Das Musikfest Bremen ist vorbei, und es hat auch mit dem letzten Konzert seiner 36. Ausgabe gezeigt, dass es eine Veranstaltung für alle ist. Musikfest-Intendant Thomas Albert spricht am Sonnabend kurz vor 20 Uhr die magischen Worte ins Mikro der Bühne auf dem Domshof: "Und heute: Meute". Kurz darauf entern elf Musiker die Bühne, die sich Techno-Marching-Band nennen. Das sollte sich als sichere Formel für 90 Minuten Party, Party, Party entpuppen.
Die Entscheidung, dieses Jahr auf das Flair des Marktplatzes für das finale Open-Air-Konzert zu verzichten und auf den Domshof umzuziehen, erweist sich beim Blick in die Runde sofort als weise Entscheidung. Bei Meute ist dem Musikfest die überaus große Beliebtheit der Hamburger Combo dazwischengekommen – nachdem diese auf ihrer Homepage veröffentlicht hatte, dass sie in Bremen ein Umsonst-und-draußen-Konzert geben würde, war damit zu rechnen, dass zahlreiche Fans aus anderen Städten anreisen würden.
8500 Menschen, so die Schätzung, die das Musikfest am Sonntag veröffentlicht, wollen Meute hören und erleben – und gleich von der ersten Minute an springt der Funke über: Let’s rave! Meute, in ihren charakteristischen feuerwehrroten Marching-Band-Jacken, lassen es gewaltig wummern, ehe sie in ihr erstes Set einsteigen. Und das alles ganz ohne elektrische Instrumente. Die rhythmische Grundlage ihrer Musik wird von einer Bass- und einer Snaredrum, Hi-Hat und dem Marimbafon garantiert, die Bläserfraktion (Sousafon, Posaune, Bariton- und Basssaxofon, Trompeten, Querflöte) gibt minimalistische, treibende Motive vor, über die dann alle munter improvisieren. So wird ein roter Groove-Faden von einem zum anderen weitergegeben und gleichzeitig von allen unter Spannung gehalten.
Meute, die seit zehn Jahren durch die Lande ziehen, lassen sich von House-Hits inspirieren, die sie auf diese Art interpretieren, mischen aber munter Nu-Jazz, auch mal Drone hinein, was auch auf ihrem 2024er-Longplayer "Empor" zu hören ist. Ihre Konzerte leben von dieser schier nicht enden wollenden Verspieltheit, mit der sie Puristen aus allen Lagern eine Nase drehen. Kaum denkt man, okay, das Stück ist zu Ende, drehen sie noch eine Runde und noch eine.
Das Publikum tanzt, klatscht mit, ist vor allem entspannt. Mit dabei sind ganze Familien, Junge, Ältere, hier wird keiner schief angeschaut. Andere Stars würden vielleicht ein paar Worte an dieses Publikum richten, Meute nicht: "Hallo Bremen" ist schon alles, was verbal rüberkommt. Die Elf sorgen lieber für Musik – damit weiter getanzt werden kann.
Man schaut ihnen dabei gerne zu, wie sie über die Bühne laufen mit ihren Instrumenten, auch mal einen Battle zwischen zwei Snare-Drums inszenieren. Bei anderen Konzerten begeben die Musiker sich auch mal ins Publikum, das lassen sie in Bremen wegen Fülle auf dem Domshof lieber. Dafür gibt die Lichtregie alles: Blutrot leuchtet die Bühne, dann wieder giftgrün, blau oder schneeweiß – und kleine Flocken tanzen über die Gebäude rund um den Domshof. Da kann der für Sonntag angekündigte Blutmond glatt einpacken.