Eigentlich sollte es jetzt losgehen mit den dringend erwarteten Sanierungsarbeiten am Neustadtsbahnhof. Geplant war, die Anlage während der Sommerferien vier Wochen lang komplett zu sperren, um unter anderem den Mittelbahnsteig zu erneuern. Doch nun gibt es ein weiteres Mal einen Aufschub, wie der WESER-KURIER auf Anfrage bei der Deutschen Bahn AG erfuhr. Es fand sich schlicht niemand, der bereit war, den Auftrag zu übernehmen. "Im Rahmen der Ausschreibung hat keine Baufirma ein Angebot für die Herstellung der Ingenieurbau-, Oberbau- und Hochbauanlagen abgegeben", teilt die Bahn mit. Auf Nachfrage bei diversen spezialisierten Unternehmen habe sich herausgestellt, dass sie restlos ausgebucht sind. Über einen neuen Termin für den Beginn der Sanierung werde im Herbst informiert.
Das erste Mal hatte die Bahn 2017 angekündigt, den Neustadtsbahnhof von Grund auf modernisieren zu wollen. Dass dies notwendig ist, erschließt sich sofort: Der Bahnhof wirkt verwahrlost, überall Schmierereien, Löcher im Beton und dunkle Ecken. Die Mängelliste ist lang und enthält als wichtigsten Punkt, dass die Anlage nicht barrierefrei ist. Die Bahn hat sich nach eigenen Angaben vorgenommen, den Mittelbahnsteig auf 76 Zentimeter zu erhöhen, die Unterführung hübsch zu machen und einen Aufzug zu bauen.
Spätestens bis 2020 sollte Abhilfe geschaffen werden. Damals gab es noch nicht die Probleme mit der Baubranche. Trotzdem ging es nicht voran. Die Bahn begründete das mit "diversen Änderungen in den Planungen". Offenbar ist der Umbau komplizierter als gedacht, denn auch die Stadt, die sich an den Kosten beteiligt, spricht von "größeren technischen Herausforderungen". War anfangs noch davon ausgegangen worden, mit einem Betrag von drei Millionen Euro auszukommen, hatten die Planer zuletzt ein Volumen von 4,3 Millionen Euro aufgerufen. Die Schätzung liegt ein Jahr zurück, gut möglich, dass die Kosten noch einmal deutlich gestiegen sind.
Die Hoffnung, bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 mit den wesentlichen Arbeiten fertig zu sein, ist dahin. Das bessere Angebot für die Fahrgäste, die neben der stündlichen Anbindung an die Regionalbahn 58 künftig in den Genuss kürzerer Taktzeiten bei der Regio-S-Bahn kommen, wird damit in der Neustadt als Kontrast weiterhin einen maroden Bahnhof haben.