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Notunterkunft in Bremen Erste Flüchtlinge in Zelt eingezogen

Erstmals sind in Bremen Flüchtlinge in einem Großzelt untergebracht worden. Donnerstagmittag kamen rund 25 Jugendliche auf dem Stadtwerder an, wo die Notunterkunft seit fünf Tagen aufgebaut ist.
18.06.2015, 20:41 Uhr
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Von Sabine Doll und Ralf Michel

Es ist soweit: Erstmals sind in Bremen Flüchtlinge in einem Großzelt untergebracht worden. Donnerstagmittag kamen rund 25 Jugendliche auf dem Stadtwerder an, wo die Notunterkunft seit fünf Tagen aufgebaut ist.

Sie kommen aus der alten zentralen Aufnahmestelle (ZASt) an der Steinsetzerstraße. Wie berichtet, muss das Gebäude in Habenhausen, in dem rund 200 unbegleitete minderjährige sowie etwa 30 erwachsene Flüchtlinge untergebracht waren, wegen eines massiven Bettwanzen-Befalls geräumt werden.

Das Zelt auf dem Gelände der Jugendbildungsstätte Lidice-Haus bietet Platz für 35 Menschen. „In den nächsten Tagen werden die anderen Jugendlichen in das Zelt umziehen“, sagt der Sprecher der Sozialbehörde, Bernd Schneider. Die Rund-um-die-Uhr-Betreuung der Jugendlichen sei sichergestellt: Vier Pädagogen seien tagsüber bis 23 Uhr vor Ort, danach gebe es zwei Nachtwachen, die nicht nur die klassischen Aufgaben eines Sicherheitsdienstes übernehmen würden. „Sie kümmern sich um die jungen Flüchtlinge und beherrschen außerdem Fremdsprachen.“

Auch für die Unterbringung der übrigen Jugendlichen, die jetzt noch in der alten ZASt in Habenhausen wohnen, gibt es nach Angaben der Sozialbehörde bereits konkrete Planungen. „In Gesprächen sind die entsprechenden Ortsämter informiert worden“, so Schneider. Es handele sich um zwei bis drei Gebäude sowie einen weiteren Zeltstandort. Wo genau das zweite Zelt aufgestellt werden soll, will die Behörde aber noch nicht sagen.

Eines der Gebäude ist die Waller Eissporthalle „Paradice“, wo in diesem Frühjahr bereits übergangsweise rund 150 erwachsene Asylbewerber untergebracht waren. Die Halle soll laut Schneider nun für etwa 70 minderjährige Flüchtlinge aus der Steinsetzerstraße als Übergangsunterkunft wiedereröffnet werden. Der Umzug werde in den nächsten zehn bis 14 Tagen stattfinden. Schneider: „Das ist der Zeitkorridor, in dem die ZASt komplett geräumt wird.“ Rund sechs bis acht Woche lang wird das Wohnheim in Habenhausen geschlossen sein. In dieser Zeit sollen alle Räume von einem Kammerjäger desinfiziert und im Anschluss saniert werden.

Polizei muss eingreifen

Danach wird der Großteil der Jugendlichen wieder in das Wohnheim einziehen. Zu einer Überbelegung soll es nicht wieder kommen. „Mit den geplanten neuen Einrichtungen plus die ZASt ist die Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen bis in den Herbst organisiert“, sagt der Behördensprecher. Auf Unterkünfte außerhalb Bremens müsse derzeit nicht zurückgegriffen werden.

Grundsätzlich sind offenbar auch wieder Turnhallen als Notunterkünfte für Flüchtlinge eine Option. Laut Schneider hat es bereits Gespräche mit dem Landessportbund (LSB) gegeben. „Es ergeben sich immer wieder neue Gelegenheiten, die aber sorgfältig geprüft werden müssen, ob sie für die Unterbringung infrage kommen“, so Schneider. Dies geschieht unter anderem in einer sogenannten Task Force, zu der Vertreter aus den Senatsressorts Soziales, Inneres, Bau, Justiz, Finanzen und der Senatskanzlei zählten. Diese Gruppe treffe sich in der Regel einmal in der Woche.

Unterdessen müssen sich die Behörden seit gestern Nachmittag auch mit mehreren unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen beschäftigen, die in Luley’s Europa Hotel in Strom untergebracht wurden. Nach Auskunft der Polizei ist es in dieser Flüchtlingsunterkunft zu massiven Sachbeschädigungen gekommen. Zwar seien zwei Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma in dem Gebäude gewesen, sie wurden jedoch nicht Herr der Lage und mussten die Polizei alarmieren. Die Beamten rückten am Nachmittag gegen 14 Uhr mit sechs Streifenwagen vor der Unterkunft an.

Dazu, was genau in dem Gebäude passiert ist, konnte die Polizei am Donnerstagabend noch keine genauen Angaben machen. Verletzt worden sei bei dem Vorfall niemand. Für die Sachbeschädigungen gibt es mehrere Tatverdächtige, die zur Wache mitgenommen wurden. Dabei stellte sich auch heraus, dass einer der mutmaßlichen Täter bereits wegen anderer Vergehen per Haftbefehl gesucht wurde. Er sitzt nach Angaben der Polizei jetzt in Untersuchungshaft.

Das Hotel in Strom ist schon seit Monaten ein Brennpunkt für die Polizei, die dort immer wieder wegen Auseinandersetzungen eingreifen musste. Bei dem Gebäude handelt es sich nicht um eine Jugendhilfeeinrichtung, sondern es wird zur ambulanten Betreuung von jugendlichen Flüchtlingen genutzt. Im Sprachgebrauch der Sozialbehörde handelt es sich dabei um eine absolute Notlösung, die als letzte Alternative vor der Obdachlosigkeit der Jugendlichen genutzt wird. Derzeit sind nach Angaben der Behörden dort fünf jugendliche Flüchtlinge untergebracht.

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