jahre später mit den anderen stationären Carsharing-Anbietern zusammenschlossen, war Cambio geboren. Die Holding mit Sitz in Bremen ist heute in 21 deutschen und 39 belgischen Städten aktiv.

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Nach Angaben von Kirsch sind rund ein Drittel der Nutzer Firmenkunden. Für die Auslastung der Fahrzeuge sei das ideal. „Die privaten Kunden fahren eher am Abend und am Wochenende“, erklärt die Prokuristin. Unter ihnen sei der Altersdurchschnitt in den vergangenen Jahren mehr und mehr gesunken. Cambio bemüht sich sehr um diese Klientel, es ist der Nachwuchs im Kundenstamm. Wer unter 25 Jahre alt ist, muss zum Beispiel keine Grundgebühr bezahlen. Die Anmeldegebühr entfällt, wenn die Fahrer neben dem Auto auch Busse und Bahnen nutzen und das mit entsprechenden Tickets nachweisen können.

Free Floating statt feste Plätze

Außer Cambio gibt es in Bremen beim Carsharing noch Flinkster und Move About. Flinkster ist ein Unternehmen der Deutschen Bahn AG, es unterhält zwei Standorte am Hauptbahnhof und am Hansator am Eingang zur Überseestadt. Move About ist ein Anbieter, mit dem die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) kooperiert. Zum Einsatz kommen an den elf Standorten, die über die Stadt verteilt sind, ausschließlich Elektrofahrzeuge. Waren es zunächst nur private Stellflächen, die für Carsharing angemietet werden mussten, sind es mittlerweile zu einem Teil auch öffentliche, die von der Stadt zur Verfügung gestellt werden. Das sind die sogenannten Mobilpunkte. Es gibt 27 davon. Bis vor Kurzem wurden sie allesamt von Cambio genutzt, einer ist jetzt an Move About gegangen.

DriveNow und Car2go sind beide in Berlin, Hamburg und München vertreten. DriveNow zusätzlich in Köln und Düsseldorf. Car2go in Frankfurt, Stuttgart und im Rheinland. Das Prinzip heißt Free Floating. Der Wagen wird abgeholt, wo er gerade steht, und dort abgestellt, wo es gerade passt, wo das Ziel erreicht und ein Parkplatz frei ist. Praktikabel ist das vor allem in großen Städten.

Bremen haben die Unternehmen noch nicht auf ihre Karte gesetzt. Dort wären sie möglicherweise aber auch nicht willkommen. „Wir wollen die eigentlich nicht, weil sie uns Parkplätze wegnehmen“, sagte Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne). Die Deutsche Umwelthilfe kann Carsharing durchaus etwas abgewinnen, nicht aber der Variante des Free Floating. So ein Angebot berge die Gefahr, dass auch kurze Wege mit dem Auto zurückgelegt werden, heißt es in einer Mitteilung der Organisation. Hinzu komme, dass die Fahrzeuge im Schnitt nur für eine Stunde am Tag genutzt würden und entsprechend lange Zeit Parkplätze blockieren.

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