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Forum Innenstadt Wie junge Läden es schaffen können

Viona Albiana und Viktoria Theoharova haben sich mit ihren Läden in der Bremer Innenstadt etabliert. Wie die jungen Geschäftsfrauen das geschafft haben, davon haben sie beim Forum Innenstadt erzählt.
27.04.2022, 17:02 Uhr
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Wie junge Läden es schaffen können
Von Marc Hagedorn

Die Zukunft der Innenstadt ist jung und weiblich an diesem Abend. Viona Albiana und Viktoria Theoharova sollen beim Forum Innenstadt in der Bremischen Bürgerschaft erzählen, wie sie es geschafft haben, sich im Stadtzentrum als junge Geschäftsfrauen mit ihren Läden zu etablieren. Doch bevor die beiden Frauen gleich mit der Verkehrs- und Stadtentwicklungssenatorin, mit einem Staatsrat aus dem Wirtschaftsressort, einem stadtbekannten Investor und Fachleuten über das Thema Innenstadt-Entwicklung sprechen, machen sie erst einmal Fotos im Festsaal.

Albiana und Theoharova sind sehr aktiv auf den Social-Media-Kanälen, vor allem bei Instagram. Dort haben sie eine treue Gefolgschaft; Kunden, die sich über neue Empfehlungen, neue Kollektionen, neue Trends informieren.

Von Händlern wie Theoharova und Albiana soll es in Zukunft mehr geben, um die Innenstadt attraktiver zu machen. Das ist ein erklärtes Ziel, das in der Strategie „Centrum Bremen 2030+“ festgeschrieben ist. Auf 86 Seiten mit Karten, Grafiken und vielen Spiegelstrichen haben Bau- und Wirtschaftsressort darin gemeinsam mit der Handelskammer Ideen, konkrete und visionäre, Handlungsanweisungen, große und kleine, Handlungsfelder und Prioritäten zusammengetragen. Einiges davon wurde am Dienstag beim Forum Innenstadt diskutiert.

Theoharova betreibt das Modegeschäft Huddy an der Bischofsnadel, Albiana ist mit ihrem Green Door Conceptstore im Schnoor zu Hause. Beide, sagen sie, bieten das Besondere an. Theoharova unter anderem Kapuzenpullis, die sich der Kunde nach einem Baukastenprinzip zusammenstellen kann. Bei Albiana sind es nachhaltige Produkte aus erster oder zweiter Hand, auf jeden Fall fair produziert; wiederverwendbare Abschminkpads, Untersetzer aus Makramee und Strümpfe, Kleider, T-Shirts, Schmuck.

„Wir verkaufen nicht einfach nur Ware“, sagt Theoharova, „wir verkaufen Emotionen und Werte. Und die erlebt der Kunde nicht online.“ Zwar sind sie beide im Internet mit eigenen Online-Shops zu finden, aber den größten Teil, rund 80 Prozent ihrer Umsätze, sagen sie, machten sie in ihrem Laden. „Weil den Menschen das wichtig ist: den Einkauf zu erleben, zu wissen, was genau man da eigentlich kauft und von wem.“ Online-Shopping, als eine große Bedrohung des stationären Handels in den Städten ausgemacht, verbreitet bei Theoharova und Albiana keinen Schrecken.

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Wie wird sich Bremens Innenstadt weiterentwickeln? Diese Frage treibt Politik, Verwaltung, Handel und Kunden um. Eine Antwort: Mehr Platz für die Menschen soll es geben. Zum Flanieren. Zum Ausruhen. Zum Shoppen. Und zum Schauen. Aber auch für Mieter, die hier wohnen. Für Studenten, die hier lernen und leben. Auch nach 19 Uhr soll – anders als jetzt - Leben herrschen im Zentrum.

Der Weg dorthin ist weit, darüber waren sich am Dienstag beim Forum Innenstadt alle Teilnehmer einig. „Versuchen Sie doch mal um 22 Uhr, wenn Sie von einem Konzert aus der Glocke kommen, hier irgendwo in der Nähe ein Bier oder einen Wein zu trinken“, sagt Handelskammer-Präses Eduard Dubbers-Albrecht.

Aarhus, Amsterdam, Groningen – immer wieder fallen in der Diskussion die Namen von Städten, die Bremen etwas voraushaben und die von Bremern gerne besucht werden. Für Investor Johann Christian Jacobs kein Wunder, gelinge es diesen Städten doch, woran Bremen noch immer arbeite: das Zentrum mit dem Wasser zu verbinden. Auf Bremen gemünzt: „Den Marktplatz an die Weser zu bringen.“ Jacobs versucht dieses mit dem Balge-Quartier.

Breite Einigkeit in der Sache – viele offene Fragen bei der Umsetzung. Wie viel Auto muss, wie viel Auto darf es in der Innenstadt sein? Wer sorgt für mehr Sauberkeit und Sicherheit? Wer beschleunigt Abläufe und Prozesse, wenn es um die Umsetzung von Projekten geht? Reichen die aktuellen Ideen überhaupt aus, um Investoren zu locken, oder braucht es tatsächlich noch größere Visionen und mehr Mut?

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Viona Albiana und Viktoria Theoharova glauben an die Zukunft des Standorts Innenstadt. Albianas Zielgruppe ist zwischen 18 und 35 Jahre alt. In ihrem Huddy-Geschäft, erzählt Theoharova, kauften Kunde von Mitte 20 bis Mitte 80 ein. Und egal, ob jung oder alt – „unsere Kunden sind bereit, auch etwas mehr auszugeben", sagt Theoharova, "sie sind uns sehr verbunden.“ Als ihre sogenannte Charity-Kollektion Geburtstag feierte, so Theoharova, hätten die Kunden Blumen, Karten und Schokolade mitgebracht, unvorstellbar bei Häusern großer Ketten. Überhaupt seien die Bremer „Lokalpatrioten par excellence“.

Die komplette, knapp zweistündige Veranstaltung Forum Innenstadt zur Strategie „Centrum Bremen 2030+“ ist im Internet auf Youtube abrufbar.

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