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Mit fünf Jahren in die Schule CDU fordert Vorschulklassen

In Hamburg bieten Kitas und Schulen im Jahr vor der Einschulung besondere Hilfen und Anregungen - daran sollte Bremen sich orientieren, sagt die CDU. Eine Bremer Grundschule arbeitet bereits mit Fünfjährigen.
08.07.2021, 17:05 Uhr
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CDU fordert Vorschulklassen
Von Sara Sundermann

Mit fünf schon in die Schule? In Hamburg ist Vorschule, die ein Jahr vor der Einschulung beginnt, normal. Auch in Bremen wird nun die Einführung eines solchen Modells diskutiert. Die Initiative dafür kommt von der Bremer CDU. Die Christdemokraten sehen in Vorschulklassen ein gutes Werkzeug, um insbesondere Kinder mit Sprachproblemen zu fördern. Zuletzt wurde jedem zweiten Vorschulkind in Bremen Sprachförderbedarf bescheinigt.

An einer Bremer Schule sind Fünfjährige schon regulär unterwegs: An der Kinderschule (Kischu) in Hastedt. Es ist eine besondere Schule – einst eine freie Schule, ist sie inzwischen als Modellschule ins staatliche System integriert. Hier kommen fast alle Kinder schon ein Jahr früher, sagt Schulleiterin Philine Schubert. "Die Fünfjährigen kommen bei uns in eine Einstiegsgruppe, wo sie ihren geschützten Bereich haben", erzählt sie. "Sie haben Zeit, sich einzufinden."

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In dieser Gruppe ist keinesfalls Stillsitzen angesagt: Es gebe viel Lernen in Bewegung, dazu würden die Kinder an Kulturtechniken der Schule herangeführt, sagt Schubert. "Wir machen eine Mischung aus Schule und Kindergarten mit viel freiem Spiel." Dabei werde den Kindern aber schon vieles vermittelt, was später in der echten Schule wichtig ist: Konzentration, sich auf eine Gruppe einstellen, den Stift halten. "Mit diesen Fähigkeiten haben viele Kinder in Bremen – gerade Jungs – beim Schulstart ihre Schwierigkeiten", sagt die Schulleiterin. Zudem befänden sich Fünfjährige in einer sensiblen Phase: "In diesem Alter wollen sie ganz viel lernen und wissen, mit sechs oder sieben sind sie eher mit der sozialen Gruppe beschäftigt." Dieses Zeitfenster zu nutzen, hat sich die Kischu seit ihrer Gründung zum Ziel gesetzt.

In Hamburg sind Vorschulklassen schon lange Teil des Systems: Im Jahr vor der Einschulung sollen Kinder mit einem speziellen Bildungsprogramm an die Schule herangeführt werden. Am Hamburger Modell orientiert sich auch CDU-Bildungspolitikerin Yvonne Averwerser. Sie fordert mit einem Antrag in der Bürgerschaft, dass Bremen Vorschulklassen zum Schuljahr 2022/23 einrichten soll, und zwar zuerst in benachteiligten Stadtteilen. "Die Vorschulklassen sollten alle Kinder besuchen, denen ein Jahr vor der Einschulung im Test nicht ausreichende Sprachkenntnisse bescheinigt werden", sagt Averwerser.

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Ebenso Kinder, die für ein Jahr vom Schulbesuch zurückgestellt wurden und Kinder, deren Eltern dies möchten. Sinnvoll sei Vorschule gerade für Kinder, die kaum oder gar nicht im Kindergarten waren, sagt Averwerser – zum Beispiel, weil sie keinen Kita-Platz bekommen hätten: "Wir wollen Kindern die Chance geben, intensiv in schulähnlicher Atmosphäre an das Lesen, Rechnen und Schreiben herangeführt zu werden."

Der Antrag der CDU wurde am Donnerstag in der Bürgerschaft von der Koalition abgelehnt. Der Plan der CDU komme zu früh, zunächst müsse geprüft werden, ob Vorschulklassen für Bremen passend und umsetzbar seien, sagt die Grünen-Abgeordnete Solveig Eschen. Dennoch interessieren sich auch die Grünen für das Thema: Wenige Tage vor der Debatte über den CDU-Antrag reichte Eschen eine Große Anfrage ein. Darin erkundigt sie sich beim Senat, ob das Hamburger Modell für Bremen sinnvoll sein könnte.

"Hamburg verpflichtet zu Sprachförderung im Jahr vor der Einschulung, diese findet regulär in Vorschulklassen an den Grundschulen statt, ist aber auch in der Kita möglich", sagt Eschen. "Ich kenne das Hamburger Modell aus eigener Anschauung, für mich ist die Wahlfreiheit in diesem Bereich ein hohes Gut." Sinnvoll könne der Besuch einer Vorschulklasse zum Beispiel für Kinder sein, die im vierten Quartal eines Jahres Geburtstag haben: "Diese Kinder sind oft ein bisschen zu alt für den Kindergarten und ein bisschen zu jung für die Schule." Und in einer Gruppe von Fünfjährigen könne man anders Wissen vermitteln als in einer Kindergartengruppe mit Drei- bis Sechsjährigen.

"Ich halte es für unbedingt sinnvoll, dass es diese Förderung gibt, sie muss aber nicht zwingend in der Schule stattfinden", sagt Schulleiterin Philine Schubert. Angesichts der Situation an Bremens Grundschulen hält sie es für riskanter, Vorschullernen in Schulen anzusiedeln. Sie sorgt sich um Personalmangel: "Dann besteht die Gefahr, dass die Fünfjährigen da mit Stift und Zettel sitzen." In vielen Grundschulen fehle es zudem an den Räumen dafür.

Zur Sache

Hamburgs Vorschulklassen

Hamburg bietet Kindern ein Jahr vor der Einschulung ein Bildungsprogramm an. Das soll ihnen laut Schulbehörde den Einstieg in die erste Klasse erleichtern und unterschiedliche Startbedingungen der Kinder ausgleichen. Dieses einjährige Programm kann in Hamburg in Schulen, aber auch in Kitas stattfinden. Eltern können entscheiden und werden dazu beraten, was besser für ihr Kind passt. Rund die Hälfte eines Jahrgangs besucht laut Hamburger Bildungsbehörde eine Vorschule.

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