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Schnelltests Der Abbau der Testzentren beginnt

Weil die Nachfrage sinkt und Aufwand und Ertrag sich nicht mehr rechnen, schließen immer mehr privat betriebene Teststationen. Aber auch Apotheken und Arztpraxen fahren ihr Angebot zurück.
12.08.2021, 05:00 Uhr
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Der Abbau der Testzentren beginnt
Von Marc Hagedorn

Die Zahl der Corona-Schnelltestzentren ist in Bremen zurückgegangen. Mehrere privat betriebene Teststationen haben in den vergangenen Wochen geschlossen, auch Apotheken und Arztpraxen haben ihr Angebot zurückgefahren. Die Gründe sind vielfältig: Die Zahl der Geimpften ist gestiegen, die Corona-Auflagen sind gelockert worden. Außerdem können Anbieter seit 1. Juli nur noch acht statt zwölf Euro für die erbrachte Leistung sowie 3,50 statt sechs Euro an Materialkosten abrechnen.

Über die Frage, welche Auswirkungen das Ende der kostenlosen Bürgertests ab dem 11. Oktober hat, gibt es unterschiedliche Auffassungen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung geht davon aus, dass die Zahl der Testzentren weiter abnehmen wird. Das Bremer Gesundheitsressort und die Kassenärztliche Vereinigung Bremen (KVHB) sind etwas zurückhaltender. „Da die 3G-Regel – geimpft, genesen oder getestet – erhalten bleibt, könnte es sein, dass die Nachfrage bestehen bleibt“, sagt Behördensprecher Lukas Fuhrmann, „aber das ist zum jetzigen Zeitpunkt spekulativ.“ Aktuell liegt die tägliche Zahl der Tests im Zentrum Messehalle 3, das die Behörde und das Deutsche Rote Kreuz betreiben, mit 200 bis 560 unter der möglichen Kapazität von 1000.   

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Auch Bernhard Rochell mag das Ende der Testzentren noch nicht ausrufen. „Wie sich die Nachfrage ab dem 11. Oktober entwickelt, hängt von mehreren Einflussgrößen ab“, sagt der Vorstandsvorsitzende der KVHB. Was bringt der Herbst? Was kostet ein Test demnächst? Welche Parameter beeinflussen künftig neben der Inzidenz die Maßnahmen?

Obwohl die Zahl der Tests in der Corona-Ambulanz der KVHB an der Vahrer Straße im Vergleich zur Hochphase um mehr als die Hälfte gesunken ist, bleibt die Ambulanz bis Ende des Jahres auf jeden Fall bestehen. Anders sieht es in Bremen-Nord aus, dort sind die Testzahlen im Juli so stark zurückgegangen, dass im Moment keine Schnelltests mehr angeboten werden. „Wir sind dort aber auf Stand-by und könnten je nach Entwicklung reagieren“, sagt KVHB-Chef Rochell.

Ein privater Anbieter, der sich vor wenigen Wochen aus Bremen nach Änderung der Abrechnungsvorgaben zurückgezogen hat, ist die Firma Lima Hygiene. Aufwand und Ertrag hätten nicht mehr im richtigen Verhältnis gestanden, sagte eine Sprecherin des Berliner Unternehmens. Unter anderem an der Waterfront hatte Lima für einige Wochen eine Teststation aufgebaut. Einen Nachfolger gibt es dort nicht. „Der Bedarf ist im Moment nicht da“, sagt Centermanagerin Kirsten Jackenkroll, „das lohnt sich zurzeit für keinen Betreiber.“

Der Bund habe sich Tests bislang mehr als drei Milliarden Euro kosten lassen, berichtet der „Spiegel“. Und weiter: „Was kurzzeitig die Lizenz zum Geldverdienen selbst für Unternehmer ohne größere Qualifikation war, entpuppt sich nun vielerorts zum wirtschaftlichen Problemfall.“

Nach Schätzungen der Apothekerkammer Bremen ist die Zahl der Apotheken, die Bürgertests anbieten, in den vergangenen Monaten um etwa die Hälfte zurückgegangen. Aktuell sind auf dem Portal des Deutschen Apothekerverbandes für das Land Bremen noch zwölf Apotheken gelistet, die Covid-19-Schnelltests anbieten. „Einige Apotheken haben ihr Testangebot zeitlich und vom Umfang eingeschränkt“, sagt Klaus Scholz, Präsident der Apothekerkammer Bremen, „wir gehen davon aus, dass sich die Nachfrage nach Covid-19-Schnelltests perspektivisch weiter verringern wird.“

Noch nicht eingeschränkt hat die Hemelinger Apotheke ihr Angebot. „Wir testen nach wie vor an sechs Tagen in der Woche“, sagt Inhaberin Anke-Kerstin Becker. Um die 20 bis 25 Tests führen sie und ihr Team zurzeit jeden Tag durch. „Zu der Zeit, als beispielsweise ein negativer Test für den Friseurbesuch notwendig war, lag die Anzahl vier Mal höher.“ Profit, sagt Becker, mache sie mit ihrem Testangebot nicht, dafür sorgen die reduzierte Vergütung, Abzüge durch die Mehrwertsteuer und Bearbeitungsgebühren bei der Abrechnung mit der Kassenärztlichen Vereinigung sowie die Kosten für den Hygieneaufwand und die Arbeitskraft. „Wir verdienen daran nichts, wir machen das quasi nur noch aus Nettigkeit“, sagt die Apothekeninhaberin

Tests für Patienten, die Symptome zeigen beziehungsweise vor einem Reha- oder Krankenhausaufenthalt stehen, bietet Hans Michael Mühlenfeld an. Kostenlose Bürgertests führt der Vorsitzende des Bremer Hausärzteverbandes nicht mehr durch. Er begrüßt den Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz, dass Tests für Ungeimpfte ab dem 11. Oktober kostenpflichtig werden. „Ich gehe davon aus, dass diese Regelung die Impfbereitschaft bei den Unentschlossenen erhöhen wird“, sagt Mühlenfeld, „und damit wird der Bedarf an Teststationen weiter zurückgehen.“

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