Das Vorhaben von Kurt Zech, die Innenstadt an zentraler Stelle umzubauen, steht auf der Kippe. Zech spricht auf Anfrage zwar von einem „kontinuierlichen und konstruktiven Austausch“ mit den Behörden. Konkret vorangegangen ist aber so gut wie nichts. Der verabredete Zeitablauf lässt sich nicht mehr ganz einhalten. Es gibt deshalb nach Informationen des WESER-KURIER eine Initiative des Senats, das Tempo zu beschleunigen, damit das Projekt, von dem in der Innenstadt viel abhängt, nicht vollends zum Erliegen kommt.
Der Bremer Unternehmer plant mit zwei Grundstücken und einer Immobilie. Auf den beiden Flächen stehen heute das Parkhaus Mitte und ein Gebäude, das bis vor wenigen Monaten von Galeria Kaufhof genutzt wurde. Bei der Immobilie handelt es sich um das Karstadtgebäude, das Kurt Zech zu einem Teil gehört.
Die Hochgarage mit ihren 1060 Stellplätzen soll abgerissen werden, das ehemalige Warenhaus ebenfalls. Doch wie es aussieht, könnten noch Jahre ins Land gehen, bis das geschieht. Wenn der Plan überhaupt umgesetzt werden kann.
Der Knackpunkt ist, dass Zech noch keinen Zugriff auf eines der Grundstücke hat. Eigentümer und bisheriger Vermieter von Galeria Kaufhof ist die Frankfurter DIC-Gruppe, eine Investmentgesellschaft für Gewerbeimmobilien. Sie hat den Bremer Unternehmer während der Verhandlungen abblitzen lassen und entschieden, die Ladenflächen für zunächst fünf Jahre neu zu vermieten. Einziehen wird im Herbst auf rund 15.500 Quadratmetern die Möbelkette Opti-Wohnwelt, die in Bremen seit März mit einer Filiale am Weserpark in Osterholz vertreten ist. Opti teilt sich das frühere Kaufhofgebäude mit dem Elektronikriesen Saturn Hansa, der für den Verkauf die beiden oberen Geschosse nutzt.
Eigentlich sollte es spätestens im Dezember vergangenen Jahres eine Einigung zwischen Zech und DIC geben. Das sieht der Zeitplan vor, der mit dem Bauressort vereinbart worden war. Die Preisvorstellungen lagen offenbar zu weit auseinander. DIC soll für die Immobilie dem Vernehmen nach 56 Millionen Euro gefordert haben, Zech habe lediglich die Hälfte zahlen wollen.
Nun will der Senat helfen, damit die beiden Parteien wieder stärker aufeinander zugehen. „Wir planen einen gemeinsamen Termin, um den Prozess zu beschleunigen“, erklärt Linda Neddermann, Sprecherin des Bauressorts. Einbezogen sei neben Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) und Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD).
Mit dem Ausgang dieser Gespräche steht und fällt das gesamte Projekt. Denn ohne im Besitz der DIC-Immobilie zu sein, kann Zech das Parkhaus Mitte nicht abreißen. DIC hat auf dem Dach Autostellflächen, die nur über das Parkhaus zu erreichen sind. Es gibt Überwegungsrechte – ein Problem, das immer schon als kaum überwindbares Hindernis dafür angesehen wurde, auf dem Areal etwas Neues zu entwickeln.
Vor gut zwei Jahren hatte die Stadt das Parkhaus Mitte für rund 14 Millionen Euro an Zech verkauft. Vollzogen ist der Vertrag noch nicht, er kann unter bestimmten Umständen wieder aufgelöst werden. Eigentümerin und zugleich Betreiberin der Hochgarage ist nach wie vor die städtische Parkgesellschaft Brepark, wie das Unternehmen auf Nachfrage mitteilt.
Die Brepark hatte eigene Pläne für das Parkhaus Mitte. Das Erdgeschoss sollte umgebaut werden, um den Geschäften, die sich dort zur Lloydpassage öffnen, attraktivere Flächen zu bieten. Das fünf Millionen Euro teure Projekt stand kurz vor der Realisierung, verschwand aber in der Schublade, als Zech seine Pläne verkündete.
„2021 könnte klappen“, sagte der Unternehmer vor vier Jahren auf die Frage nach der möglichen Fertigstellung. Zwei Jahre danach war davon keine Rede mehr. Seitdem gilt eine andere Frist: Spätestens im März 2024 soll das Bebauungsplanverfahren für das Projekt abgeschlossen und ein städtebaulicher Vertrag unterzeichnet sein. Bis dahin ist nicht mehr allzu viel Zeit, weil die Angelegenheit komplex ist und mit dem ehemaligen Kaufhofgebäude der entscheidende Baustein fehlt.
Im Kaufvertrag für das Parkhaus Mitte hat die Stadt laut einer Vorlage der Verwaltung für die geplanten Neubauten einen Mix aus Einzelhandel, Dienstleistung, Büro und Wohnungen festgelegt. Die Nutzungsfläche soll mindestens 21.000 Quadratmeter betragen. Bremen wünscht sich an der Stelle Strahlkraft – „durch besondere Nutzungen und durch nachhaltige, klimafreundliche und bauliche Akzente“, wie die Planer formulieren. Die Gebäudehöhen sollen sich an den benachbarten Häusern orientieren.