Die Eröffnungszeremonie des Freimarkts rund um den Roland stößt beim Bremer Tierschutzverein auf scharfe Kritik. Vor allem der Einsatz von Pferden mitten in der Menschenmenge stößt den Tierfreunden sauer auf. Der Darsteller des Ritter Roland Mark Gelhart und der zehnjährige Carl von Reisswitz als Kleiner Roland kamen ihrer Rolle entsprechend hoch zu Ross auf den Platz. Gestartet waren sie dafür unweit vor dem Dom, wo auch die Pferdetransporter standen. "Die Tiere mussten durch eine laute Menschenmenge, während gleichzeitig direkt daneben auch noch Straßenbahnen gefahren sind", beschreibt Gaby Schwab, Sprecherin des Tierschutzvereins, das Geschehen. Pferde seien tatsächlich aber Fluchttiere, die eine solche Situation als extrem stressig empfinden. "Sie sind jedenfalls nicht dafür da, um bei Festlichkeiten zur Belustigung herhalten zu müssen." Die Tierschützer fordern daher, dass sich eine solche Aktion etwa im kommenden Jahr nicht wiederholt.
Zeremonienmeister und Moderator Dirk Böhling – im Hintergrund zugleich tatsächlicher Organisator der Veranstaltung im Auftrag des Wirtschaftsressorts – räumt zwar ein, den Besucherandrang an dem Tag unterschätzt zu haben, weist die Kritik der Tierschützer aber entschieden zurück. "Das betreffende Pferd stammt vom Reiterfanfarencorps Visbek und ist solche Menschenansammlungen sowie die Lautstärke gewohnt." Zudem habe der Halter das Pferd geführt und er sei über die gesamte Dauer dabei gewesen. Traditionell führten die Reiter des Fanfarenzuges zudem auch den Freimarktsumzug an, was der Tierschutzverein allerdings ebenfalls seit Jahren kritisiert.
Gleichwohl sieht auch Böhling nach der Premiere mit Ritter Roland Anpassungsbedarf. "Es war ja das erste Mal noch ohne Erfahrungswerte." Eine vorbereitete Gasse für die Tiere wäre sicherlich gut. Zusätzlich sollte die Straßenbahn für die Dauer der Zeremonie den Verkehr über den Marktplatz einstellen. Weil die Linien zwei und drei die Stelle trotz Eröffnungsfeier durchgehend passierten, war das Pferd währen der langsamen Vorbeifahrt direkt an der Rolandstatue zwischen den vielen Menschen für einige Minuten regelrecht festgekeilt. Nur das Pony des Kleinen Rolands war noch vor der Bahn wieder sicher zum Hänger gebracht worden. "Das war etwas unglücklich", gibt Böhling zu.
Aus Sicht der Tierschützer aber alles keine Argumente. Ihre Kritik ist grundsätzlicher Natur. "Es kann nicht sein, dass auch 2024 immer noch echte Tiere für solche Veranstaltungen herhalten müssen", sagt Schwab. Zudem könne niemand garantieren, dass auch bei einem trainierten Pferd der Fluchtreflex nicht Oberhand gewinnt. "Entsprechende Vorfälle hat es etwa beim Karneval in Köln schon gegeben." Nicht nur die Pferde würden darum gegen ihr natürliches Verhalten gezwungen, auch die Besucher seien gefährdet, wenn mittendrin ein Pferd plötzlich durchgehe.