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Bestandsaufnahme Jeder Vogel zählt: So können Bremer dem Nabu helfen

Der Naturschutzbund (Nabu) hat zur „Stunde der Gartenvögel“ aufgerufen. Dabei können Bremerinnen und Bremer am Wochenende vom Garten aus mithelfen, den Bestand der heimischen Vogelarten zu erfassen.
12.05.2023, 18:30 Uhr
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Jeder Vogel zählt: So können Bremer dem Nabu helfen
Von Justus Randt

Vögel kann man manchmal gar nicht genug haben. An der frühjährlichen Aktion "Stunde der Gartenvögel" des Naturschutzbundes Nabu kann sich an diesem Sonnabend und am Sonntag jede und jeder beteiligen. Einzige Voraussetzung: Man muss eine Stunde lang darauf achten, was sich um einen herum tut – im Garten, auf dem Balkon oder auf der Parkbank. Die Zählergebnisse können online ("Stunde der Gartenvögel") übermittelt werden. Die bundesweit zusammengetragenen Ergebnisse sollen, so der Nabu, eine "möglichst genaue Momentaufnahme der Vogelwelt im menschlichen Siedlungsraum" ergeben, Aufschluss über den Brutbestand liefern. Und alle ehrenamtlichen Zählerinnen und Zähler hinter den Fenstern und im Grünen wissen hinterher umso besser, wer da in ihrem Umfeld piept – und wer vielleicht nicht mehr.

Denn was die Entwicklung ihrer Lebensräume betrifft, sind laut Nabu nicht nur seltene Vögel wie Kranich und Storch "auf der Verliererseite", sondern langfristig auch die Silbermöwe und der Haussperling. Auch wenn der Spatz mit 700.000 Revieren in Bremen und Niedersachsen insgesamt einen hohen Bestand aufweise, entwickle er sich zu einem Rote-Liste-Kandidaten, sagt Florian Scheiba. Der Vogelkundler beim Bremer Nabu geht davon aus, dass bundesweit nur noch in jedem zweiten Garten Haussperlinge gezählt werden können.

Die Rauchschwalbe steht in Niedersachsen und Bremen bereits auf der Roten Liste der bedrohten Vögel, wie Star und Graureiher. Stark bedroht sind demnach Silbermöwe und Uferschnepfe. Bekassine und Wachtelkönig zählen sogar zu den vom Aussterben bedrohten Vögeln. Der Nabu will mit den Aktionen möglichst viele Menschen für die Natur vor ihrer Haustür begeistern. "Nur was man kennt, schützt man auch. Je mehr Menschen den Wert ihrer Gärten und Hinterhöfe als ,Mini-Naturschutzgebiete' erkennen, desto besser für die Natur und ihre Gartenvögel."

Von seinem Bürofenster beim Nabu am Vahrer Feldweg aus hat Florian Scheiba freien Blick auf zwei Futtersäulen mit unterschiedlichem Inhalt und auf ein Stück Stamm, auf dem Erdnüsse mit Schale bereit liegen für Krähen und Elstern. Zum Selberzählen hat er am Freitag, dem ersten der drei Aktionstage, keine Zeit, aber natürlich will der Ornithologe wissen, was sich draußen tut. Futterplätze erleichtern die Beobachtung der Vögel ungemein: Erst sind es nur zwei Kohlmeisen, die sich blicken lassen, bald hat Florian Scheiba auch Rotkehlchen, Gimpel und, am Boden unter den Futterbehältern, Heckenbraunelle und Amsel gesehen. Wer nicht zählt, ist der kleine Steinkauz auf dem Bürofensterbrett. Der ist ausgestopft.

Die Vogelfreunde sind gespannt, welche Entwicklung die Zählung erkennen lässt. Die Bremen-Niedersächsischen Top Ten des vergangenen Jahres wurden angeführt von Amsel, Kohlmeise, Spatz, Blaumeise und Ringeltaube. Elster, Rabenkrähe, Mauersegler, Star und Rotkehlchen komplettieren die Liste. Am Freitagmittag, kurz nach dem bundesweiten Start der Zählung, hatten fünf Personen 53 Vögel in drei Bremer Gärten gezählt. Denn selbstverständlich kann man auch gemeinsam Ausschau nach Vögeln halten. "Wichtig ist, dass man den Beobachtungsort während der Stunde nicht wechselt", sagt der Profi. Wenige Stunden später waren es bereits sieben Gärten, in denen zum Beispiel 19 Amseln, 16 Blaumeisen, 14 Kohlmeisen, elf Sperlinge, zehn Rotkehlchen, jeweils zwei Ringeltauben und zwei Buntspechte und eine Silbermöwe gezählt wurden. Im vergangenen Jahr gab es 340 Zählungen in Bremen und 40 in Bremerhaven.

Mitmachen ist alles. Außer den Zählergebnissen sei es wichtig, dass alle die Möglichkeit bekommen, "aktiv bei der Erarbeitung wissenschaftlicher Erkenntnisse mitzuwirken", erläutert der Nabu die "Stunde der Gartenvögel". Alle sechs Jahre leite der Dachverband Deutscher Avifaunisten Zählungsergebnisse an die Europäische Union weiter. Wer sich jetzt eine Stunde lang auf eine Bremer Parkbank setzt, kann also ein paar Zahlen zu einer großen Summe beitragen.

Info

Kinder ab acht Jahren, die am Sonnabend, 13. Mai, von 15.30 bis 16.30 Uhr mit Florian Scheiba Vögel zählen wollen, können ohne Anmeldung und kostenlos mitmachen: beim Nabu, Vahrer Feldweg 185.

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