Auf welches Geld aus dem Bremer Haushalt können die Stadtteile links der Weser bis Ende 2021 hoffen? Mit dem Abschluss der Verhandlungen der Regierungskoalition aus SPD, Grünen und Linkspartei über den kommenden Doppelhaushalt zeichnen sich für die Menschen im Bremer Süden unterschiedlich hohe Investitionen in soziale, kulturelle und infrastrukturelle Projekte ab.
Besonders ein Haushaltsposten wird in Obervieland nach langer Wartezeit als Startsignal gewertet: Im kommenden Haushalt stehen voraussichtlich – die Bürgerschaft muss dem Entwurf noch zustimmen – 120.000 Euro für das geplante Lernhaus für benachteiligte Familien in Kattenturm zur Verfügung. Davon können eine Vollzeitstelle plus Sachmittel bezahlt werden, „um die weitere Entwicklung des Lernhauses in Kattenturm voran zu treiben“, gibt die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Pfeiffer Auskunft.
Auch für die Neustadt, wo sie selbst lebt, bringt sie gute Nachrichten mit: „Für die Sanierung des Südbades wird es Geld geben.“ Dort hatten sich offenbar erst kürzlich in zwei Schwimmbecken auf größeren Flächen Fliesen gelöst. Nach einer ersten Kostenschätzung liege der Schaden bei 550.000 Euro, so Pfeiffer. Über das weitere Vorgehen würden die Fachleute derzeit noch beraten.
Auch für das Hallenbad Huchting wird es Unterstützung geben, teilt indes der Huchtinger Bürgerschaftsabgeordnete Björn Fecker (Grüne) mit. Damit das Schwimmbad nicht gesperrt werden muss, soll besonders das marode Dach noch in diesem Sommer repariert werden. Dafür werden sehr wahrscheinlich die Sportdeputation sowie der Haushalts- und Finanzausschuss der Bürgerschaft in diesen Tagen bereits im Vorgriff auf die abschließenden Haushaltsbeschlüsse 563.000 Euro freigeben (siehe Bericht Seite 4).
„Für Huchting ist das Beratungsergebnis der drei Fraktionen von SPD, Grünen und Linken richtig gut“, so der Fraktionsvorsitzende der Grünen Bürgerschaftsfraktion. Mit einer Million Euro steche besonders die Huchtinger Heerstraße hervor. Dort sollen 2021 die Planungen für den Umbau beginnen. Die Straße sei für den Fuß- und Radverkehr eine Katastrophe, so Fecker. Nun höre die Flickschusterei dort endlich auf. „Gleichzeitig leisten wir auch einen Beitrag zur Verkehrswende, indem auch am Stadtrand in die Radinfrastruktur investiert wird“, sagt der Grünenpolitiker.
Bremer Haushalt: Planungen für Stadtteilzentrum in Huchting können starten
Auch ein schöneres Stadtteilzentrum für Huchting kann nun offenbar in Angriff genommen werden. Denn die Koalitionsfraktionen erhöhen das Personal im Bereich der Städtebauförderung. Woltmershausen und Huchting gehören zu den Stadtteilen, die die rot-grün-rote Koalition dabei explizit benannt hat. „Um eine umfangreiche Förderung aus Mitteln des Bundes zu erhalten, braucht es konkrete Planungen. In Huchting gibt es schon gute Vorarbeiten, die nun mithilfe der Baubehörde so planungsreif erstellt werden können, dass zukünftig umfangreiche Mittel des Bundes zur Gestaltung des Stadtteils fließen können“, erläutert Björn Fecker.
Aber auch von weiteren Verabredungen könne der Stadtteil profitieren. So kann das erst in diesem Jahr abgerissene marode Spielschiff im Grünzentrum am Hallenbad für 80 000 Euro neu aufgebaut werden. Die Stadtteile Neustadt, Huchting und Obervieland sind außerdem genannt, wenn es um mehr Kontrollen durch den Ordnungsdienst geht. Dieser wird laut Haushaltsentwurf personell um zehn Stellen aufgestockt, „sodass er künftig seine Präsenz auch außerhalb der Innenstadt deutlich erhöhen kann“, sagt Birgit Pfeiffer. Aus ihrer Erfahrung „finden die Leute es gut, wenn jemand auf der Straße ansprechbar ist.“
Aufatmen kann auch das Team des Ortsamtes Neustadt/Woltmershausen, das als Schnittstelle zwischen Stadtteilbewohnerschaft, Stadtteilpolitik und Verwaltung arbeitet. „Dort arbeiten die Menschen seit Jahren Land unter. Es ist überfällig, dass sich daran jetzt etwas ändern wird“, kündigt Pfeiffer an. Auch Ortsamtsleiterin Annemarie Czichon hatte in den vergangenen Jahren mehrfach betont, dass sie und ihr Team hoffnungslos überlastet seien. Nun bekommen alle Ortsämter in Bremen, die mehr als einen Stadtteil vertreten müssen, Geld für eine weitere Stelle.
„Ich freue mich riesig über die Stärkung des Personals im Ortsamt. Besonders angesichts der hohen Anforderungen in der einwohnerstarken Neustadt und der regen Bautätigkeit rings um das Tabakquartier in Woltmershausen“, so Pfeiffer. Denn in vielen Fällen müsse das Ortsamt auch die mit Bauprojekten verbundene Bürgerbeteiligung koordinieren.
Mitglieder der Regierungsfraktionen von SPD, Grünen und Linkspartei heben außerdem in einer gemeinsamen Erklärung hervor, dass die Stadtteile auch von den Programmen „1000 Sitzbänke“ und „1000 Bäume für Bremen“ profitieren werden. Auch zehn Begegnungszentren für Ältere in Lagen mit Altersarmut werden gezielt gefördert sowie die offenen Angebote für Kinder in Spielhäusern, die jährlich 10.000 Euro mehr Geld erhalten werden. Zusätzlich wird mehr Geld in Schulsozialarbeit sowie in sozialpädagogische Unterstützung an Schulen in benachteiligten Quartieren investiert.
Als weiteren Erfolg wertet Pfeiffer, dass die offene Jugendarbeit der Zirkusschule Jokes in ihrem neuen Zirkuszelt in Huckelriede nun noch für das laufende Jahr mit 20.000 Euro zusätzlich unterstützt werden könne. „Und das Ziel ist, Jokes auch von den Fördermitteln profitieren zu lassen, die künftig stadtteilübergreifenden Angeboten zur Verfügung stehen.“