Schon bald werden Drogensüchtige in Bremen einen Ort haben, an dem sie legal und unter hygienischen Bedingungen Drogen nehmen können. Wie das Gesundheitsressort von Senatorin Claudia Bernhard (Linke) bestätigte, soll voraussichtlich zum 1. April ein Drogenkonsumbus an den Start gehen.
Der Bus wird gemeinsam mit einem Kontaktmobil, in dem Beratung stattfinden soll, an einem festen Ort stehen. Wo das sein wird, ist bisher noch unklar, wie Sylla Kahl, Sprecherin der Senatorin, mitteilte. Zuerst hatte der „Weser-Report“ darüber berichtet. Das Ressort konnte ebenso noch nicht sagen, wie der Bus genau ausgestattet sein wird. Es sei jedoch geplant, dass der Bus jeden Tag geöffnet ist, insgesamt 70 Stunden in der Woche.
Der Bus ist freilich nur eine Übergangslösung, denn im Dezember hat der Senat beschlossen, dass Bremen einen Drogenkonsumraum bekommt. Er soll Anfang 2021 eröffnet werden. Doch ein Standort ist bisher noch nicht gefunden.
Zunächst war das sogenannte Papageienhaus an der Friedrich-Rauers-Straße ins Auge gefasst worden. Dieser Standort kommt dem Gesundheitsressort zufolge nicht mehr infrage. Immobilien Bremen hat kürzlich eine Zwischennutzung mit dem Verein Zucker für das Gebäude bis Mitte 2021 abgeschlossen. Stattdessen ist eine private Lagerhalle, ebenfalls in der Friedrich-Rauers-Straße, im Gespräch, bestätigt Sylla Kahl. „Es ist geplant, die Halle zu mieten“, erklärt die Sprecherin. Die Kosten für den Umbau der Halle könnten momentan noch nicht beziffert werden. Argumente für die Friedrich-Rauers-Straße seien, dass sie nah am Hauptbahnhof – dem Treffpunkt vieler suchtkranker Menschen – liegt, es dort wenig Verkehr und Anwohner gebe und zur Verfügung stehende Gebäude. Wenig Verkehr sei wichtig, damit Süchtige nach dem Drogenkonsum nicht direkt auf eine große Straße träfen.
Etwa 4000 Drogensüchtige leben in Bremen
Ende August war das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie vorgestellt worden. Demnach würde ein Raum, in dem Süchtige unter Aufsicht illegale Drogen nehmen können, je nach Länge der Öffnungszeit etwa 550.000 bis 1,15 Millionen Euro jährlich kosten. Das Gesundheitsressort geht der Sprecherin zufolge derzeit von jährlichen Betriebskosten von 1,2 Millionen Euro aus.
Genau wie der Bus soll der feste Drogenkonsumraum täglich geöffnet sein, voraussichtlich zehn Stunden pro Tag. Es sollen zehn Plätze für den inhalativen Gebrauch (zum Beispiel Crack) und zehn Plätze für das Spritzen von Drogen (etwa Heroin) zur Verfügung stehen. Dafür sind elf Vollzeitstellen und Honorarkräfte vorgesehen. Welcher Träger den Raum betreibt, ist noch nicht geklärt. Dem Vernehmen nach laufen Gespräche mit der Drogenberatung Comeback.
Die Wissenschaftler, die für das Gesundheitsressort die Machbarkeitsstudie angefertigt haben, sehen viele Vorteile in einem Drogenkonsumraum. Es könnten Drogentodesfälle, Infektionen und andere gesundheitliche Risiken verhindert werden. Ebenso verringerten sie die Vermüllung des öffentlichen Raums, etwa mit Spritzen. Auch seien eine Steuerung der Szene und Hilfsangebote an sie einfacher. Die Forscher empfehlen in ihrer Ausarbeitung ein integriertes Modell, das auch Duschen, Essen und Beratung vorsieht. In Bremen leben Schätzungen zufolge etwa 4000 Drogensüchtige. Erfahrungen anderer Städte zufolge nutzen etwa 15 Prozent der Süchtigen das Angebot eines Drogenkonsumraums, in der Regel täglich. In 25 deutschen Städten gibt es einen Druckraum.