Paris, Venedig, Neapel, Barcelona: In diesen unwirtlichen Zeiten, die nach wie vor durch die Pandemie geprägt sind, lässt sich im "Creative Hub", das seit Anfang Oktober seine Zelte in der ehemaligen Professor-Hess-Kinderklinik an der Friedrich-Karl-Straße aufgeschlagen hat, eine kleine Reise durch Europa unternehmen.
Der Name der Kunst-Design-Schau, in der elf Künstlerinnen und Künstler aus allen Stadtteilen Bremens ausstellen, ist Programm: "Extraneu". Denn immerhin handelt es sich um die erste Kunstausstellung, die unter Federführung des Vereins Visionskultur in der zwischengenutzten, ehemaligen Kinderklinik gezeigt wird. "Hier arbeiten professionelle mit engagierten nichtprofessionellen Künstlern zusammen. Unser Ziel ist Austausch und Vernetzung", sagt Kuratorin Heike Seyffahrt.
Sie selbst hat sich in ihren seriellen Werken in Miniatur mit der zunehmenden Gleichförmigkeit von Großstädten auseinandergesetzt. Der Fotograf Heiner Stickann hat Impressionen in Schwarz-Weiß in europäischen Städten eingefangen und auf Holz aufgezogen. Da ist etwa der illuminierte Markusplatz in Venedig bei Nacht zu sehen oder aber die tropfende Wäsche, die für die neapolitanischen Gassen so charakteristisch ist.

Brigitte Ogiolda war in Paris als der Arc de Triomphe im Herbst als postume Hommage an den Verpackungskünstler Christo für kurze Zeit verhüllt wurde.
Ein Hauch von verruchtem Glamour strahlt die Aufnahme aus, auf der ein männliches Pärchen durch Paris flaniert, einer von ihnen mit Bowlerhut und schwarzen Strapsen ausstaffiert. Oh là là, Paris, das uns belebt und verführt, wie es in einem Chanson von Jacques Brel heißt.
Toujours Paris, immer wieder Paris, das gilt auch für Brigitte Ogiolda. Für die Bremerin war klar, als der Arc de Triomphe im Herbst als postume Hommage an den Verpackungskünstler Christo für kurze Zeit verhüllt wurde: Nichts wie hin nach Paris. "Ich habe Hunderte von Fotos gemacht, zu allen Tages- und Nachtzeiten", erzählt sie. So fasziniert sei sie von dem sich ständig ändernden Farbspiel gewesen. Der verhüllte Arc de Triomphe, mal in gleißendes Silber, dann, bei Nacht, in Goldtöne getaucht, mal menschenleer am frühen Morgen, dann wieder von Schlange stehenden Menschen umringt.
30 Stücke Verpackungsmaterial ergattert
"Wir hatten Glück, denn unser Hotel befand sich gleich um die Ecke, so konnten wir oft vor Ort sein", erzählt Ogiolda. So sei es ihr gelungen, rund 30 kleinere Stücke des Verpackungsmaterials zu ergattern, die sie in Collage-Kästen, die sie nun im "Creative Hub" zeigt, mit Übermalungen zu kleinen, individuellen Kunstwerken verarbeitet hat. Übrigens hatte während der Aktion die Place Charles de Gaulles mit dem Schild "Place Christo et Jean-Claude" sogar zwei Namensschilder, das ist auf einem ihrer Fotos zu sehen.
Apropos Professionalität: Der Wahlbremer Naser Agha, der 2015 aus seiner Heimatstadt Aleppo nach Bremen flüchtete, hat 2007 bereits auf der Biennale di Venezia ausgestellt. Inspirieren ließ sich der Syrer dabei von Renoir, Matisse und Klimt. In seinen großformatigen, in warmen Erdfarben gehaltenen Werken porträtiert er sowohl Bremen als auch Aleppo. Eines dieser Bilder hängt im Atelier, das sich die eingeschworene Gemeinschaft der "Malweiber" teilt.

Das Foto von Heiner Stickmann trägt den Titel „Nach dem Regen“.
Carola Bula, Monika Blum und Heike Koerber - sie alle eint die Liebe und Leidenschaft zur Malerei. Wie ihre Kolleginnen und Kollegen betonen sie, dass sie sehr dankbar dafür seien, im "Creative Hub" "blendend" untergekommen zu sein. Beim Betreten des hellen, freundlichen Atelier-Raumes wedeln einem die beiden Atelierhündchen, ein Mops und ein rumänischer Findelhund, neugierig entgegen. Von Carola Bula stammen die farbenfrohen Augen-"Blicke", von Monika Blum ein Wolken-Panorama und Heike Koerber hat blühende Rapsfelder im hohen Norden gemalt.

Heike Seyfarth zeigt ihre Werke mit Digitaldruck.
Bei dem Künstler und Designer Octavio Tasch ist der Name Programm. Seine ganze Leidenschaft gilt Taschen und Rucksäcken, die er seit zwei Jahren aus ausgedienten Segeltuchen von einer Segelschule am Bodensee bezieht und designt. Die Rucksackriemen fertigt er aus ausgedienten Fahrradschläuchen, die er von Fahrradhändlern bezieht. Rucksäcke und Taschen designt Tasch in allen möglichen, wandelbaren Größen und Verschachtelungsformen. Neu im Programm: Umhängetaschen. "Ich hatte einfach nie die richtige Taschengröße zur Hand und so bin ich auf die Idee gekommen", erzählt der Designer.