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Schweizer Viertel "Eisschollen" sollen Straße auflockern

Osterholz. Im Schweizer Viertel soll ein Verkehrsraum für alle entstehen. Dienstag stellten Fachleute und Bürger die Ergebnisse in der Aula der Gesamtschule Bremen-Ost vor. Auch Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) war dabei.
21.11.2013, 00:00 Uhr
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Von Karin Mahlstedt

Im Schweizer Viertel soll ein Verkehrsraum für alle entstehen. Bürger und Fachleute haben lange darüber diskutiert, wo und wie das Konzept umgesetzt werden könnte. Dienstag stellten sie die Ergebnisse in der Aula der Gesamtschule Bremen-Ost vor. Auch Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) war dabei. Es waren nicht viele Anwohner gekommen.

Rücksichtnahme statt Regeln, ein gemeinsamer Verkehrsraum statt Fahrbahn und Fußwege: An der St.-Gotthard-Straße und der Tessiner Straße soll 2015 eine sogenannte „Shared-Space-Zone“ entstehen. Die Idee ist nicht neu, wurde in Bremen aber noch nicht umgesetzt. Fachleute und Bürger haben in Workshops und sechs Planungswerkstätten lange diskutiert, wo und wie eine solche „Shared-Space-Zone“ eingerichtet werden kann. Am Dienstagabend präsentierten sie in der Aula der Gesamtschule Bremen-Ost das Ergebnis. Viele Stühle blieben leer.

Betonplatten in verschiedenen Farbnuancen, die wie „Eisschollen“ in unterschiedlichen Winkeln aufeinanderstoßen, sollen die Fläche gestalten, die Fußgänger, Rad- und Autofahrer gleichberechtigt nutzen. Beim Material gebe es keine Alternative, da sich auch Busse in der Shared-Space-Zone bewegen würden, sagte Jens Wittrock von der BPR-Gruppe (Beraten/Planen/Realisieren), die zusammen mit den Landschaftsarchitekten von „Henke + Blatt Partnerschaft“ Entwürfe anfertigten.

Bäume, Bänke, Fahrradbügel und Lampen sollen den gemeinsamen Verkehrsraum weiter auflockern. Die Fläche soll aber so breit bleiben, dass sich zwei Busse begegnen können. Der neu gestaltete Marktplatz Osterholz soll in die Gestaltung eingebunden werden. Die Ein- und Ausgänge zur Shared-Space-Zone sollen farbig akzentuiert werden.

Außerdem soll ein Leitsystem für Sehbehinderte eingebaut werden, und es soll sichere Übergänge mit erhöhter Bordsteinkante und Stellplätze für Behinderte geben. Und es soll die Sicht überall so frei sein, dass Blinde gesehen werden. Auch der Landesbehindertenbeauftragte Joachim Steinbrück kann sich unter diesen Voraussetzungen mit dem neuen Konzept anfreunden. Er würde es begrüßen, wenn in der Shared-Space-Zone eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Kilometer pro Stunde gelten würde, sagte er.

Das empfahl auch Jürgen Gerlach vom Lehrstuhl Straßenverkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik der Bergischen Universität Wuppertal, der Bürger und Behördenvertreter während des Planungsprozesses in puncto Sicherheit beraten hat. Die Planungsgruppe ist bisher davon ausgegangen, dass Autofahrer automatisch langsam fahren, wenn sie auf Fußgänger und Radfahrer achten müssen und die Verkehrsfläche unruhig ist. „Wenn wenig los ist, wird auch schneller gefahren“, sagte Gerlach.

Auch, dass es keine Bordsteinkanten geben soll, findet Gerlach nicht ideal. „Das kann aber funktionieren, wenn die Sichtbeziehungen gut sind“, sagte er. Dafür müsse wiederum verhindert werden, dass Autos auf der gemeinsamen Verkehrsfläche halten oder parken.

Joachim Lohse (Grüne), Senator für Umwelt, Bau und Verkehr, war Dienstag gekommen, um sich die Ergebnisse der Planungen anzusehen. „Die Idee, eine Shared-Space-Zone in Bremen einzurichten, ist schon fünf Jahre alt“, sagte er. „Ich bin froh, dass wir im Schweizer Viertel einen Ort gefunden haben, wo wir das ausprobieren können.“ Der Prozess sei davon getragen gewesen, den Stadtteil nach vorne zu bringen. Dazu gehörten auch die Verlängerung der Straßenbahnlinie 1 bis Mahndorf, der geplante Neubau des Jugendhauses Hahnenkamp und des Marktplatzes Osterholz, der am 30. November eingeweiht wird. Alle Beteiligten empfanden den Planungsprozess mit der intensiven Bürgerbeteiligung als sehr positiv. „Trotz Beteiligung kann nicht jeder alles bekommen“, stellte Joachim Lohse fest. „Wichtig ist, dass die Verfahren transparent sind.“

Wolfgang Haase (SPD), Sprecher des Beirates Osterholz, hält den Entwurf für die Shared-Space-Zone für gelungen. „Ich freue mich auf das Experiment“, sagte er. „Wenn dann auch noch das geplante Gebäude auf dem Marktplatz realisiert wird, haben wir hier eine unverwechselbare Stadtteilmitte, die man in ganz Bremen kennen wird.“

Auf seine Frage, wann die Planungen umgesetzt werden könnten, wollte Lohse keine Versprechungen machen. „Aber ich setze alles daran, dass wir das kurzfristig umsetzen“, sagte er. Oliver Iversen vom Amt für Straßen und Verkehr hofft, dass die Finanzierung Mitte 2014 auf den Weg gebracht und 2015 mit dem Bau begonnen werden kann.

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