Der Schutz gegen das Coronavirus bei vollständig Geimpften soll aufgefrischt werden. Das Bremer Gesundheitsressort bereitet aus diesem Grund die dritte Impfung für Risikogruppen vor, die Anfang des Jahres zu den ersten Geimpften gehörten. Dazu zählen besonders gefährdete Personen wie Altenheimbewohner, Pflegebedürftige und Menschen mit Immunschwäche. Wie Behördensprecher Lukas Fuhrmann mitteilte, seien zunächst etwa 5000 Impfungen in Pflegeeinrichtungen geplant. Unterdessen plädiert Yvonne Averwerser, bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, für eine allgemeine Maskenpflicht in den ersten zwei Wochen nach Ferienende in allen Schulen. Der Bremer Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) und die Bremer Gastro-Gemeinschaft (BGG) kritisieren die kurzfristige Umsetzung der 3G-Regeln für bestimmte Innenräume, die ab diesem Mittwoch in Kraft treten.
Was die Gesundheitsministerkonferenz Anfang August zur Auffrischungsimpfung ab Anfang September beschlossen hatte, soll nun in Bremen umgesetzt werden. Noch werde laut Sprecher Fuhrmann vorbereitet und abgestimmt, wann die mobilen Impfteams in welche Pflegeeinrichtungen gehen. Betroffene Personen wie Pflegebedürftige und Ältere ab 80 Jahren, die zuhause wohnen, sollen wie Anfang des Jahres von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten geimpft werden. So ist es mit der Kassenärztlichen Vereinigung abgesprochen.
Eine Auffrischungsimpfung erhalten diejenigen, deren vollständiger Impfschutz mindestens seit sechs Monaten besteht – bis Mitte Februar waren das laut Fuhrmann 5305 Menschen in Pflegeeinrichtungen. Alle seien mit Biontech geimpft worden. Für Menschen, die bisher Vektor-Impfstoffe von Astra-Zeneca oder Johnson & Johnson erhalten haben, sei hingegen der empfohlene Zeitabstand von sechs Monaten zwischen vollständigem Impfschutz und Auffrischung noch nicht erreicht.
Geimpft, genesen oder getestet – an diesem Mittwoch setzt der Bremer Senat die 3G-Regel für bestimmte Innenräume um. Die Maßnahme wird ergriffen, weil die Corona-Inzidenz in der Stadt laut den Zahlen des Robert Koch-Instituts am Dienstag den dritten Tag in Folge über dem Wert von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner lag. Das Ordnungsamt erlässt dazu als zuständige Behörde eine Allgemeinverfügung. In Bremerhaven tagt der Magistrat an diesem Mittwoch und will entscheiden, ob die 3G-Regel umgesetzt wird. Als "bodenlose Frechheit" bezeichnet Detlef Pauls vom Hotel Munte und Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) die Änderung, die nicht früh genug kommuniziert worden sei. "Es ist eine Unverschämtheit, wie mit unserer Branche umgegangen wird", so Pauls. Nach eineinhalb Jahren Pandemie sei man immer noch nicht so weit, dass man sich auf Änderungen vorbereiten könne.
Auch die Bremer-Gastro-Gemeinschaft kritisiert die Kurzfristigkeit der Beschlüsse. Der Verein halte es für wirtschaftlich unverantwortlich, "eine solche
weitreichende Allgemeinverfügung über Nacht wirksam werden zu lassen und damit
erneut die Existenz vieler gastronomischer Betriebe zu gefährden", heißt es in einer Mitteilung.
Zudem seien viele Fragen offen oder Passagen der Verfügung so unklar formuliert,
dass nicht geklärt sei, wie zu verfahren sei. "Bereits heute am Vormittag, vor der
Veröffentlichung der Verfügung, haben wir über 20 Fragen an die zuständigen
Behörden zur Klärung weitergereicht. Antworten sind uns zwar zeitnah zugesichert
worden, müssen aber zunächst im Einzelfall geklärt werden", erklärt die BGG.
Seit Anfang August können sich Zwölf- bis 15-Jährige im Impfzentrum auf der Bürgerweide gegen Covid-19 impfen lassen. Dafür wurde eine eigene Impfstraße eingerichtet. Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren können sich bereits etwas länger dort impfen lassen. Laut Behördensprecher Fuhrmann sind seitdem 7463 Impfungen an Jugendliche in dem Zentrum verabreicht worden. Laut dem Robert Koch-Institut sind in Bremen 22,7 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen bereits geimpft. Darunter sind auch diejenigen, die bei Haus- oder Kinderärzten eine Spritze bekommen haben.
Dass die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt, die Jugendlichen zu impfen, freut Kinder- und Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD): "Ich bin nicht der Ansicht, dass diese eindeutige Empfehlung überfällig gewesen ist." Man müsse jetzt dafür Sorge tragen, dass alle impfwilligen Kinder und Jugendlichen, deren Eltern einverstanden sind, die Möglichkeit haben, sich zeitnah zu informieren und impfen zu lassen.
Aufgrund der steigenden Infektionszahlen durch Reiserückkehrer fordert CDU-Politikerin Yvonne Averwerser: „Wir müssen unsere Konsequenzen aus dem letzten Jahr ziehen, das sich für diese Bevölkerungsgruppe nicht wesentlich von diesem unterscheidet." Um Kinder vor Quarantäne, Long Covid-Symptomen und verlorenen Bildungschancen zu schützen, spricht sich Averwerser neben regelmäßigen Testungen für eine auf zwei Wochen befristete allgemeine Maskenpflicht für alle Schulen und Klassenstufen auch während des Unterrichts aus.