Bremen-Nord. Vier Grundschulen und die Oberschule Lehmhorster Straße in Bremen-Nord bekommen von der Senatorin für Bildung zusätzliche Stunden oder Entlastungsstunden. Die Schulleitungen sind darüber sehr erfreut. Das ist der richtige Schritt, wird die Anordnung kommentiert. Fragezeichen gibt es aber noch, wie das Geschenk der Entlastung, die zusätzlichen Mathematikstunden und der Zuschlag für die Förderung von Kindern mit Lernschwierigkeiten, praktisch umgesetzt werden kann.
In ganz Bremen werden 19 Schulen bedacht. Das Ressort von Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) hat auf Grundlage von Sozialindikatoren, nach Anteil der Kinder in Vorkursen und erforderlicher Sprachförderung 15 Grundschulen und vier Oberschulen mit zusätzlichen Stunden versehen. Es gibt Entlastungsstunden für Lehrer und ab August für jede Klasse eine Stunde zusätzlich Mathe, mehr Stunden für Sozialarbeiter und Sozialpädagogen und außerdem die Zuweisung von zwei Referendaren. Es gibt unterschiedliche Maßnahmenpakete. Die Oberschulen erhalten laut Pressemitteilung aus dem Bildungsressort die Entlastungsstunden. Das Augenmerk zusätzlicher Ressourcen liege auf den Grundschulen.
Die Grundschulen Wigmodistraße, Tami-Oelfken und Am Wasser bekommen beispielsweise die Zuwendungen aus den drei Maßnahmenpaketen (Entlastungsstunden, Matheförderung, sozial-emotionale Förderung). Insgesamt wurden 13 Grundschulen in Bremen bedacht. Laut Annette Kemp, Sprecherin der Senatorin für Bildung, waren damit die Mittel aufgebraucht. Für die Mathematikförderung und sogenannte Stabilisierungsgruppen für Kinder mit Lernschwierigkeiten habe es aber Mittel für 15 Schulen gegeben. Also kamen die Grundschulen Pürschweg und Kirchhuchting noch dazu. Die Grundschule am Pürschweg erhält zusätzliche Mathestunden, zwei Referendare und einen Zuschlag für Stabilisierungsgruppen.
Nach dem ersten Treffen aller begünstigten Schulen im Schulressort sind Einzelheiten aufgrund der Fülle der Themen noch nicht eindeutig geklärt. Es soll noch ein weiteres Treffen geben. Es gibt auch noch Verständnisprobleme. Beispielsweise bei der genauen Zahl der Entlastungsstunden. „Für uns alle ist das noch nicht klar“, sagt Schulleiter Ireneusz Kalan (Tami-Oelfken). Darum hat er seine Glücksgefühle zunächst heruntergeschraubt. „Zuerst hatte ich mich richtig gefreut“, beschreibt er seine Reaktion auf die gute Nachricht. Nun will er lieber bis zum nächsten Treffen abwarten.
„Wir sind in allen Paketen dabei. Das ist sehr erfreulich“, reagiert Ulrike Lüddecke (Wigmodistraße) dankbar auf die Ausbeute für ihre Schule. Sie möchte aber auch erst noch das Schriftliche aus dem Schulressort abwarten. Es sei alles noch nicht spruchreif. Jede Schule müsse sich nun auch Gedanken über die Umsetzung machen und Lösungen finden. Damit spricht sie das Hauptproblem an: Personalmangel. Grundsätzlich ist Schulleiterin Karin Hoormann (Pürschweg) der Meinung: „Das Paket, das sich die Behörde ausgedacht hat, empfinde ich als super.“ Das sei der erste Schritt in die richtige Richtung.
Zusätzliche Stundenkontingente sind das eine, die dafür nötigen Fachkräfte (Pädagogen, Sozialarbeiter, Sonderpädagogen) zu finden, gestaltet sich jedoch problematisch. Bremen-Nord wird als Hindernisgrund angeführt. „Ich habe jeden zweiten Tag Vorstellungsgespräche, auch sehr nette“, erzählt Hoormann. Die Interessenten gucken sich dann aber noch andere Schulen an. Das war es dann. Jeden Tag, erzählen Nordbremer Schulleiter, schauen sie sich das Stellen-Online-Portal an, auf dem das Personal für die Schulen angeworben wird – und sind in Konkurrenz mit allen anderen Schulen.
Lehrermangel in Bremen-Nord
„Jede Schule kämpft um das Personal, aber das ist eigentlich nicht unsere Aufgabe“, sagt Kalan. Er sieht dies nicht als Arbeit der Schulleitungen. „Das müsste zentral gesteuert werden“, betrachtet er die Schulbehörde als Ansprechpartner für die Anwerbung. Auch er hat die Erfahrung gemacht, dass Bremen-Nord nicht an erster Stelle auf der Wunschliste steht, wenn eine Stelle als Lehrer gesucht wird. Er weiß, dass er im Sommer mindestens eine halbe Lehrerstelle für den zusätzlichen Mathematikunterricht an seiner Schule benötigt und einen Konrektor oder eine Konrektorin. Dennoch schätzt er die Situation an der Tami-Oelfken Schule nicht so dramatisch ein. „Wir versuchen, klarzukommen.“
Der Personalmangel macht allen Schulleitungen in Bremen-Nord Sorgen. „Ich weiß nicht, woher ich im Sommer das Personal herbekommen soll“, sagt Karin Hoormann. Die beiden Referendare, die sie ab August bekommt, dürfen nach ihren Worten gar nicht dafür eingeplant werden, die zusätzlichen Mathestunden abzudecken. Für die Schule Pürschweg sind es pro Klasse jeweils eine Stunde, also eine halbe Lehrerstelle mit insgesamt 13 Stunden, hat sie errechnet. Da aber alles noch nicht genau feststeht, möchte sich die Schulleiterin nicht auf Details festlegen. Das gilt auch für die Entlastung bei den Stabilisierungsgruppen. Sie will erst das nächste Treffen mit der Schulbehörde abwarten, um Einzelheiten zu erfahren. „Es ist alles noch zu klären“, sagt auch Ulrike Lüddecke. Sie zeigt sich aber zuversichtlich. „Der erste Schritt für Schulen, die einen großen Bedarf haben, ist getan.“ Mit ihrem Kollegium will sie Lösungswege suchen, wie das Personalthema angegangen werden kann, das für die zusätzlichen Stunden benötigt wird.