Für Mechthild Schrooten, Professorin für Volkswirtschaftslehre, ist die Schließung des Coca Cola-Werks nicht überraschend. Vor allem die Gier nach hohen Renditen wird für Bremen immer mehr zum Problem.
Frau Schrooten, Coca-Cola ist ein multinationaler Konzern. Wie wichtig ist da ein einzelner Standort wie Bremen?
Mechthild Schrooten: Der Standort Bremen hat im internationalen Kontext eine eher geringe Bedeutung. Ein Konzern wie Coca-Cola setzt seine Strategien weltweit um. Für Deutschland ist schon länger zu erkennen, dass Coca-Cola kleine Standorte schließt und versucht, größere Standorte aufzubauen.

Mechthild Schrooten
Wo werden in einem Konzern solche Entscheidungen getroffen?
Das passiert in der Konzernzentrale. Und die Entscheidungen folgen einer ganz simplen Ratio – nämlich der Rendite. Es ist ganz einfach: Wenn erwartete Renditen an einem anderen Ort höher sind, dann ist klar, dass ein Konzern darüber nachdenken wird, den Standort zu verlagern. Und in Deutschland sieht man diese Tendenz bei Coca-Cola schon sehr lange.
Bei welchen anderen Firmen kann man Standortverlagerungen noch beobachten?
Es geht überall um Renditen. Ein aktuelles Beispiel ist etwa die Stahlbranche.
Leidet das Image der Bremer Wirtschaft unter der Schließung des Cola-Werkes?
Ja, natürlich. Gerade erst hat man die Diskussion um die Stahlkrise hinter sich gebracht, da startet schon die nächste Debatte. Das sind keine guten Nachrichten.
Den betroffenen Mitarbeitern soll zum Teil angeboten werden, an den neuen Logistikstandort im Großraum Bremen zu wechseln. Wie realistisch ist das?
Das wird vom neuen Standort abhängen und wie die Konditionen im Einzelnen sind. Viele Leute sind bereit, viel für einen Arbeitsplatz in Kauf zu nehmen. Wie sich das konkret ausgestalten wird, ist aber noch nicht klar.
Das Gespräch führte Stefan Lakeband.
Zur Person:
Mechthild Schrooten ist seit 2007 Professorin für Volkswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Geld und Internationale Integration an der Hochschule Bremen. Zuvor war sie am DIW in Berlin und hatte eine Professur in Tokio inne.