Nicht jeder Bremer kennt den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), aber viele haben wohl schon einmal auf die eine oder andere Weise mit den Angeboten des ASB Kontakt gehabt. Denn die Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation ist sehr aktiv in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit und Soziales. Hinter dem Slogan „Wir helfen hier und jetzt“ verbergen sich nicht nur Teile des Sanitäts- und Rettungsdienstes, sondern auch Erste-Hilfe-Kurse, Ausbildungen, Altenhilfe, Hilfen für Menschen mit Behinderungen, Beratungen, Katastrophenschutz, Kinder- und Jugendhilfe sowie Migrationsarbeit und Betreuung für Geflüchtete.
Für all diese Angebote ist der ASB auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen. An dieser Stelle hakt es nach Angaben der Wohlfahrtsorganisation jedoch zunehmend. Lothar Remme, 71 Jahre alt, kennt den ASB, seine Errungenschaften und auch seine Herausforderungen sehr gut. Er ist Ehrenpräsident und Mitglied seit 1963, aufgewachsen in einer sozialdemokratischen Familie und mit einem älteren Bruder im ASB. „Das hat mich geprägt", sagt er.
Viele Mitglieder seien in der Aufbauzeit nach 1953 dem ASB Bremen beigetreten, leider seien aber nicht alle der Wohlfahrtsorganisation erhalten geblieben. „Viele sind inzwischen längst wieder ausgetreten", sagt Remme. Bei den Spendern sehe es ähnlich aus, es gebe einen Rückgang. Deshalb sei das Werben um Mitglieder und Spender umso dringlicher geworden – nur mit der Unterstützung aus der Bevölkerung ließen sich die Angebote in vollem Umfang aufrechterhalten und weiter ausbauen.
Generationen von Zivildienstleistenden
Lothar Remme war von 1985 bis Mitte 2014 Verwaltungsleiter sowie Geschäftsführer der ASB-Zivildienstschule Ritterhude (heute ASB-Bildungszentrum Ritterhude). Doch 1963 begann alles mit seinem Zivildienst beim Rettungsdienst des ASB Bremen. Dieser bildet bis heute gemeinsam mit anderen Trägern wie dem Deutschen Roten Kreuz das Rückgrat der Lebensrettung in der Hansestadt.
Später wurde Remme kaufmännischer Angestellter beim ASB und war in dieser Zeit weiter für den Rettungsdienst sowie im Bereich Auslandshilfen und in der Öffentlichkeitsarbeit tätig. In den folgenden Jahren übernahm er diverse haupt- und ehrenamtliche Aufgaben im Verband, er war zum Beispiel Landesjugendleiter. Remme wohnt gleich in der Nähe des ASB-Bildungszentrums, in dem Generationen von Zivildienstleistenden in sozialen und politischen Fragen unterrichtet wurden.
An der Arbeit dort habe ihm vor allem der Umgang mit jungen Menschen gefallen – und damit die Möglichkeit zu haben, sie ihn ihrer Entwicklung zu begleiten. Das sei ihm bis heute wichtig. „Bis zu einem Alter von etwa 40 Jahren kann man Menschen noch prägen, danach wird es schwer“, ist er überzeugt. Die Gesellschaft sei heute rauer geworden, gerade deshalb sei es wichtig, junge Menschen in der prägenden Phase zu unterstützen und ihnen Werte zu vermitteln.
Der ASB leistet viel für Bremen, und die Kosten hierfür sind erheblich. Dabei würden die bestehenden Bereiche von externen Kostenträgern zwar weitestgehend abgedeckt, aber Geld aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden seien unverzichtbar, um die Angebote auszubauen. Das Arbeitsfeld sei schon immer herausfordernd gewesen, denn man wolle sich schlicht immer weiter verbessern, um auf die Veränderungen der Gesellschaft reagieren zu können. In den vergangenen Jahren sei dies aber weit schwieriger geworden, betont Remme.
Zurzeit sei Bremen-Ost dabei, eine Sanitätsgruppe aufzubauen – mit der Unterstützung von Ehrenamtlichen. Auch Remme übt sein Amt als Präsident unentgeltlich aus. Vor allem die jüngere Generation ist ihm wichtig, erst vor Kurzem sei die Arbeiter-Samariter-Jugend gegründet worden. Bremen-Mitte arbeite derzeit an der Verbesserung des Katastrophenschutzes, um bei Massenunfällen, Unwettern oder der Räumung von Krankenhäusern gewappnet zu sein. „Dieser Ausbau wird nicht refinanziert, sondern muss vom ASB selbst getragen werden“, sagt Remme.
Deshalb sei eine neue Werbeoffensive um Mitglieder gestartet. Die Werbebeauftragten des ASB sind laut Remme vor allem im Bremer Osten und Süden tätig. Bei jedem Besuch an Haus- oder Wohnungstüren zeigten die Mitarbeiter in ASB-Dienstkleidung ihre Werbevollmacht sowie ihre Ausweiskarte vor. Spenden dürfen laut Remme nicht an der Tür entgegengenommen werden. Weitere Informationen zum ASB und speziell zur Mitgliedschaft sind auf der Internetseite www.asb-bremen.de zu finden.
Der Arbeiter-Samariter-Bund Bremen
Die Geschichte des ASB begann 1909, als sich die ersten Arbeiter-Samariter-Gruppen aus ganz Deutschland zum Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) zusammenschlossen. Der Ursprung des bis heute fortwirkenden Engagements liegt im Jahr 1888, als sechs Berliner Zimmerleute die Initiative ergriffen und den ersten „Lehrkursus über die Erste Hilfe bei Unglücksfällen“ ins Leben riefen. In der in Fahrt kommenden Industrialisierung kam es an Arbeitsmaschinen häufig zu schweren Unfällen. Bis 1888 gab es weder Arbeitsschutz- oder Unfallverhütungsvorschriften noch Verbandmaterial oder Ersthelfer auf der Arbeitsstelle.
1896 gründete sich schließlich in Berlin die erste Sanitätsdienst-Gruppe mit dem Namen „Arbeiter-Samariter-Kolonne“, was sich auch auf andere Städte ausweitete. 1912 gründete sich die „Kolonne Bremen“ mit zwölf Mitgliedern. Die Mitglieder dieser „Kolonnen“ bildeten Laien in Erster Hilfe aus, übernahmen Sanitätsdienste und eilten nach Unglücken an den Unfallort, um die Verletzten zu versorgen. Schwerpunkte der heutigen Tätigkeiten des ASB entwickelten sich während und zwischen den Weltkriegen: Das sind unter anderem die Hauskrankenpflege, Gesundheitsfürsorge und Kinderhilfe.
Während der Wirtschaftskrise half der ASB hungernden und frierenden Familien mit Lebensmitteln und Kleidung. Außerdem baute er systematisch den motorisierten Rettungsdienst aus. 1933 wurde die „Bremer Kolonne“ aufgelöst und das gesamte Arbeitsmaterial vom Nazi-Regime beschlagnahmt. Erst 1953 wurde sie neugegründet. Seitdem hat sich der Arbeiter-Samariter-Bund Bremen mit über 20 000 Mitgliedern und mehr als 1000 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern zu einer der größten Hilfs- und Wohlfahrtsorganisationen im Bundesland entwickelt.
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