- Verwaiste Gleise in Bremen
- Hoher Krankenstand bei der Nordwestbahn
- Notfahrplan bei der Deutschen Bahn
- Was können Fahrgäste tun?
- Wie es nach dem Streik weitergeht, ist unklar
Der Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat den Zugverkehr in Bremen und umzu wie auch im Rest Deutschlands stark eingeschränkt. Der Streik führt nicht nur bei der Deutschen Bahn zu zahlreichen Zugausfällen im Regional- und im Fernverkehr. Auch die regionalen Verkehrsunternehmen in Bremen und der Region sind betroffen. Die GDL hat den Streik bis Donnerstagabend, 18 Uhr, angesetzt.
Planmäßig sollten zwischen 8 und 9 Uhr am Bremer Hauptbahnhof 22 Züge abfahren, laut App fahren davon heute aber nur zwei − nach Hamburg und Osnabrück. Die allermeisten Fahrgäste hatten sich offenbar auf diesen Umstand eingestellt: Die Gleise am Hauptbahnhof waren am Morgen weitgehend menschenleer.
"Es wird mit massiven Einschränkungen in allen Netzen der Nordwestbahn gerechnet. Das Unternehmen arbeitet aktuell mit Hochdruck daran, einen Ersatzverkehr mit Bussen zu organisieren", teilt etwa die Nordwestbahn mit. Grund für die Einschränkungen ist, dass einige der Beschäftigten in der GDL organisiert sind. Wie viele der Beschäftigten streiken werden, ist laut Sprecher Benjamin Havermann noch nicht abzusehen. "Es könnten aber alle Linien betroffen sein", so Havermann. Fahrgäste sollten sich vor Reiseantritt über ihre Reiseverbindung informieren und alternative Reisemöglichkeiten in Erwägung ziehen.
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Verwaiste Gleise in Bremen
Im Bremer Hauptbahnhof hat der Streik den Zugverkehr fast vollständig zum Erliegen gebracht. Von 22 Zügen, die zwischen 8 und 9 Uhr laut Fahrplan abfahren sollten, konnten die Fahrgäste lediglich zwei Verbindungen nach Hamburg und Osnabrück nutzen. Auf den Anzeigetafeln verzichtete die Bahn darauf, alle ausgefallenen Verbindungen anzuzeigen. Stattdessen waren dort nur die wenigen Züge zu finden, die trotz Streik abfahren konnten.
Monica Kudla erlebte eine böse Überraschung, obwohl sie sich am Vorabend informiert hatte. "Gestern hieß es auf der Website noch, dass die Nordwestbahn nach Oldenburg fährt. Nun fallen doch sämtliche Züge aus", berichtete sie. Auf den Zwischenstopp ihrer Dienstreise musste sie deshalb verzichten. "Ich fahre direkt nach Frankfurt, muss aber jetzt in Bremen und dann in Hannover jeweils zwei Stunden warten", sagte Kudla.
Glück hatte hingegen Nico Bade, der nach Berlin reisen wollte. "Nach Hamburg fährt ein Metronom, dort steige ich dann in einen ICE", schilderte er. Im ICE werde eine sehr hohe Auslastung erwartet, aber er habe einen reservierten Sitzplatz. "Ich bin gespannt, ob ich den auch tatsächlich kriege."
Hoher Krankenstand bei der Nordwestbahn
Neben den angekündigten streikbedingten Ausfällen kam es bei der Nordwestbahn bereits am Mittwoch tagsüber zu zahlreichen Ausfällen und Verspätungen. Grund dafür ist ein hoher Krankenstand im Unternehmen. "Der erhöhte Krankenstand führt zu einigen Zugausfällen im gesamten Schienennetz der Nordwestbahn. Aktuell wird mit Hochdruck daran gearbeitet, die offenen Schichten nachzubesetzen", teilt das Unternehmen dazu mit. Bis mindestens zum Ende der Woche sei laut Sprecher Havermann daher weiter mit den Einschränkungen zu rechnen.
Von Zugausfällen betroffen sind aktuell besonders die Linien RS3 (Wilhelmshaven/Bad Zwischenahn - Bremen), die RS4 (Nordenham - Bremen) und die RS1 (Bremen-Farge - Verden). Für einige dieser Strecken hat die Nordwestbahn einen Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, zum Teil verkehren die Busse aber nur auf Teilen der Strecken. Fahrpläne für den Bus-Ersatzverkehr finden Sie auf der Internetseite der Nordwestbahn.
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Auch bei der Eisenbahngesellschaft Metronom kam es ab dem Abend zu Verspätungen und Ausfällen – unter anderem weil sich das Bahn-Personal in den Stellwerken sich am Streik. Es sei generell mit einem erhöhten Fahrgastaufkommen in den Zügen zu rechnen, teilt das Unternehmen mit. "Reisende sollten daher mit Verspätungen und anderen Einschränkungen in Form von stark ausgelasteten Zügen rechnen. Wir empfehlen allen Fahrgästen, mehr Zeit für die Fahrt einzuplanen und sich vor Fahrtantritt über die bekannten digitalen Auskunftsmedien zu informieren", erklärt das Unternehmen auf seiner Webseite.
Notfahrplan bei der Deutschen Bahn
Nach dem Start eines 20-stündigen Warnstreiks hat die Bahn ihre Fahrgäste gebeten, an diesem Donnerstag auf nicht unbedingt notwendige Reisen zu verzichten oder Fahrten zu verschieben. „Im gesamten Fern- und Regionalverkehr kommt es zu massiven Beeinträchtigungen durch den GDL-Streik“, teilte die Bahn am frühen Donnerstagmorgen mit. Wer dennoch fahren müsse, sollte sich kurz vor Antritt der Reise in den Auskunftsmedien der Bahn informieren. Der Notfahrplan für den Personenverkehr sei angelaufen.

Der Bremer Hauptnahnhof am Mittwochabend: An dem für den Streik eingerichteten Infostand der Deutschen Bahn bildete sich eine lange Schlange von Fahrgästen.
Die Deutsche Bahn hat für den Ausstand der GDL einen Notfahrplan im Fernverkehr erstellt. Das Angebot an Fahrten werde stark reduziert, teilte der Konzern mit. "Für diese Fahrten setzt die DB längere Züge mit mehr Sitzplätzen ein, um möglichst viele Menschen an ihr Ziel bringen zu können. Dennoch kann eine Mitfahrt nicht garantiert werden", hieß es. Im Regionalverkehr will die Deutsche Bahn eigenen Angaben zufolge ebenso versuchen, ein stark reduziertes Angebot auf die Schiene zu bringen.
Damit verschärft Gewerkschaftschef Claus Weselsky schon nach der ersten Verhandlungsrunde die Gangart in dem Tarifkonflikt. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler reagierte mit scharfer Kritik auf den Schritt der Gewerkschaft. Der Warnstreik sei "völlig unnötig" und eine Zumutung für Bahnreisende.
Was können Fahrgäste tun?
Fahrgäste sind aufgerufen, sich vor Fahrtantritt darüber zu informieren, ob ihre Verbindungen stattfinden. Die Bahn teilte mit, dass Sitzplatzreservierungen kostenfrei storniert werden können und die Zugbindung aufgehoben ist. Reisende mit einem Fahrschein für den 16. November dürften ihre Reisen auf einen anderen Tag verschieben. Ob ein Fern- oder Regionalzug fährt oder nicht, lässt sich also über die Bahn-App oder die Internetseite einsehen. Für individuelle Auskünfte hat die Bahn zudem eine Rufnummer eingerichtet (08000-996633). Ansonsten müssen Pendler von der Schiene auf die Straße ausweichen.
Die Warnstreikankündigung kam am Dienstag überraschend. Bei der ersten Verhandlungsrunde am vergangenen Donnerstag hatten sich beide Seiten auf einen Verhandlungsfahrplan im Wochenrhythmus geeinigt. GDL-Chef Claus Weselsky hatte das im Anschluss an die Gespräche als ersten Verhandlungserfolg gewertet. Von Arbeitskampf war danach keine Rede. „Doch offenbar haben die Unternehmen das Entgegenkommen der GDL falsch verstanden, vielleicht sogar als Schwäche ausgelegt“, teilte die Gewerkschaft am Dienstag mit.
Die GDL verweist als Begründung immer wieder auf ihre Kernforderung in der Tarifauseinandersetzung: Die Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Auf diese Forderung war die Bahn in ihrem ersten Angebot nicht eingegangen. Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft unter anderem 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie. Die Bahn hatte elf Prozent höhere Entgelte bei einer Laufzeit von 32 Monaten angeboten sowie ebenfalls die Inflationsausgleichsprämie. Eigentlich sollten beide Seiten an diesem Donnerstag wieder für Verhandlungen zusammen kommen. Nach der Warnstreikankündigung hat die Bahn die Gespräche abgesagt.
Wie es nach dem Streik weitergeht, ist unklar
Wie die beiden Parteien an dieser Stelle zueinanderfinden sollen, ist derzeit völlig unklar. Die nächsten vereinbarten Gesprächstermine sind der 23. und 24. November. Ob diese stattfinden, ließen beide Seiten ebenfalls offen. Sicher ist aber, dass der Aufruf zum Warnstreik dem Vertrauensverhältnis in dem Tarifkonflikt geschadet hat.
Viele hatten bereits mit einem Streikaufruf zu Verhandlungsbeginn gerechnet. Dieser blieb aus, stattdessen verhandelten Weselsky und sein Team fünf Stunden lang mit den Bahn-Vertretern. Anschließend präsentierte er vor allem die vielen Verhandlungstermine noch vor Weihnachten als Erfolg – von denen nun mindestens zwei nicht stattfinden werden. Für die Folgetermine dürfte vieles davon abhängen, wie sich die GDL nach dem Warnstreik verhalten wird – und ob möglicherweise ein weiterer Arbeitskampf folgt.