Die Anfrage an die Diensthabenden im Lagezentrum der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist auf den ersten Blick nicht sonderlich besonders: Ein Engländer wird von seiner Frau als vermisst gemeldet. Allerdings hat der Mann wenig mit der See zu tun. Er ist Fernfahrer, hat Diabetes und wollte seine Frau von unterwegs aus anrufen.
Weil dieser Anruf aber ausbleibt, gerät die Dame in Sorge, befürchtet einen diabetischen Schock bei ihrem Mann. Und verständigt darum den englischen Yorkshire Ambulance Service.
Dieser wiederum wendet sich an das britischen Maritime Rescue Co-ordination Centre (MRCC) Humber mit der Bitte um Hilfe. Denn die internationale Zusammenarbeit in Hilfsfällen funktioniert hervorragend, wie wohl jemand von der Yorkshire Ambulance weiß.
Womit derjenige Recht hat. Denn die MRCC Humber wendet sich sofort an die Kollegen der Seenotleitung Bremen (die deutsche Variante der MRCC). Mit den Trackingdaten des Lkw ist dieser auch an Land schnell geortet, steht auf einem Rastplatz der Autobahn 4 nahe Frechen.
Also folgt der Anruf bei der zuständigen Autobahnpolizei, die den Ernst der Lage zunächst verkennt und an einen Scherz glaubt. Schließlich "haben sie doch im Rheinland eher nie mit Seenotrettern Kontak", wie die DGzRS mitteilt.
Schlussendlich rücken die Polizisten aber dennoch aus und finden den 59-jährigen Lkw-Fahrer. Seeling schlafend in seiner Kabine. Er hat sich schlichtweg etwas früher hingelegt und deshalb den Anruf bei seiner Frau verpennt.