Der Wochenmarkt an der Hermine-Berthold-Straße, gelegen zwischen zwei Straßenbahnlinien, ist eine Kommunikationszentrale und Informationsbörse, das merkt auch das WESER-KURIER-Team, als es dort am Freitag mit dem Stadtteil-Check vor Ort ist, um die Bewohnerinnen und Bewohner der Östlichen Vorstadt nach der Lebensqualität dort zu fragen. Dass sie ihren Stadtteil lieben, sagen viele. Hervorgehoben wird der dörfliche Charakter, die gute Nachbarschaft und der große Zusammenhalt, aber auch die Nähe zur Natur, zum Werdersee oder zur Pauliner Marsch. Positiv wird auch das Stadtteil-Check-Format beurteilt. Die Interessenten stehen teilweise Schlange und warten geduldig, bis sie an der Reihe sind, um loswerden zu können, was sie auf dem Herzen haben. Eine der ersten ist Hilma Fäthke. Sie ist ist seit 52 Jahren begeisterte Peterswerderin und lobt die perfekte Lebensqualität des Quartiers. Nur eines bereitet ihr Sorgen: Sie findet es fatal, dass sich die Sparkasse mit ihrer Beratungsstelle komplett aus der Georg-Bitter-Straße zurückgezogen hat. "Für die vielen Altenheimbewohnerinnen und -bewohner, die wir hier in der Gegend haben, ist das eine ziemliche Katastrophe", sagt die alte Dame, die dank Qi Gong auch mit 85 Jahren noch fit wie ein Turnschuh ist. Für die langjährige Abonnentin ist klar: "Kein Frühstück ohne WESER-KURIER" genau wie für eine Dame, die vorüber eilt und seit 60 Jahren Abonnentin ist.
Müll und Kriminalität
Die zunehmende Vermüllung und auch die Kriminalität werden trotzdem von nahezu allen Befragten als Probleme in vielen Teilen der Stadt, aber auch im Stadtteil Östliche Vorstadt genannt, damit einhergehend die mangelnde Präsenz der Polizei im Quartier. Das bereitet etwa Margret Stübe Sorgen. Verwahrlosung, ja eine regelrechte Verslumung von Straßenzügen wie der Föhrenstraße moniert Gabriela Werner. Sie treibt um, was das bloß für Menschen seien, die ihren Müll achtlos in der Botanik und auf den Straßen entsorgten. "Krass", findet sie das. Bedenklich findet sie auch die Präsenz von Gangs im öffentlichen Raum. Besonders erbost ist Alfred Meyer, der beobachtet hat, wie sich die Drogendealer-Szene inzwischen bis in die Stader Straße ziehe. So würden die Hohlräume in den Metallpfosten an den Straßenrändern von Dealern und ihrem Klientel als Drogenverstecke missbraucht. Viel Aufreger-Potenzial hat für ihn, dass der Spielplatz in Klein Mexiko rund um die Uhr zu einem Drogentreff verkommen sei. Wenn Drogen an 13-Jährige verkauft werden würden, das ginge gar nicht, sagt er. Und Meyer nennt ein weiteres Manko: Die explodierenden Miet- und Wohnungspreise und das knappe Angebot, das sehen übrigens alle Befragten so, beispielsweise wie Angelika Schmelter.
Katrin Siegfriedt ist überzeugte Peterswerderin und leidenschaftliche Schwimmerin. Sie liebe das Stadionbad sehr, habe aber absolut kein Verständnis dafür, weshalb das Freibad in diesem Supersommer schon um 18 Uhr geschlossen wurde, kritisiert sie. Mit Sabine Frölich ist sie sich einig, dass auch die Preisgestaltung der Bremer Bäder kundenunfreundlich und wenig flexibel ist. Nicht einzusehen wäre es, weshalb auch bei einem Kurzbesuch wie dem Frühschwimmen bereits knapp fünf Euro fällig werden würden. Die Bremer Bäderkarte bringe nicht genug Ersparnis. Katrin Siegfriedt sieht zudem die geplante Ansiedlung des Werder-Leistungszentrums in der Pauliner Marsch mit Sorge entgegen, handele es sich doch um ein Überflutungs- und beliebtes Naherholungsgebiet. Von Sabine Frölich wird sie gleich mit den Daten für den ersten Workshop versorgt, der im Rahmen des breit angelegten Beteiligungsverfahrens zum Werder-Leistungszentrum am 17. September ansteht.
Explodierende Mietpreise
Auf ihr Anliegen und einen weiteren Termin wollen die Mitglieder der Stadtteilgenossenschaft Hulsberg die Marktbesucher hinweisen. Ihr Wunsch: Möglichst viele Menschen aus dem Quartier sollten zu der ersten Sitzung des Beirates Östliche Vorstadt am Dienstag, 13. September ins Bürgerhaus Weserterrassen kommen, die brisant zu werden verspricht. Stehen doch gleich drei Senatorinnen und Senatoren Rede und Antwort zu den explodierenden Mietpreisen im Neuen Hulsberg Viertel. Margot Müllers Urteil auf die Frage nach dem Klimaschutz im Viertel, lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: "Niederschmetternd!" Es schmerze sie, wenn sie die Riesenberge an Schutt sähe, sprich die graue Energie, die auf dem Gelände des Neuen Hulsberg Viertels in Trümmern liege. Die ebenso deutliche Devise von Müller und ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern von der Stadtteilgenossenschaft: "Gegen Profitmaximierung, für den Erhalt der alten Eichen im kleinen Klinikpark und für die Umnutzung grauer Energie, sprich alter Gebäudesubstanz". Und sie unterstreichen: "Wohnen muss bezahlbar sein – für alle!" Der Wochenmarkt als Kommunikationszentrale und Informationsbörse.