David Lizotte schaut in die Ferne, nimmt ein paar Schritte seitlich Anlauf und wirft dann mit einer ausschweifenden Armbewegung eine Frisbee in die Luft. Die Scheibe fliegt erst in Richtung des strahlendblauen Horizonts und fällt dann – einige Dutzend Meter weiter – wieder zu Boden. Das Ziel, ein Korb aus Metall-Ketten, ist nur knapp verfehlt. Lizotte blickt zufrieden seinen Sohn Timothy an.
Der 59-Jährige betreibt Discgolf – oft auf der Anlage in Habenhausen, heute im Weseruferpark am Rande Woltmershausens. Er ist Leiter des Bremer Discgolf-Vereins Drehmoment. Bei dem Sport geht es darum, eine Frisbee mit möglichst wenig Würfen in ein Ziel zu befördern, das zwischen 80 und 120 Meter weit entfernt liegt, oftmals kaum mehr erkennbar. 18 verschiedene Bahnen gibt es.
"Für mich der perfekte Sport", sagt Lizotte, während er durch das hohe Gras zur nächsten Bahn marschiert. "Man muss seine Leistung erbringen – aber es geht es auch darum, in der Natur zu sein und die frische Luft zu genießen." Diese Vorteile haben mittlerweile viele Menschen für sich entdeckt – der Sport boomt. In ihrem Verein seien die Mitgliederzahlen in den letzten zwei Jahren explodiert – wohl nicht zuletzt, weil der Sport corona-tauglich ist. Schließlich bewegt man sich draußen, nur in kleinen Gruppen und auf weitläufigen Anlagen. Knapp 130 Mitglieder zähle Drehmoment mittlerweile, sagt Lizotte.

Die Discgolf-Anlage im Weseruferpark ist frei zugänglich – nur eigene Scheiben sollten Spieler mitbringen.
Martynas Katauskas
David Lizotte beim zweiten Wurf an der Bahn 1.
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David Lizotte, 59 Jahre alt, hat in Vancouver, Kanada, mit dem Discgolfen angefangen.
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Das Equipment eines Discgolf-Spielers: Discgolf-Carts mit vielen verschiedenen Scheiben.
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Die Frisbee-Modelle sind unterschiedlich dick und für verschiedene Entfernungen geeignet.
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Timothy Lizotte, 31 Jahre alt, hat die Discgolf-Leidenschaft von seinem Vater.
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Regelmäßig finden im Weseruferpark auch Discgolf-Turniere statt.
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Ein Schild weist den Weg zur Bahn 5.
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David Lizotte hat sein Ziel stets im Blick.
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David (links) und Timmy Lizotte laufen zum Korb für den zweiten Wurf.
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In solch einem Korb muss die Frisbee am Ende landen.
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Auf dieser Bahn muss über Eck gespielt werden: Der Korb befindet sich zwischen den Bäumen außerhalb der Sichtweite.
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David (l.) und Timothy Lizotte spielen regelmäßig im Weseruferpark.
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Wer eine verloren gegangene Scheibe findet, kann sie in diesen Kasten einwerfen.
Martynas KatauskasEr spricht mit einem englischen Akzent – ursprünglich stammt Lizotte aus Quebec, Kanada, hat dann in Vancouver gemeinsam mit seinem Bruder den Sport für sich entdeckt. In den 1990er-Jahren kommt er der Familie wegen nach Bremen. Die Begeisterung für den Sport konnte Lizotte auch an seine Söhne weitergeben: mit dem ältesten spielt er an diesem Tag zusammen. Der zweitälteste betreibt mittlerweile professionell Discgolf in den USA, gewinnt dort Turniere und Preisgelder.
15 verschiedene Frisbee-Scheiben haben David Lizotte und sein Sohn jeweils dabei. Die kleinen Spielgeräte sind unterschiedlich flach, haben dicke und dünne Ränder. Und so wie es beim regulären Golfen auch verschiedene Schläger gibt, besitzen Discgolfer auch unterschiedliche Frisbee-Modelle: Der Driver kommt vor allem bei großen Distanzen zum Einsatz, etwa beim ersten Wurf. Der Midranger dient dazu, sich dem Ziel weiter anzunähern. Wenn der Spieler seine Scheibe in den Korb werfen muss, nimmt er den Putter.
Mit dem sollten Einsteiger auch beginnen, empfiehlt Lizotte. "Es bringt ja nichts, sich einen Ferrari zuzulegen, wenn du Autofahren lernen willst", sagt er. Um die Zielkörbe herum sind jeweils zehn Meter große Kreise gezeichnet. Wenn die Scheibe hier landet, muss exakt von dort aus weitergeworfen werden – hier bietet sich dann der Putter an.
"Man muss lernen zu verstehen, wie die Scheiben auf den Wurf reagieren", sagt Lizotte. Mit wie viel Kraft man wirft, mit welcher Technik, wie stark der Wind geht – all das habe Auswirkungen auf die Flugbahn der Scheibe. "Du kannst den Wurf aber noch so präzise planen", sagt Lizotte und lacht, "was mit der Scheibe dann wirklich passiert, lässt sich nicht mehr kontrollieren."
Erst kürzlich haben rund 70 Discgolferinnen und -golfer im Weseruferpark um die Wette geworfen. Timothy Lizotte hat den Wettbewerb veranstaltet. In ganz Deutschland finden mittlerweile regelmäßig Turniere statt – sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene. Selbst Regen und Sturm kann hartgesottene Discgolfer nicht verschrecken: "Dann wird es zwar schwieriger, aber es gelten für alle dieselben Bedingungen", sagt Timothy Lizotte.
Allerdings seien Discgolfer sowieso selten zufrieden mit sich selbst, ergänzt sein Vater. "Der Wurf ist schließlich nie perfekt, es sei denn, er geht rein."