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Kolumne 0421 Zwischen Wahl-O-Mat und Freizeitpark: Es geht um die Wurst

In der Kolumne „0421“ schreibt Oliver Matiszick über große und kleine Themen, die manchmal erst auf den zweiten Blick miteinander, immer aber mit Bremen zu tun haben. Heute: Wahlhilfen, Dschungel, Verdauung.
08.02.2025, 05:55 Uhr
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Zwischen Wahl-O-Mat und Freizeitpark: Es geht um die Wurst
Von Oliver Matiszick

Sollte es Ihnen wie mir gehen, dann leiden Sie in diesen Tagen, kaum dass wir uns mit dem Gedanken an einen trüben Februar angefreundet haben, unter lähmender Müdigkeit. Und, ganz schlechte Nachricht, der Wahlkampf als alles beherrschende Thema wird sie schon mal nicht vertreiben: Auf den muss ich hier abermals zurückkommen. Es hilft nichts.

Doch wie gut haben wir es im 0421-Land etwa im Vergleich zu dieser anderen Hansestadt an der Elbe, auf die wir Bremer mit knirschenden Zähnen stets ein wenig neidvoll blicken. Außer in Sachen Fußball natürlich, aber das ist ein anderes Thema. Auf jeden Fall hatte ich dort diese Woche zu tun, und lassen Sie sich versichert sein: Dort wird noch viel verschärfter unter Wahlkampfmüdigkeit gelitten. Weil in Hamburg nur eine Woche nach dem Bundestag gleich auch noch über die Zusammensetzung der Bürgerschaft abgestimmt werden muss. Wer soll denn da noch vor lauter Kandidatenplakaten an den Laternenmasten die Orientierung behalten?

Aber selbst dann, wenn es wie bei uns in Bremen und umzu nur um die Neubesetzung einer Volksvertretung geht: Wer verdient sich denn nun die Stimmen? Wie wunderbar, dass jetzt der Wahl-O-Mat aktiv ist! Den habe ich umgehend gestartet, wenngleich ich aus Gründen des Datenschutzes und Wahlgeheimnisses das Ergebnis verschweige. Doch es war mit 78,9 Prozent Übereinstimmung eindeutig. Allerdings mit dem Programm einer Partei, von deren Existenz ich unter den 29 Kandidaten bisher kaum mehr als eine Ahnung hatte. Da könnte ich ebenso gut irgendeinen mir unbekannten C-Promi ins Finale des Dschungelcamps wählen. Was ich aber nie machen würde.

Denn Dschungelcamp – der großflächigen medialen Begleitung durch den Boulevard zum Trotz – hat mich bisher nur einmal kurz interessiert: als Ailton dabei war. Das war 2012 und da herrschte allein deshalb eine Art Anwesenheitspflicht vor dem Fernseher, weil Werders früherer Kugelblitz ein allseits beliebtes Maskottchen des 0421-Lands ist. Ansonsten habe ich immer leichten Herzens auf Ekelprüfungen aus der Gruselkammer des Privatfernsehens verzichtet. Der Alltag bietet da ja schon Ansatzpunkte genug.

Als finaler Beweis diente mir dieser Tage die Nachricht, dass in Loxstedt, nur ein wenig abseits der Strecke von Bremen nach Bremerhaven, ein Freizeitpark eröffnet werden soll. Das Thema: Verdauung. Was der Betreiber insofern als passend erachtet, weil die ersten öffentlichen Toiletten Deutschlands einst in Bremerhaven entstanden sein sollen. Wieder was gelernt! Dass die Nutzer sozialer Medien in einem Akt der Basisdemokratie gleich noch ihre Stimme abgeben sollen, ob diese angedachte Attraktion des erweiterten 0421-Lands nun „Lokusland“ oder „PipiKakaLand“ heißen könnte: Herrje, ich bin jetzt schon so fürchterlich wahlmüde.

Tagebucheintrag: An der Friedhofsmauer meiner Kirchengemeinde hat der Pastor jüngst ein Banner aufgespannt, das daran erinnert, beim Setzen der Kreuzchen am 23. Februar auch Dinge wie Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt in die Wahlentscheidung einzubeziehen. Das klingt ja mal echt verrückt! Da wäre ich im Wahl-O-Mat glatt dabei gewesen.

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