Bei den weiter sinkenden Temperaturen zeichnet sich in Bremen ein Mehrbedarf nach Schlafplätzen für obdachlose Menschen ab. Es gibt zwar keine konkreten Zahlen zum Personenkreis ohne Dach überm Kopf, aber alle Experten gehen davon aus, dass sie insgesamt gestiegen ist. Etwa ein Viertel aller wohnungslosen Menschen verbringt derzeit die Nacht im Freien, schätzt das Team des Bremer Kältebusses der Johanniter-Unfallhilfe, das seien etwa 150 Menschen.
Die Angebote für Schlafplätze und Tagestreffs wie zum Beispiel der Bremer Treff sind nach Kenntnis von Sabine Hatscher, Sprecherin der Bremischen Evangelischen Kirche, stabil geblieben. Eine Übersicht über alle Hilfsangebote liefert der Sozialstadtplan.
Irritationen könnte es durch die Streichung der konkreten Anzahl der Schlafplätze in Notunterkünften gegeben haben, die von der Inneren Mission verwaltet werden, vermutet Ute Schröder. Die Pressesprecherin des Diakonischen Werks Bremen stellt jedoch klar, das die Nichtnennung der Anzahl nicht zwangsläufig bedeutet, dass es weniger Plätze als vorher gebe.
Nach Auskunft der Zentralen Fachstelle Wohnen vom Amt für Soziale Dienste gibt es rund 130 Notunterkünfte in vier Einrichtungen freier Träger. Darüber hinaus gibt es 300 Plätze in Einfachhotels und Pensionen. Ferner seien in der möbliert angemieteten Immobilie zur Unterbringung von Zugewanderten in der Friedrich-Rauers-Straße bei extremer Kälte auch bis zu 80 Plätze für Obdachlose vorgesehen, die sich schon geraume Zeit in Bremen aufhielten, teilt Bernd Schneider als Pressesprecher der Bremer Sozialsenatorin mit. "Das entspricht ungefähr dem Unterbringungsbedarf des vergangenen Jahres."
Zu den Notunterkünften in freier Trägerschaft gehört das „Sleep Inn Neuland“, wo der Arbeiter-Samariter-Bund 24 Schlafplätze für Drogenkonsumenten anbietet. Die Innere Mission betreibt nach Aussage von Anke Mirsch drei Anlaufstellen – am Rembertiring (56 Plätze für Männer), im Frauenzimmer in der Abbentorstraße (14 Plätze für Frauen) und im Haus Herdentor (27 Plätze für Menschen mit besonderer psychischer Belastung). Wobei die Vereinsvertreterin auf eine derzeit wegen eines Brandes eingeschränkte Aufnahmekapazität im Frauenzimmer hinweist.
In den vergangenen Jahren haben immer mehr Menschen die bestehenden Hilfsangebote angenommen. Tendenz steigend. Vor diesem Hintergrund will zum Beispiel die Caritas ihr Projekt „Wärme auf Rädern“ auf drei Tage die Woche ausweiten, wie Projektkoordinatorin Sarina Paap berichtet. Ende November haben die BEK und die Diakonie darüber hinaus eine neue gemeinsame Aktion gestartet: "Orte der Wärme". Dahinter steckt nach Auskunft von BEK-Sprecherin Sabine Hatscher der Ansatz, angesichts der Energiekrise in diesem Winter mittellose und einsame Menschen mit vielen Ideen und gemeinsamen Aktivitäten zu unterstützen.
"Wir öffnen warme Räume" lautet folglich das Motto der Aktion, mit der das Kirchensteuerplus durch die Energiepauschale an die Bremerinnen und Bremer zurückgegeben werden soll. Dafür werden voraussichtlich 300.000 Euro kalkuliert.
"Wir denken an Menschen mit kleiner Rente, Studierende, Wohnungslose und alle mit kleinem Einkommen, die mit Sorge auf die hohen Energie- und Lebensmittelkosten blicken", sagte Pastor Bernd Kuschnerus bei der offiziellen Eröffnung. "Orte der Wärme sind kostenlos und für alle Menschen in Bremen da."
Inzwischen seien 37 "Orte der Wärme" für das Projekt in allen Stadtteilen und an allen Wochentage aufgelistet, berichtet Sabine Hatscher. Es würde Veranstaltungen mit Kaffee und Getränken, Beratung und Seelsorge sowie Freizeitaktivitäten wie Klönschnack, Filme, Spiele für Kinder, Kochklub oder Mittagstisch geben. Sie geht davon aus, dass weitere Angebote hinzukommen.