Auch in Bremen gehen jetzt die Lichter aus: Zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens sollen Sehenswürdigkeiten wie das Rathaus oder der Roland zunächts bis 1. Dezmeber nicht mehr angestrahlt werden. "Das hat in Sachen Energieeinsparung natürlich nur einen geringen Effekt, aber auch solche symbolischen Akte sind von Bedeutung", sagte Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD), als er die Entscheidung des Senats bekannt gab. Die schon möglichst bald ausgeschalteten Strahler sind Teil eines ersten Maßnahmenpakets, das der Senat am Dienstag als "Eckpunktepapier zur Vorbereitung auf eine drohende Gasmangellage und Notfallvorsorgeplan" beschlossen hat.
Über die Symbolik hinaus sollen unter anderem gedrosselte Heizungen für messbare Einsparungen sorgen: In allen öffentlichen Gebäuden der Stadt soll nur noch so viel geheizt werden, wie gesetzlich vorgeschrieben ist, sagte Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne). Auch in Toiletten und Waschräumen soll auf warmes Wasser verzichtet werden, soweit das eben möglich ist. Ausgenommen bleiben soziale Einrichtungen, Kindergärten. Pflegeheime, Krankenhäuser und prinzipiell auch Schulen.
Die Sporthallen sind aus Schaefers Sicht ein schwierigerer Fall. "Für die Kinder sind kalte Duschen natürlich nicht zumutbar, für die Vereine in den Abenden schon eher." Aktuell arbeite Immobilien Bremen an einer genauen Bestandsaufnahme, ob und wie warmes Wasser, Heizung und Beleuchtung in mehreren Hundert öffentlichen Gebäuden jeweils reguliert werden könne.
Ob im Laufe des Winters weitergehende Maßnahmen notwendig werden, sei vom Stand der Gasspeicher und der Gasversorgung zum jeweiligen Zeitpunkt abhängig. "Wir treffen jetzt nicht vorab Entscheidungen, die nicht anstehen", antwortete Bovenschulte auf Fragen zur Beleuchtung und zum Energiebedarf von Freimarkt und Weihnachtsmarkt. Gleiches gilt auch für den Betrieb der Schwimmbäder oder Theater im kommenden Winter.
In Sachen Licht will der Senat verstärkt auf LED-Technik setzen. Schaefer verwies auf das nach langen Diskussionen im Vorjahr gestartete Projekt, die Straßenbeleuchtung in Bremen komplett auf LED-Lampen umzurüsten. Gut die Hälfte der Laternen sei ausgetauscht. "Wir werden das Licht zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens zudem um 50 Prozent herunterdimmen", kündigte Schaefer an. Insgesamt ließen sich so allein bei der Straßenbeleuchtung fast fünf Millionen Kilowattstunden Strom einsparen, auch wenn man die Beleuchtung nicht komplett ausschalten könne.
Bremerhaven hatte bereits Ende Juli konkrete Maßnahmen vorgelegt. Die Seestadt reduziert in öffentlichen Gebäuden inklusive Schulen und Turnhallen künftig die Raumtemperatur. Hausmeister und Gebäudenutzer will die Stadt rund um das Thema Energiesparen intensiver schulen. Die Bürger sollen Informationen erhalten, wie sie durch individuelles Verhalten Gas sparen können.
Bovenschulte ruft zum Energiesparen auf
"Diese Krise hat das gleiche Potenzial, unseren Alltag zu verändern, wie die Corona-Krise", kommentierte Bovenschulte das Ausmaß der Energiekrise; wobei er deutlich machte, dass er darin momentan vor allem eine Krise der Energiepreise sehe. Es sei entscheidend, dass die Bürgerinnen und Bürger bei allen Maßnahmen des Staates das Gefühl erhielten, man verteile die Lasten möglichst gerecht. "Wenn der eine Existenzängste hat, weil er seine Gasrechnung nicht mehr bezahlen kann und gleichzeitig Unternehmen als Krisengewinner übermäßig profitieren, wird sich nicht der Eindruck einstellen, wir sitzen alle im gleichen Boot." Bovenschulte forderte erneut eine Übergewinnsteuer sowie ein weiteres Energiegeld des Bundes als Direktzahlung noch in diesem Jahr, das diesmal auch Rentner und Studierende erreiche.
Der SPD-Politiker kündigte an, dass in Bremen niemandem Gas oder Strom abgestellt werden soll, wenn Betroffene ihre Rechnung nicht begleichen könnten. Dafür wolle man mit der SWB die Gespräche über den sogenannten Härtefallfonds fortsetzen. Der bislang als Ausnahme für Einzelfälle und mit knapp 250.000 Euro ausgestattete Fonds solle "weiterentwickelt" werden, sagte Bovenschulte, ohne dies näher zu erläutern. Allerdings kündigte er an, der Senat werde über einen Nachtragshaushalt kurzfristig bis zu zehn Millionen Euro bereitstellen, um soziale Notlagen und Versorgungssperren zu verhindern.
Gleichzeitig rief er alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, einen eigenen Beitrag zum Energie- und Gassparen zu leisten. Auch dafür wolle man weitere Projektmittel freigeben, um etwa private Haushalte mit Kampagnen zum Thema Energiesparen zu informieren. Diese Tipps sollen auch in verschiedene Sprachen übersetzt werden, um möglichst viele Menschen in Bremen zu erreichen. Schaefer kündigte an, die langen Wartezeiten auf Beratungstermine etwa bei der Verbraucherzentrale oder der landeseigenen Agentur Energiekonsens durch neue Berater zu verkürzen. Auch dafür soll es mittelfristig mehr Mittel geben.