Hält sich vor lauter Regeln bald niemand mehr an die Regeln? Diese Befürchtung treibt einen Bremer Wissenschaftler um – beim Blick auf das bisherige Krisenmanagement in Deutschland. Ein anderer findet, dass der regional unterschiedliche Umgang mit der Pandemie durchaus auch Vorteile habe. Die Handelskammer sieht es ähnlich. Alle haben gute Argumente und damit auch recht. Man sollte sich also darauf verständigen, dass die Regierungen von Bund und Ländern bislang nicht nur Mist gebaut haben.
Trotzdem deckt die Krise die Schwächen der deutschen Kleinstaaterei gnadenlos auf. So gibt es immer noch keine einheitlichen Mindeststandards für die Gesundheitsämter. Die maßgebende Instanz ist eine Art Kronrat der Kanzlerin, bestehend aus den Regierungschefs der Länder und ein paar ausgewählten Ministern – eine exekutive Kreatur, die nicht zur demokratisch-föderalen Verfassung passt, eher in eine Monarchie. Viele Gründe also, um über Verbesserungen nachzudenken. Jetzt, denn die nächste Krise kommt bestimmt.