Ein Besuch im Supermarkt füllt im Nachgang den heimischen Gelben Sack rapide. Äpfel und Paprika sind in Plastikbeuteln abgepackt, auch der Käse an der Theke wird zunächst in beschichtetes Papier gewickelt und anschließend in eine Tüte gesteckt. So zumindest war es lange Zeit. Die Märkte versuchen zunehmend, umweltfreundliche Alternativen anzubieten. Wir haben im Edeka-Center Mecke in Blumenthal versucht, möglichst plastikfrei einzukaufen.
Bei Betreten des Ladens stehen wir inmitten von Gemüse- und Obstauslagen – teils sind die Waren lose, teils abgepackt. Damit die Kunden die losen Produkte transportieren können, gibt es Papiertüten und Mehrwegnetze. „Wir haben mittlerweile keine Plastiktüten mehr für unser Obst und Gemüse. Allerdings ist bei den Papiertüten, und das war mir selbst nicht bewusst, die Umweltbilanz eigentlich viel schlechter, als bei den dünnen Plastikbeuteln“, sagt Raimund Mecke, Leiter des Markts. Die einzelne Tüte sei zwar weniger schädlich für die Umwelt, durch die Menge der Tüten, die sein Markt brauche, müssten allerdings zehn Mal mehr Laster fahren, als für dieselbe Menge an Plastiktüten. „Das Umweltfreundlichste ist ein Mehrwegnetz. Das ist aber natürlich mit Kosten für den Kunden verbunden“, räumt Mecke ein.

Joghurt mit Mehrweg-Deckeln sollen Plastik reduzieren.
Wegen des Kostenfaktors, so der Marktleiter, entscheiden die Kunden sich häufig für die bereits verpackte Alternative, obwohl sie eigentlich lieber auf Plastik verzichten würden. „Das Obst und Gemüse, das wir lose verkaufen, kommt unverpackt in Kisten bei uns an. Allerdings bieten wir auch weiterhin Äpfel im Plastiksack und abgepacktes Gemüse an, weil wir mit losen Produkten niemals in der Lage wären, denselben Preis anzubieten“, erläutert Mecke. Die Menge mache den Preis und dieser sei für Menschen mit wenig Geld oder großen Familien entscheidend.
An der Wurst-, Käse- und Fischtheke, sowie bei den frischen Salaten haben wir die Möglichkeit, uns zwischen Einweg- und Mehrwegverpackungen zu entscheiden. So können wir uns die Produkte in unsere mitgebrachten Behälter packen lassen. Auch besteht die Möglichkeit, sich im Markt Mehrwegbehälter zu kaufen. Doch auch die Einwegalternative wird weiterhin angeboten, die Kunden können den Salat in eine Plastikbox füllen und Käse, Fleisch sowie Fisch in beschichtetes Papier und eine Tüte packen lassen. „Richtig viele Leute nutzen die Möglichkeit, eigene Dosen mitzubringen, noch nicht“, berichtet Mecke.
Mehrwegdeckel und Gemüsenetz
Abseits der Frische-Theke fordert der Einzelhandel innovative Verpackungsideen von seinen Lieferanten. So finden wir beispielsweise in der Joghurtabteilung den Mehrwegjoghurtdeckel, eine nachhaltige Alternative zu den Plastikdeckeln, die auf großen Joghurtbechern sind, um diese wieder verschließen zu können. Im Kühlregal daneben finden sich gleichzeitig große Joghurtbecher, die auf den Plastikdeckel verzichten. Wie beim Obst- und Gemüsenetz bedeutet der Mehrwegdeckel allerdings extra Kosten für den Kunden.
Um die Regale in seinem Laden zu füllen, kann Mecke aus 380.000 Artikeln auswählen. Mit Blick auf seine Kunden achte er darauf, dass für jeden etwas dabei ist. „Ich lasse mich natürlich auch beraten, aber im Groben probiert man einfach aus, was geht. Oft kommen auch Nachfragen von Kunden“, beschreibt der Inhaber seine Vorgehensweise.
Als Unternehmen müssten auch die Lieferanten darauf achten, dass die Verpackung nachhaltig ist. Alternativen gibt es auf dem Markt und einige Unternehmen nutzen bereits nachhaltige Lösungen. Auch im Tiefkühlbereich werden wir fündig. Seit Kurzem verpackt Frosta seine Gerichte nicht mehr in Plastikbeuteln, sondern in Papier. „So eine Innovation meine ich, wenn ich sage, dass Lieferanten auf Nachhaltigkeit achten sollten“, sagt Mecke. Bei den Reinigungsmitteln sei Frosch ein gutes Beispiel.
„Hier werden wiederverwendbare Verpackungen genutzt. Wir haben auch ein weiteres Spülmittel, das ohne Plastik, ohne Tierversuche und ohne Erdöl auskommt, das ist allerdings einen Euro teurer als die anderen Spülmittel“, sagt Mecke. Gekauft werde die teure Version fast nie. „Fünfzig Prozent unserer Kunden kaufen mit Bargeld ein. Diese Kunden rechnen genau aus, was sie im Wagen haben. Da ist ein Spülmittel für einen Euro mehr meistens nicht drin“, erklärt der Marktleiter.
"Es braucht ganzheitliche Ansätze"
Der Umweltgedanke und der Wille etwas zu ändern seien wichtig, allerdings müsse das auch bezahlbar sein. Bevormunden wolle er seine Kunden nicht, stattdessen mache er ein breites Angebot. Der Kunde könne sich daraufhin nach seinen Möglichkeiten und Prioritäten entscheiden. „An die Umwelt zu denken, ist wichtig, aber ich finde auch, dass die Verteufelung von Plastik uns nicht ans Ziel bringt. Vielmehr braucht es ganzheitliche Ansätze und saubere Analysen“, sagt Mecke.

Aus logistischen Gründen lässt sich Plastik aktuell kaum vermeiden.
Wenig Chancen auf Kunststoffvermeidung sieht der Marktleiter bei der Logistik. Die Ware muss für den Transport gesichert werden, und das funktioniere am einfachsten mit Plastik. Ähnlich verhalte sich das auch bei PET-Sixpacks. Zum Beispiel werden sechs Plastikflaschen mit Wasser ebenfalls in Kunststoff verpackt, um sie besser transportieren zu können. Aber da es Mehrwegglasflaschen im Kasten gibt, hat der Kunde auch hier die Wahl, sich für eine nachhaltigere Alternative zu entscheiden. „Wir haben auch Weinflaschen, auf die es Pfand gibt“, sagt Mecke. So spare sich der Kunde den Weg zum Glascontainer und die Flasche muss nicht recycelt, sondern kann, wie eine Bierflasche, gespült und wiederverwendet werden.
In diesem Jahr griff das Gesetz der Europäischen Union, das Strohhalme und Bestecke aus Plastik verbietet. Auch im Edeka-Markt Mecke finden wir daher nur die nachhaltigeren Alternativen: Bambus-Besteck und Glas- oder Silikonstrohhalme. „In kürzester Zeit musste der Einzelhandel auf das Gesetz reagieren und somit auch die Lieferanten. Heute haben wir nur noch Strohhalme, die man mehrfach verwenden kann“, erklärt der Marktleiter. Kleine bunte Pikser aus Plastik, für Käsespieße oder Bowle, gibt es allerdings noch immer. Direkt über der Variante aus Holz.
„Das EU-Verbot ist ein Paradebeispiel, wie das Einsparen von Plastik schnell funktionieren kann“, erklärt Mecke. Er plädiere allerdings dafür, die Lösung des Problems nicht zu radikal anzugehen.