Während in Israel und im Gaza-Streifen Raketen und Bomben explodieren, wachsen auch die Sorgen in der Jüdischen Gemeinde Bremens. Dies umso mehr nach den judenfeindlichen Ausschreitungen vor Synagogen in Gelsenkirchen, Hannover und anderen Orten in den vergangenen Tagen - auch wenn eine pro-palästinensische Veranstaltung mit 1500 Teilnehmern am Donnerstag auf dem Domshof friedlich verlief.
Man beobachte und bewerte die aktuellen Entwicklungen sehr genau, heißt es aus dem Innenressort. "Dazu steht die Polizei Bremen auch in ständigem und direktem Kontakt mit der jüdischen Gemeinde", sagt Sprecherin Rose Gerdts-Schiffler. Nähere Informationen könne man "aus sicherheits- und einsatztaktischen Gründen" nicht geben. Für die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen "können wir die Bremer Polizei gar nicht genug loben", betont Grigori Pantijelew, stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde. Attacken auf Mitglieder seiner Gemeinde wegen der Situation im Nahen Osten habe es bislang nicht gegeben.
Pantijelew bemüht sich zudem, Kontakt zur palästinensischen und muslimischen Gemeinde in Bremen zu halten. So habe er nach Ausbruch des aktuellen Nahostkonflikts die Leitung der Palästinensischen Gemeinde sofort um ein Gespräch gebeten. Seit dem Tod des früheren Vorstehers Salih el Sarai habe er dort jedoch keinen direkten Ansprechpartner mehr. Mit der Leitung der Schura, des religiösen Dachverbandes der Muslime in Bremen, stehe man "in einer direkten freundschaftlichen Beziehung", sagt Pantijelew. "Murat Celik ist ein vernünftiger Gesprächspartner."
Pantijelews größte Sorge derzeit ist, "dass die deutsche Mehrheitsgesellschaft sprachlos bleibt und dass die deutschen Medien weiter sich nicht auf die Seite der Juden stellen". Israel brauche eine faire Berichterstattung. Von Bremens Politikerinnen und Politikern erwarte er, dass sie "mit den Menschen arbeiten, die gegen die Juden, gegen Israel, gegen die Demokratie in Deutschland sind". Am kommenden Sonntag wolle die Jüdische Gemeinde gemeinsam mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft ab 14 Uhr auf dem Marktplatz ein Zeichen gegen den zunehmenden Antisemitismus setzen.
Explizit äußerte sich bereits am Freitag die Bremer FDP: „Die terroristischen
Raketenangriffe von Hamas und Palästinensischem Islamischen Dschihad (PID) auf Israel
erschüttern uns", sagte der Landesvorsitzende Thore Schäck. "Dass nun wieder antisemitische
Demonstrationen auf Deutschlands Straßen zu sehen sind, dass Synagogen beschmiert und
jüdische Menschen auf offener Straße angegriffen werden, ist unerträglich. Es darf keine
Toleranz gegenüber irgendeiner Form von Antisemitismus geben.“