Mit Leerständen in ihrer Stadt kennt sich Simone Brüggemann bestens aus. Die Geschäftsfrau sucht ganz gezielt danach – um dann selbst mit ihren Mitstreitern in das verwaiste Ladenlokal einzuziehen. Drei Mal ist Brüggemann seit 2019 innerhalb der Osnabrücker Innenstadt schon umgezogen. Jedes Mal ganz bewusst, jedes Mal mit neuer Energie.
Simone Brüggemann und Martina Schulte sind dafür verantwortlich, dass das Prinzip Pop-Up-Store in der Stadt Osnabrück funktioniert. "Ich kann sagen, dass die Osnabrücker unser Angebot angenommen haben, egal, an welchem Standort wir gerade waren", sagt Brüggemann.

In den vergangenen Jahren sind die Probleme der Innenstädte deutlich größer geworden. Bremen bildet da keine Ausnahme. Welche Ideen gibt es, den Leerstand zu beheben? Wie sollen die Besucher die Innenstadt künftig erreichen? Wie sieht es mit der Sauberkeit und Aufenthaltsqualität aus? Und wird das Bremer Zentrum auch ein Ort, an dem wieder Familien wohnen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich unsere Redaktion in der Serie „Innenstadt – so machen es die anderen“.
Zwischenzeit 4.0 heißt die aktuelle Auflage. Seit Oktober bieten neun regionale Produzenten unter einem Dach am historischen Markt mitten in der Osnabrücker Altstadt "Sachen an, die man nicht braucht, aber die das Leben schöner machen", wie Brüggemann sagt.
Bunt ist es in dem Geschäft. Brüggemann beispielsweise verkauft unter dem Label "Dümmerkind" Taschen und Rucksäcke, die sie aus alten Lkw-Planen und Surfsegeln herstellt. Schulte bietet bunte Drucke von Osnabrücker Wahrzeichen an. Außerdem gibt es in der Zwischenzeit 4.0 Naturkosmetikprodukte, Stehlampen, die aus aufgeschnittenen Globen gemacht werden, oder umgearbeitete Notizbücher und Fotoalben aus alten Kinderbüchern.
Osnabrück schob das Projekt Pop-up-Stores 2019 an
Brüggemann ist gelernte Augenoptikerin. Sie hat Ende der 1990er-Jahre in einer Filiale am Neumarkt in Osnabrück gearbeitet. "Damals gab es viele Geschäfte in der Nachbarschaft, die hochwertige Mode oder Kosmetika angeboten haben", sagt Brüggemann. Heute ist der Neumarkt eine wenig attraktive Dauerbaustelle. Der abzweigenden Johannisstraße bescheinigte die "taz" vor einiger Zeit, sie biete "800 Meter Tristesse".
Auch die erste Auflage der Zwischenzeit ist 2019 an einem grauen Ort an den Start gegangen, einer Theaterpassage mit mehreren Leerständen. Damals waren die Wirtschaftsförderung, das Stadtmarketing und die IHK mit im Boot, schoben das Projekt Pop-Up-Store maßgeblich an, inzwischen organisieren Brüggemann und Schulte es eigenständig. Die Stadt hilft noch bei der Kontaktaufnahme oder Vermittlung, wenn wieder eine Immobilie als neuer Standort gesucht wird.
Der Idee von Pop-Up-Stores folgend, die immer nur für eine begrenzte Zeit an einem Standort bleiben und dort nur eine geringe Zwischennutzungsgebühr zahlen, müsste auch die Zwischenzeit 4.0 jetzt eigentlich wieder umziehen. Tut sie aber nicht. Brüggemann und Mitstreiter haben bis Ende Juni verlängert, den Großteil der Miete stemmen sie inzwischen selbst. "Wir könnten uns vorstellen, dass die aktuelle Adresse dauerhaft unsere Heimat wird", sagt Brüggemann. Um das Pop-Up-Projekt in Osnabrück müsste sich in Zukunft dann vermutlich jemand anderes kümmern.