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1800 mögliche Stellplätze Der Traum vom Parken unter dem Wall

Eine Machbarkeitsstudie soll klären, ob eine Parkgarage unter dem Wall überhaupt realistisch ist. Bei einem positiven Ergebnis würden einige Parkhäuser in der Innenstadt wegfallen.
27.09.2016, 00:00 Uhr
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Von Frank Hethey

Eine Machbarkeitsstudie soll klären, ob eine Parkgarage unter dem Wall überhaupt realistisch ist. Bei einem positiven Ergebnis würden einige Parkhäuser in der Innenstadt wegfallen.

Parken unter dem Wall – das war bislang nur eine Vision, jetzt wird es konkret: Eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der Stiftung Bauindustrie Niedersachsen/Bremen soll klären, ob eine Parkgarage unter dem Wall überhaupt realistisch ist. Wie das Verkehrsressort dem WESER-KURIER auf Nachfrage mitteilte, geht es dabei um eine Größenordnung von 1800 Stellplätzen.

Als konkrete Standorte sind die Abschnitte zwischen Polizeihaus und Bischofsnadel, zwischen Bischofsnadel und Herdentor und zwischen Herdentor und AOK-Kreuzung im Gespräch. Erörtert werden in der Studie bauliche, verkehrstechnische, umweltpolitische und historisch-archäologische Aspekte – immerhin sind die Wallanlagen denkmalgeschützt. Vor allem geht es aber um die Frage, wie viel eine solche Tiefgarage kosten würde. Bereits gegen Ende dieses Jahres soll die im Frühjahr in Angriff genommene Studie vorliegen.

Herausnahme des Individualverkehrs aus der Innenstadt

Bei einem positiven Ergebnis könnte die Machbarkeitsstudie Folgen haben, die weit über das Parken unter dem Wall hinausgehen. Weil der Senat dann nämlich „die Möglichkeiten zur weiteren Herausnahme des Individualverkehrs aus der Innenstadt“ unter die Lupe nehmen will. Das geht aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der CDU zur Innenstadtentwicklung hervor.

Der Grundgedanke: Weniger Autos im Zentrum bedeuten neue Nutzungsoptionen für bislang stark frequentierte öffentliche Straßen und Plätze. Das gilt laut Senat insbesondere für den Bereich rund um das Parkhaus Mitte an der Pelzerstraße und das Parkhaus Katharina an der Katharinenstraße.

Ganz konkret für eine Verkehrsentlastung im Visier sind Schüsselkorb, Knochenhauerstraße, Carl-Ronning-Straße und Violenstraße. Die verheißungsvolle Perspektive: eine geänderte Straßenführung mit der Knochenhauerstraße als Teil der Fußgängerzone.

Freilich ist das noch nicht alles, würde eine Tiefgarage unter dem Wall doch zumindest einen Teil der derzeit sieben Innenstadt-Parkhäuser mit 4848 Stellplätzen überflüssig machen. Für eine Schließung kämen mindestens drei, wenn nicht vier Parkhäuser in Betracht.

„Welche Parkhäuser entfallen sollen, ist nicht Gegenstand der Studie.“

Jens Tittmann, Verkehrsressort

Als „heiße Kandidaten“ gelten die Parkhäuser Mitte, Am Brill, Katharina und Violenstraße. „Welche Parkhäuser entfallen sollen und was das für Konsequenzen haben würde, ist jedoch nicht Gegenstand der Machbarkeitsstudie“, betont Jens Tittmann, Pressesprecher der Verkehrsbehörde.

Völlig offen ist unterdessen die Finanzierung eines möglichen Tiefgaragenbaus unter dem Wall. Dass die Stadt die Kosten übernehmen würde, gilt als ausgeschlossen. Infrage käme eigentlich nur ein privater Investor. Für den allerdings müsste sich das Millionenprojekt lohnen.

Eine andere Möglichkeit: der Verkauf der Innenstadt-Parkhäuser an Investoren, die die vormaligen Stellflächen anderweitig nutzen, vielleicht auch durch Neubauten ersetzen könnten. Mit dem Verkaufserlös hätte die Brepark dann finanziellen Spielraum für den Bau des Parkhauses unter dem Wall.

Überlegungen sind noch reine Zukunftsmusik

Doch solche Überlegungen sind zum jetzigen Zeitpunkt noch reine Zukunftsmusik. Vorerst geht es laut Olaf Orb, Verkehrsreferent der Handelskammer, „nur darum, die Frage der wirtschaftlichen Machbarkeit auszuloten“. Irgendwelche „städtebaulichen Ableitungen“ seien dagegen nicht Sache der Studie.

Mit Zwischenergebnissen ist fürs erste ohnehin nicht zu rechnen, da die Gutachter derzeit noch mit der Bestandsaufnahme und Analyse beschäftigt sind. Wie weit man von konkreten Maßnahmen noch entfernt ist, unterstreicht denn auch der Senat: Erst nach Vorliegen der Untersuchung könnten Entscheidungen über den Einstieg in weitere Planungen getroffen werden.

Finanziert wird die knapp 70 000 Euro teure Studie von einem Konsortium. Ein Drittel der Gutachterkosten tragen das Wirtschafts- und Verkehrsressort. Die Obergrenze liegt laut Jens Tittmann, Sprecher des Verkehrsressorts, bei zusammen 30 000 Euro.

Finanzierung der Studie

Die weiteren Geldgeber sind neben der Stiftung Bauindustrie Niedersachsen/Bremen die Handelskammer, die Sparkasse Bremen, die Cityinitiative Bremen, Brepark, die Bremer Landesbank, der Bundesverband freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, der ADAC Weser-Ems und die Aufbaugemeinschaft Bremen. Auch personell sind das Wirtschafts- und Verkehrsressort an der Machbarkeitsstudie beteiligt. Experten der beiden Senatsbehörden wirken im projektbegleitenden Arbeitskreis mit.

Vor einem Jahr hatte der Bauindustrieverband Niedersachsen/Bremen die Idee vom Parken unter dem Wall mit seiner Initiative ins Rollen gebracht, seither war das Modell Gegenstand lebhafter Debatten. Wirklich neu ist der Gedanke allerdings nicht. Bereits zu Beginn der 1960er-Jahre wurde das Thema in Bremen eifrig diskutiert.

Innenstadt-Parkplätze unter die Erde zu verlegen liegt jetzt wieder im Trend der Zeit, auch andere Großstädte wie Hamburg wollen sich auf diese Weise neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen. In Bremen sind freilich auch anderslautende Stimmen zu vernehmen: Eben erst haben sich die Experten vom „Perspektivkreis Ansgaritor“ für den Erhalt des Parkhauses Mitte ausgesprochen und damit ausdrücklich eine Abkehr vom Grundsatz „Parken unter der Erde“ empfohlen.

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