Bevor er seinen Laden vor gut einem Jahr in der Hemmstraße eröffnet hat, ist Valentin Szymanski in der Nachbarschaft von Tür zu Tür gegangen und hat sich vorgestellt. „Ich wollte den Leuten erklären, was wir hier machen“, sagt er.
Grünes Gold heißt Szymanskis Geschäft. Er verkauft Produkte aus Hanf. Kein Cannabis zum Rauchen und Berauschen, sondern Öle, Tees, Blüten und Kosmetik. „Mit Coffeeshops und Kifferbuden wie in Amsterdam haben wir nichts zu tun“, sagt der Bremer. Das soll schon die Ausstattung des Ladenlokals deutlich machen. 34 Quadratmeter groß ist der Verkaufsraum, hell die Wände, übersichtlich sortiert das Angebot.
In Findorff, sagt Mitarbeiter Nikolai Gedde, fühlten sie sich wohl. „Hier passen wir hin, hier gibt’s Bioläden, vegane Restaurants, Unverpackt-Läden.“ Als bürgerlich, alternativ und umweltbewusst beschreibt er den Stadtteil, als reflektiert und neugierig die Menschen.
Das müssen sie auch sein, denn obwohl Hanf inzwischen in immer mehr Produkten verarbeitet wird, muss die Pflanze um ihren Ruf kämpfen. „Wir wollen das Image von Hanf verändern“, sagt Szymanski, der auch noch ein Sportstudio leitet. Er ist der Bremer Franchisenehmer der Grünes-Gold-Kette, die ihren Sitz in Hessen hat und Läden in mehr als einem Dutzend deutschen Städten betreibt.
Mediziner und Apotheker, Behörden und Verbraucherschützer beobachten ganz genau, wie sich der Markt für die sogenannten CBD-Produkte entwickelt. CBD steht für Cannabidiol, ein Wirkstoff, der aus Hanf gewonnen wird und im Unterschied zum THC, das ebenfalls im Hanf steckt, nicht berauschend wirkt.
Grünes Gold weist in einem Firmenprospekt darauf hin, dass CBD „eine krampflösende, schmerzhemmende und beruhigende Wirkung zugeschrieben“ werde. „Die gesundheitsfördernde Wirkung ist bisher größtenteils nicht wissenschaftlich belegt“, sagt Jasmin Scholz, die bei der Verbraucherzentrale für den Bereich Lebensmittel und Ernährung zuständig ist.

Öle, Schokolade, Cremes – Grünes Gold in der Hemmstraße hält eine Auswahl an Hanfprodukten bereit.
„Heilversprechen“, sagt Szymanski, „geben wir auch nicht. Um es klar zu sagen: Ein Besuch bei uns ersetzt nicht den Gang zum Arzt.“ Zu ihren Kunden, die laut Gedde zwischen 18 und 81 seien, gehörten Menschen, die gestresst seien, unter Druck stünden und zur Ruhe kommen wollten. Menschen, die ihre Schlafstörungen loswerden wollten, und Menschen, die nach einer Chemo oder wegen einer chronischen Krankheit auf der Suche nach Naturprodukten seien.
Stiftung Warentest hat Anfang 2021 CBD-haltige Nahrungsergänzungsmittel – Kapseln, Pulver, Öle – getestet und keines der 17 Produkte empfohlen. Auch die Verbraucherzentralen raten ab vom Verzehr von CBD-Produkten. Fragen zu Dosierung, Sicherheit und Wechselwirkungen seien noch nicht geklärt. Ebenfalls sei noch unklar, wie es sich bei langfristiger Nutzung auf die Organe auswirke.
Der Umgang der Behörden mit CBD ist bundesweit unterschiedlich. „Durch die Zuständigkeit der einzelnen Bundesländer werden die Verfahren sehr kompliziert“, so die Bremer Verbraucherschützer, „es braucht ein bundesweit abgestimmtes Vorgehen der zuständigen Behörden.“
Grünes Gold ist nicht das erste Unternehmen, das mit Hanfprodukten in Bremen Fuß fassen will. Ende 2018 hatte am Ostertorsteinweg die Hanfbar eröffnet, zum Angebot gehörten unter anderem Tees, Hanfpesto und Hanfaufstriche. Bei einer Razzia nur wenige Tage später beschlagnahmte die Polizei Teemischungen und Blüten im Wert von 13.000 Euro. Keine sechs Monate später schloss die Hanfbar. In Braunschweig und Köln dagegen gibt es bis heute Niederlassungen des Unternehmens.
„Man muss Aufklärungsarbeit leisten“, sagt Gedde. Er gebe in Beratungsgesprächen Erfahrungen anderer Kunden weiter, sagt er. Szymanski selbst sagt, dass er von seinem Umgang mit CBD berichte. Er nutze ein THC-freies Nachtöl für besseren Schlaf und ein weiteres Öl zum Entspannen und Regenerieren nach dem Sport, „und ich kann nur sagen: Mir tut es gut.“