Sie sind ein eingespieltes Team, und ihr nächster Einsatz steht bevor: An den „Aufräumtagen 2024“ werden Brigitte Peters (95), Helga Wolf (92) und Irmela Albers (79) zeigen, dass sie eine saubere Umgebung nicht nur zu schätzen wissen, sondern auch etwas dafür tun. Die Bremer Stadtreinigung (DBS) ruft regelmäßig im Frühjahr alle, „die ihr geliebtes Bremen sauber und lebenswert sehen wollen“, dazu auf, aktiv ein Zeichen gegen Müll und seine unkontrollierte Verbreitung zu setzen. Aufräumtage sind in diesem Jahr Freitag und Sonnabend, 12. und 13. April. Einzelpersonen und Sammelgemeinschaften von der Kitagruppe bis zum Firmenkollegium können sich bis zum 15. März anmelden.
Wer sich registriert, erhält von der DBS eine Anti-Müll-Grundausstattung: Dazu zählen Handschuhe, Greifzangen und Sammelbehälter. Die zur Verfügung gestellten Säcke werden abgeholt. „Die Abfalllogistik Bremen arbeitet bereits fleißig an einem Tourenplan, sodass in allen Stadtteilen genug Sammelstellen zur Verfügung stehen werden“, sagt Ramona Alberts aus der der DBS-Marketingabteilung.
Brigitte Peters, Helga Wolf und Irmela Albers verfügen längst über die notwendige Ausrüstung. Die drei wohnen in der DKV-Seniorenresidenz an der Contrescarpe und machen sich regelmäßig – mit und ohne Rollator und nicht nur an den Aufräumtagen – auf, um Müll zu beseitigen. Mit von der Partie ist Angela Bauriedl, die Veranstaltungsmanagerin des Hauses. Nach Ausbruch der Corona-Pandemie, als es keine Gemeinschaftsunternehmungen mehr geben konnte und der Aufenthalt an der frischen Luft zur Zuflucht wurde, haben sie gemeinsam begonnen, sich zu engagieren.
"Am nächsten Tag liegt wieder alles voll"
„Wir teilen uns schon auf“, sagt Brigitte Peters. Ihr sind besonders die vielen Zigarettenkippen ein Dorn im Auge. „Einmal habe ich innerhalb einer Dreiviertelstunde ein ganzes Obstkörbchen voll gesammelt“, sagt sie und meint eine Ein-Pfund-Schale, in der Beeren verkauft werden. „Es ist im Bewusstsein ganz vieler Menschen noch immer nicht angekommen, dass dadurch unser Wasser verseucht wird“, so die 95-Jährige. „Den Mädchen, die hier ihre Kippen immer wegschmeißen, habe ich gesagt: Mich betrifft es nicht mehr, aber eure Kinder trinken verseuchtes Grundwasser.“ Die Reaktion darauf sei oft nur ein Schulterzucken gewesen oder, wie im Fall eines Mannes, den sie angesprochen habe: ein lapidares „Ist mir doch egal“. Brigitte Peters ist es nicht egal, auch wenn das Kippensammeln eine Sisyphusarbeit ist: „Am nächsten Tag liegt wieder alles voll.“
Flaschen, Bonbonpapier, volle Windeln und Hundehaufen, nichts, das man nicht fände. Helga Wolf nennt das „eklig und traurig“, und Irmela Albers pflichtet ihr bei: „Besonders für die Leute vom Umweltbetrieb.“ Als Nächste stehen rücksichtslose Gehwegradler auf der imaginären Liste der Ärgernisse, nur dass die sich nicht mit der Zange schnappen lassen und das Thema eine Geschichte für sich wäre.
"Die Bänke sind nichts für alte Leute"
Genau wie die schmucken Sitzbänke an den Ufern des Stadtgrabens. „Die sind nichts für alte Leute, da kommt man nicht mehr hoch“, moniert Irmela Albers. „Wenn ich kommendes Jahr 80 werde, möchte ich eine Bank stiften“, kündigt sie an. Kontakt zur Behörde habe sie schon aufgenommen. „Der Denkmalpfleger muss aber alles absegnen und will erst eine Zeichnung sehen“, erzählt sie. Ihr Wunschstandort sei 50 Meter vom Wall entfernt – „da kann man dann auch was Praktisches hinstellen“.
Gute Beispiele könne es nicht genug geben. „Wie sich die Eltern benehmen, ist prägend“, ist Irmela Albers überzeugt. Sie sei als Kind stets dazu angehalten worden, nichts achtlos wegzuwerfen. „Wir haben auch gar nicht so viel auf der Straße gegessen, und wenn man etwas mithatte, war das in eine Brotdose verpackt.“ Helga Wolf erinnert sich sehr genau: „Essen hat man sowieso nicht weggeworfen.“ Und Irmela Albers weiß noch, dass man Flaschen mit Schnappverschluss wiederverwendet hat. „Damals gab es noch kein Pfand."