Die Nordwestbahn (NWB) hat auch an diesem Wochenende diverse Regio-S-Bahnverbindungen gestrichen. Die Ursache ist die altbekannte: Es mangelt an Lokführern. Ab dem 10. August will das Unternehmen dem Problem beikommen, indem auf dem RS-1-Stück zwischen Farge und Vegesack an den Wochenenden der Fahrtakt ausgedünnt wird: Dort sollen dann an Wochenenden nur noch alle 60 Minuten statt alle halbe Stunde Züge fahren, um Personal freizubekommen.
Aktuell ist vor allem die Linie 1 zwischen Bremen Hauptbahnhof und Vegesack von Ausfällen betroffen. Am Sonnabend fielen allein hier 13 Züge ersatzlos aus. Das Problem, so die NWB, werde sich an diesem Sonntag und in der kommenden Woche fortsetzen. Das gelte ebenso für die RS 2: Zwischen Bremerhaven-Lehe und Twistringen sind Zugausfälle angekündigt. Die RS 3 von und nach Bad Zwischenahn und die RS 4 auf der Linie Bremen-Nordenham seien „vereinzelt“ betroffen. So paradox es erscheint: Die Nordwestbahn will mehr Züge an den Start bringe, indem sie weniger fahren lässt.
Lokführer werden ausgebildet
Verstärkt wird der allgemeine Mangel an Lokführern durch Krankheitsfälle und die Ferienzeit. Dem WESER-KURIER gegenüber hatte die NWB von einem Ausbildungsprogramm für Lokführer gesprochen, das in zwei Stufen, ab Herbst und dem kommenden Frühjahr, den Personalbedarf auf den Fahrständen decken soll – einschließlich Ausfallreserven, die es offenbar schon länger nicht mehr bei dem Eisenbahnverkehrsunternehmen gibt. Bei anderen allerdings auch nicht: Immer wieder, hatte NWB-Sprecher Steffen Högemann gesagt, hätten sich Unternehmen gegenseitig die Leute abgeworben, teils mit Prämien.
Diesen Weg wolle die Nordwestbahn nicht mitgehen, sondern das Problem an der Wurzel packen – und ausbilden, hatte Högemann gesagt. Den Gedanken tragen andere mit: Elf Eisenbahnunternehmen haben kürzlich in Hannover ein von der Nordwestbahn initiiertes Abkommen unterzeichnet, das regelt: Wer in den ersten fünf Jahren nach der Ausbildung einen Lokführer abwirbt, erstattet dem Mitbewerber die Ausbildungskosten. Die NWB mit Sitz in Osnabrück wird 2022 auch das hannoversche S-Bahn-Netz übernehmen.